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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 24.1876

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Heft 13
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https://doi.org/10.11588/diglit.62254#0337
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340

Illustrrrte Welt.

Vögel jetzt im Mai ja prächtig, dort schimmert die Sonne so
grüngolden durch die Baumkronen und zeichnet so schöne Kringel
auf die Blumen unter sich, welche süßen Dust entsenden und mit
den gaukelnden «Schmetterlingen geheimnißvolle Reden austauschen,
dort schwirren Junikäfer und Marienwürmchen mit den fchönsten
schwarzen Punkten, dort blühen Märchen aus jedem Halm und
rauscht und raunt es von verzauberten Prinzen und Blumenprin-
zcßchen, von der schönen tugendhaften Petersilie und dem bösen,
giftigen Menschenfeind Schierling. Dort hinaus in dieß Zauber-
reich führt Emma heut ihre Puppe. Vor den Beiden her fpringt
ein Vögelchen — es hüpft von Baum zu Baum und singt und
zwitschert munter. „Siehst Du!" sagt Emma zu ihrer kleinen
Ottilie im Wagen. „Es musizirt für uns, weil Du heut Geburts-
tag hast!" Emma macht Halt, wo die meisten Blumen stehen.
Ein Eidcchschen schlüpft aus dem Boden und raschelt vorüber.
„Hast Du gesehen, Ottilie," ruft Emma ihrem Püppchen zu,
„wie es heut so gar hellgrün gewesen ist und geglänzt hat wie
Glas, viel schöner als gestern und vorgestern? Dieß ist nur un-
seretwegen und um den Geburtstag zu feiern, und sieh' die Rosen
dort," fährt Emma zu ihrer ,Ottilie' fort, „sie sind zu Deinem
Geburtstag heut so dick geworden wie mein Ball und riechen
prächtig. Husch! Da ist ein blauer Schmetterling! Den will ich
Dir fangen, Ottilie — Du hast noch nie einen Schmetterling ge-
habt" und Emma schleicht leise zu dem Fliederbusch — ganz leise
. . . leise . .. Die Bäume werfen spielend auf sie das schönste
Sonnengold, die Vögel zwitschern süß und so glücklich-fröhlich —
die Blumen duften so viel sie können und unter Emma's Füß-
chen erheben sich Gräser und Blümchen und neigen die Köpfe und
tuscheln, und Emma sieht bei jedem Schritt ein neues schönes
Märchenreich entstehen.

Der Fischfang mit Marbascowurzekn.
(Bild S. 333.)
Zwischen dem 8. und 7. Breitegrade tritt der dem oberen
Amazonenstrom Zueilende Ucayali in die waldbedeckte Tiefebene
an der Ostfeite der Anden. Noch halb der ungestüme Gebirgs-
strom gräbt er sich hier in dem weichen Alluvialbodcn ein vielfach
gewundenes, launenhaft wechselndes Bett und überschwemmt, zur
Zeit der Schneeschmelze in den Anden, meilenweit die wenig er-
höhten Ufer, indem er beim Zurücktreten überall Teiche und
Seen zurückläßt.
Eine große Anzahl dieser Lagunen sind wirkliche Seen gewor-
den, welche meist einen Abfluß zum Ucayali besitzen. In ihren
stillen Gewässern haben sich ungeheure Massen von Fischen ange-
sammelt; sie sind für die wilden Jndianerstämme wie für die Be-
wohner der in eben diesem Gebiete beginnenden Missionen die un-
erschöpfliche Vorrathskammer, ja das nothwendigste Mittel zum
Lebensunterhalte.
Der Fischfang wird aber in solchen stehenden Gewässern auf
eine sehr summarische, in Europa, oder überhaupt in einigermaßen
kultivirten Ländern, nicht geduldete Weise, durch temporäre Wasser-
vergiftung betrieben.
Eine solche auf dem Palta-See in der Nähe der Mission von
Tierra Blanca Zu Ehren eines Gastes des dortigen Priors ver-
anstaltete Expedition schildert unser Gewährsmann Marcoy, dem
wir das beigefügte Bild und nachfolgende Schilderung verdanken.
„In früher Morgenstunde hatten sich die vom Prior zur Jagd
befohlenen Indianer, Männer und Frauen, versammelt, erstere
Ruder und Bogen und Pfeile, letztere Bündel der Barbasco- oder
Jacquiniawurzel tragend. Der Oekonom führte eine Anzahl Mat-
ten mit Steinsalz, zum Einsalzen der gefangenen Fische, mit und
die Köchin einen kleinen Kochosen nebst Bananen und Schild-
krötenfctt. Sechs große Piroguen erwarteten uns am Ufer des
Stromes und brachten uns schnell an eine Uferstelle, von wo wir
durch den Urwald in einer halben Stunde an den bezeichneten
See gelangten, der etwa eine halbe Meile lang und halb so breit
sein mochte. Eine dichte Wand von Vegetation umschloß ihn
allenthalben und spiegelte sich in den dunklen Gewässern. Ohne
Zeitverlust setzten die Indianer die auf ihren Schultern mitge-
brachten Canoes in das Wasser, schifften sich mit einigen der
Frauen ein und durchfuhren in verschiedenen Richtungen den See.
Die auf dem Vordertheil der Canoes sitzenden Frauen quetschten
während der Fahrt mit Schlägeln die mitgebrachten Wurzeln, die
sie dann in das Wasser tauchten und dort gleichsam ausrangen.
Nachdem diese Operation eine Stunde gedauert, hatte das Wasser
eine weißliche Färbung angenommen. Alsbald begann nun auch
die berauschende Wirkung des Barbasco auf die Bewohner des
Sees sich geltend zu machen; man sah, wie sie lebhaft hin und
her schossen, das Wasser mit ihren Schwänzen schlugen und die
wunderlichsten Sprünge machten. Dieß war für die Fischer das
Zeichen, um thätig zu werden, sowie einer der taumelnden Fische
Rücken oder Bauch über Wasser zeigte, durchbohrte ihn der Pfeil
eines der Indianer; indessen nur die größeren Fische wurden auf
diese Art gefangen, die kleineren wurden haufenweise mit Körben
ausgeschöpft und in die Piroguen geschüttet.
„Von den erlegten Fischen wurden einige besonders feine für
unser Mahl der Köchin überliefert, und das Resultat waren
Backfische, um die uns ein Kaiser beneidet haben würde. Die
kleine runde Lichtung, auf der wir uns niedergelassen, wurde gegen
die Sonnenstrahlen von einem dichten Schirme gewaltiger Mimo-
sen geschützt, deren Wurzeln sich aus dem stillen Gewässer er-
hoben. Ein grünliches Halblicht herrschte auf dem wunderbaren
Platze und verlieh allen sich auf demselben bewegenden Personen
ein seltsames und fast übernatürliches Aussehen; es war gleich-
sam eine Szene aus dem Elysium, in dessen dämmerung-erfüllten
Gebüschen sich die Schatten belustigten; lachende, schmausende und
trinkende Gruppen thaten sich in dem zauberischen Waldesdunkel
gütlich.
„Das phantastische Bild zu vollenden, saß auf allen unteren
Zweigen der Bäume eine Versammlung von Geiern (Urubus),
Falken und Fischadlern, die den im Uferschilf lauernden Kaimans
die Köpfe und Eingeweide der großen Fische streitig machten,
welche die Indianerinnen nebst der werthlosen Fischbrut in das
Wasser zurückwarfen.

„Dieser merkwürdige Fischfang dauerte mit verschiedenen Unter-
brechungen gegen acht Stunden. Dann wurden, noch bevor der
Tag sich neigte, die Piroguen wieder an's Ufer gezogen und mit
den inzwischen eingesalzenen Fischen, einer Masse von etwa sechs
Centnern, beladen, wieder durch den Urwald zum Ucayali getra-
gen. Eine wahre Windsbraut saufender Flügelschläge und eine
Flut durcheinander gellender und mißtönender Stimmen erfüllte,
als wir uns auf dem Rückweg kaum wenige Schritte von unserem
Rastplatze entfernt hatten, hinter uns die Luft und verkündigte
uns, daß Geier und Adler sich auf die noch rauchende Feuerstätte
herabstürzten und die Uebcrbleibsel unserer Mahlzeit sich streitig
machten."

Nisderräthsef.

Auflösung des Bilderräthsels Seite 312:


Keine Nacht ist ohne Stern.

Anagra m m.
Es leitet sicher Dir die Hand,
Daß Dn Dein Werk bringst recht zu Stand.
Sind dann die Zeichen umgestellt.
So magst Du's nirgends in der Welt,
Nicht bei des Leidens schwerer Pein,
Nicht bei dem Glanz des Glückes sein.
Auflösung der Charade Seite 312:
Wehmuth.


Auflösung des Rösselsprungs Seite 312:
Eigner Sang erfreut den Biedern,
Denn die Kunst ging längst in's Breite,
Seinen Hausbedarf an Liedern
Schafft ein Jeder selbst sich heute.
Und es kommt ihn minder theuer.
Als zur Buchhandlung zu laufen
Und der Andern matt Geleier-
Fein im Goldschnitt cinzukaufen.

Hseine Horrespondenz.


Hrn. A. Schmeling. Entweder durch Selbstverlag und in Kom-
mission geben bei irgend einem Buchhändler, oder einem Verleger die
Arbeit anbieten.
Hrn. u. Frln. O. In Frankfurt können Sie jetzt anch im Som-
mer Schlittschuh laufen; am 23. März ist dort ein Skating-Rink (Schlitt-
schuhrollbahn) eröffnet worden.
Hrn. H. P. in Thorn. Sehr liebenswürdig. Ihre Verse sind
allerliebst gewesen. — Ja, auf dem Umschlag Heft l2 der Jllustr. Welt
finden Sie die Ankündigung der Pracht-Einbanddecken.
Hrn. L. v. H. in Bl. u. Hrn. Anton Resfalg. Wir haben
sehr viel Vorrath von Derartigem, werden aber Ihre Einsendungen
prüfen.
Hrn. A. Hugo Pichler in Meißen. M. Forstm ann in
Dresden. O .... R. in Fl. Deßgleichen.
Hrn. Karl Dolla. Gabelsberger, Lehrbuch der Stenographie, be-
sorgt Ihnen jede Buchhandlung.
Ein Naturfreund an der russ. Grenze. Im vorigen Heft
sanden Sie in der Kleinen Korrespondenz das Gewünschte.
Hrn. C. v. Tr. in Katlenburg. Wir würden selbst solche Tinte
sehr gern theuer bezahlen. Uebrigens ist in Emmerich eine Fabrik, die
vortreffliche Kopirtinte liefern soll.
Hrn. Eugsue Leger. Wir haben uns nach der Adresse erkun-
digt, es war eine anonyme Anfrage; bis jetzt noch keine Auskunft.
A. B. in Nr. 60. Der Name uns unbekannt.
Privas. Bei Georg Wigand in Leipzig, übersetzt von Reinik,
erschienen. Es ist uns verwunderlich, daß Ihnen der Dialekt nicht gut
verständlich ist. Gerade in der naiven Sprache liegt ein großer Reiz, den
keine Uebersetzung wiedcrgeben kann.
Hrn. n. Frau M. T. in Breslau. Von Hrn. I)r. Heinrich
Böhme-Reich ist ein Merkchen über Kaffee erschienen. Jede Buchhand-
lnng verschafft Ihnen dasselbe.
Leser in New-Port. In Stuttgart, Berlin, Hannover finden
Sie, was Sie wünschen, vortrefflich.
Hrn. Paul Klindt. Sie haben ein hübsches Talent. Abend-
dämmerung ist stimmungsvoll und farbig. Wenn unser Raum es ge-
stattet, werden wir es bringen.
Arnold Meßner in Oels-Arnau u. A. Bleyer in Ell-
boge n. Ihre Aufgabe werden wir prüfen und wenn möglich verwen-
den. Besten Dank; der Vers ist sehr hübsch.
Richtige Lösungen von Räthfeln, Rebus, Charaden re. sind uns zu-
gegangen von: Frln. Bertha D. in A.; Hrn. Ehr. Dawartz,
Flensburg; Georg .... bach (Name unleserlich), Deutz; Franz
Tischler, Winterberg; H. Gaßner, Torgau; Ernst Edler
von Tallot, Regensburg; M. E-, Zirndorf; M. L., Heiden.
Hrn. Lief, in Straßburg. Der Form nach gut; Inhalt zu
wenig originell.

Anfragen *).
35) Wie bewahrt man die Farbe der Blüten und Blätter beim
Pressen der Pflanzen dauernd? I. M. in V.-Leipa.
36) Wie kann man Firnißölfarbenflecke vollständig aus Schafwoll-
stoff entfernen? I. in Gr.-Wardein.
37) Wie stellt man einen wasserdichten Firniß für Papier und Ge-
webe her? R. S. in Vr.
Antworten.

Auf 25: Noßhaarstosfe erhalten Sie in der Fabrik von Czrenteck
und Comp. in Breslau.

*) Beantwortungen dieser Fragen aus unserem Leserkreis werden wir mit
Vergnügen an dieser Stelle aufnehmen.

Redaktion, Druck und Verlag von Eduard Hallberger in Stuttgart.

Mit diesem Hefte wurde ausgegcben Nummer 29 und Heft 14 des
vierten Jahrgangs
von
HUlMnders
Deutsche Moman-Mbliothek
zu
Ueber Fand und Meer.
Preis für die Abonnenten von „Ueber Land und Meer" und
„Jllustrirte Welt"
in wöchentlichen Nummern von ca. 3 Bogen
nur 2 Mark pro Quartal,
in 14tägigen Heften von ca. 6 Bogen
NE" »«r 35 Pf. pro Heft. --NW
Tie bis fetzt erschienenen Nummern enthalten neben einem reichhaltigen
Feuilleton:
Mn Dokument. Roman von Karl Detlef.
Der Wauernreöelt. Roman aus der Tyrolergeschichte von
Herm. Schmid.
Verfehlte Liebe. Roman von Kans Hopfen.
Gabriel tzonroy. Roman von Bret Harte, deutsch von
Kdo Brachvogel.
Hhormaldsen's Liebe. Von Günther von Keiberg.
Die Dame vom See. Von Mar v. Schlägel.
Soeben hat darin begonnen:
Htto WrMer's neuester Roman
Der Postgraf.
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Buchhandlungen des In- und Auslandes noch jederzeit entgegen.
Die bereits erschienenen Nummern dieses Jahrgangs — durch Neudruck
ergänzt — können von neueintretenden Abonnenten nachbezogen werden.

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MEn_2-wsi Lniksrkronsn — Kreux unä 8ollrvsrt; Mberstvikl, IIociilnucisAsssliislitsu; MkllklllllMN, vss vsiEis (lolAntlm— Im Laim äsr Quellt; kVitlMrilUlNU, ckuclali I'ouro.
 
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