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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 2.1913

DOI issue:
II.1
DOI article:
Freud, Sigmund: Über einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker, [4]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.42095#0009

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IMAGO
ZEITSCHRIFT FÜR ANWENDUNG DER PSyCHO-
ANALYSE AUF DIE GEISTESWISSENSCHAFTEN
HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. SIGM. FREUD
SCHRIFTLEITUNG:
II. 1. DR. OTTO RANK / DR. HANNS SACHS 1913

Uber einige Übereinstimmungen im Seelenleben der
Wilden und der Neurotiker.
Von SIGM. FREUD.
III.
Animismus, Magie und Allmacht der Gedanken.
1.
Es ist ein notwendiger Mangel der Arbeiten, welche Gesichts*
punkte der Psychoanalyse auf Themen der Geisteswissen*
schäften anwenden wollen, daß sie dem Leser von beiden
zu wenig bieten müssen. Sie beschränken sich darum auf den
Charakter von Anregungen, sie machen dem Fachmanne Vorschläge,
die er bei seiner Arbeit in Erwägung ziehen soll. Dieser Mangel
wird sich aufs äußerste fühlbar machen in einem Aufsatz, welcher
das ungeheure Gebiet dessen, was man Animismus nennt, behan*
dein will1.
Animismus im engeren Sinne heißt die Lehre von den Seelen*
Vorstellungen, im weiteren die von geistigen Wesen überhaupt. Man
unterscheidet noch Animatismus, die Lehre von der Belebtheit der
uns unbelebt erscheinenden Natur, und reiht hier den Animalismus
und Manismus an. Der Name Animismus, früher für ein bestimmtes
philosophisches System verwendet, scheint seine gegenwärtige Be*
deutung durch E. B. Tylor erhalten zu haben2.
Was zur Aufstellung dieser Namen Anlaß gegeben hat, ist
die Einsicht in die höchst merkwürdige Natur* und Weltauffassung
1 Die geforderte Zusammendrängung des Stoffes bringt auch den Verzicht
auf eingehende Literaturnachweise mit sich. An deren Stelle stehe der Hinweis auf
die bekannten Werke von Herbert Spencer, J. G. Frazer, A. Lang, E. B. Tylor
und W. Wundt, aus denen alle Behauptungen über Animismus und Magie ent*
nommen sind. Die Selbständigkeit des Verfassers kann sich nur in der von ihm
getroffenen Auswahl der Materien sowie der Meinungen kundgeben.
2 E. B. Tylor, Primitive Culture. I. Bd., p. 425, 4. Auf!., 1903, —
W. Wundt, Mythus und Religion, II. Bd., p. 173, 1906.

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