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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 2.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.42095#0253

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242

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»Wenn wir eine Gemütsbewegung oder einen
Affekt von dem Gedanken der äußerlichen Verursachung
trennen und mit anderen Gedanken verbinden, so werden
Liebe oder Haß gegen die äußerliche Verursachung und
damit auch die Schwankungen des Gemüts, die aus
diesen Affekten entspringen, vernichtet werden. Ein
Affekt, der ein Leiden ist, hört auf ein Leiden zu sein,
sobald wir eine klare und deutliche Idee von ihm bilden.
Und es gibt keine Körpererregung und also auch keinen
Affekt, wovon wir nicht einen klaren und deutlichen
Begriff bilden könnten. Ein jeder hat die Macht, sich
und seine Affekte, wenn auch nicht absolut, so doch zum
Teil klar und deutlich zu erkennen und folglich auch zu
bewirken, daß er weniger von ihnen leide. Darauf
hauptsächlich muß daher unser Bemühen gerichtet sein,
daß wir jeden Affekt, so viel wie möglich, klar und
deutlich erkennen, damit so der Verstand, von dem
Affekt aus, zum Denken dessen bestimmt werde,
was er klar und deutlich erfaßt und worin er sich selb^
ständig beruhigt, und so der Affekt selbst von dem
Gedanken der äußerlichen Verursachung losgelöst und
mit wahren Gedanken verbunden werde.« Spinoza1.
Bücher.
DR. PALIL HÄBERLIN, Privatdozent an der LIniversität zu Basel:
Wissenschaft und Philosophie, ihr Wesen und ihr Verhältnis. II. Bd.:
Philosophie. <426 S. Basel, Kober, C. F. Spittlers Nachfolger 1912, 6 M.,
geb. 8 M.)
Es ist vielleicht nicht das höchste Lob, das man einem philosophi-
sehen Werke spenden kann, wenn man sagt, es erscheine gerade im richtigen
Zeitpunkt, es hieße jedoch die eigentliche Absicht des vorliegenden Buches
gänzlich verkennen, wenn man daran denken wollte, ihm das Prädikat des
Unzeitgemäßen zuzuerkennen. Eläberlins Buch hat eingestandenermaßen
propädeutischen Charakter und beabsichtigt, in der gegenwärtigen Krisis
klärend über das Wesen, die Aufgabe und die Möglichkeit der Philo-
sophie überhaupt zu wirken. Das wichtigste, das Wesen der Philosophie
selbst angehende Problem, vor dem unsere deutsche Philosophie heute steht,
läßt sich zusammenfassen in die Disjunktion: nur-wissenschaftliche <positL
vistische) Philosophie oder Philosophie in universalem Sinn mit dem Rechte
einer metaphysischen Position,
Der Verfasser betrachtet als »die Aufgabe der ideal gedachten Philo-
sophie einheitliche, überzeugungskräftige Problemlösung im umfassendsten
Sinne«, er stellt damit an die Philosophie die Forderung, »nicht nur umfassende
und einheitliche theoretische Wahrheit zu suchen, sondern auch harmonische
und universale Wahrheit im praktischen Sinne zu erstreben und beide zu
einer Weltanschauung zu vereinigen« <p. 4>.
Den Weg dazu bahnt sich der Verfasser durch eine eindringliche
Analyse des Wesens der praktischen Wahrheit, die im ersten Kapitel ab-
gehandelt wird, während die Probleme der theoretischen Wahrheit im ersten
Band des Werkes behandelt worden sind, und zum Teil im zweiten Kapitel
<Das Werden der Weltanschauung) noch einmal zur Sprache kommen. Dem-
gemäß beginnt dieser Band mit der Untersuchung der elementaren Tatsachen

1 Mitgeteilt von Dr. E. Simonson.
 
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