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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 10.1924

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Heft 1
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Giese, Fritz: Psychoanalytische Psychotechnik
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https://doi.org/10.11588/diglit.36527#0105
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Psychoanalytische Psychotechnik
Von Dr. Fritz Giese
Privatdozent an der Technischen Hochschule Stuttgart
I.
Obschon manchen Forschern die Verbindung zwischen psychoanalytischen
Auffassungen und dem Wirtschaftsleben mehr als gewagt erscheinen kann, muß
man bei objektiver Behandlung wirtschaftswissenschaftlicher oder insbesondere
wirtschaftspsychologischer Sachverhalte ohne weiteres zugeben, daß sehr
viele Einzelheiten durch die Psychoanalyse eine Förderung erfahren würden.
Sehr viele Einzelheiten: nicht alle.
Denn es würde ein ziemlich abwegiges Unternehmen sein, etwa pauschal
das gesamte Wirtschaftsleben als einen Ausdruck menschlicher Kultur zu
nehmen, der seine restlose Aufklärung durch Psychoanalyse erfahren dürfte.
Die Grenze, an der die Psychoanalyse unbedingt hier Halt machen muß,
sind vor allen zwei Tatbestände. Einmal die Abhängigkeit der Wirtschafts-
gestaltung von rein materiellen Zusammenhängen, die mit nur seelischen
Vorgängen nichts gemeinsam haben und die Entwicklung des Wirtschafts-
körpers von jeher bestimmen. Zweitens die notwendigerweise vorliegende
Selbständigkeit des Gebildes Wirtschaft; das objektive, überindividuelle
Dasein seiner selbst, das uns aus eben diesen Gründen ihm nur gerecht
werden macht, wenn wir teleologische, also zugleich Wertungsmaßstäbe, an
seine Existenz legen, zuletzt also vom rein Persönlichen, Massen- oder Einzel-
menschlichen dabei ganz und gar absehen. Und wenn auch dort anfänglich
noch Brücken zu einem immanenten Unbewußten — ganz ähnlich wie
bei der Gestaltung des Organischen und des überpersönlichen Unbewußten
 
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