Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 10.1924

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Hermann, Imre: Die Regel der Gleichzeitigkeit in der Sublimierungsarbeit
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36527#0443
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Regel der Gleichzeitigkeit in der
Sublimierungsarbeit
Von Dr. Imre Hermann (Budapest)

Vor kurzer Zeit wurde von Pfister (Imago VIII/i, ig33) der Freudsche
Satz weiter ausgeführt, respektive an der Hand von Beispielen erörtert,
daß primäre unverdrängte sexuelle Triebkräfte vorhanden sein
müssen, auch wo höchste Geistesfunktionen entfaltet werden. Erstere sind
Bedingungen für letztere. Man könnte versuchen, diesen Satz auch noch
anders auszudrücken und dann würde man vielleicht finden, daß er nichts
anderes besagt, als daß zur Bahnung einer höheren geistigen Funktion
einzig das Vorhandensein einer gewissen Libidomenge nicht genügend sei,
sondern daß diese Libidomenge eine sich eben frei ausbreiten wollende,
eine noch nicht angetastete sein muß.
Bedenkt man, was wir über die eine Wurzel der Fähigkeit zum
tiefen Denken (vielleicht zu tiefen Leistungen überhaupt) ausfindig machen
konnten, daß nämlich, durch eine übergangs-masochistische Grundlage
ermöglicht, der körperliche Schmerz nicht unterdrückt, nicht ver-
jagt, aber auch nicht masochistisch „genossen" oder hypochondrisch aus-
gelebt wird, sondern quasi mit Hilfe der Denktätigkeit, was den narzißti-
schen Anteil anbelangt, aufgearbeitet wird (wodurch auch die empfundene
Intensität des Schmerzes sinkt), dann steht man wieder vor derselben
Tatsache: die sich eben ausbreiten wollende (narzißtische) Libidomenge
wird einem anderen, höheren Ziele — sofort — zugeführt.
Das gleichzeitige Vorhandensein von Libidoerregungen und krampf-
haftem Denken an etwas anderes ist aus Onaniebeschreibungen bekannt
(CI. Happel, Onanieersatzbildungen, Internat. Zeitschr. f. PsA. IX/3, ig3g);
ein interessanter Fall, die heterosexuelle Libido betreffend, ist von R. K.
 
Annotationen