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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 10.1924

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Heft 4
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Kritiken und Referate
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https://doi.org/10.11588/diglit.36527#0451
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KRITIKEN UND REFERATE

Dr. KARL ABRAHAM: Giovanni Segantini, ein psychoanalytischer
Versuch. 2., revidierte und ergänzte Auflage. Leipzig und Wien, Franz Deuticke
ip2g. (Schriften zur angewandten Seelenkunde. XI. Heft.)

Dieses Werk gehört zu den frühesten
erfolgreichen Versuchen, die Anwendung
der Psychoanalyse auf das Verständnis
des künstlerischen Schaffens, auch des
bildenden Künstlers, auszudehnen. Den
besonderen Schwierigkeiten dieses Pro-
blems ließ sich nur durch einen glück-
lichen Griff bei der Auswahl des Materials
und durch außergewöhnliche Gründlich-
keit und Geschicklichkeit bei seiner Be-
handlung begegnen. Daß Abraham bei-
den Anforderungen gerecht geworden ist,
steht schon längst fest und braucht aus
einmal ausgesprochen zu werden. Beson-
dere Hervorhebung verdient hingegen der

Nachtrag, in welchem der Autor den Nach-
weis führt, wie genau seine Feststellungen
durch die späteren Forschungen, bei denen
seinen eigenen klinischen Erfahrungen kein
geringer Anteil zukam, bestätigt worden
sind. Das Zwanghafte des Kreislaufes vom
Glück durch Enttäuschung, Feindschaft und
Depression hindurch bis zur künstlerischen
Überwindung wirft ein neues Licht auf
Segantinis Leben; auch läßt sich erst jetzt
verstehen, warum die Phantasie des zu
melancholischen Verstimmungen neigen-
den Künstlers so stark zu dem Bildnis
der dem Kinde Nahrung gebenden Mutter
hinstrebte.
Dr. Hanns Sachs (Berlin).

Dr. GONZALO R. LAFORA: Estudio psicolojico del cubismo y del expresio-
nismo. Archivos de Neurobiolojia. Tomo III. Nuna. 2. Madrid ig22.

Ausgehend von den Freudschen An-
schauungen über die künstlerische Schöp-
fung unternimmt es der Autor, die ku-
bistischen und expressionistischen Kunst-
werke psychologisch zu deuten. Es finden
sich in dieser Arbeit sehr interessante,
mit Beweisen belegte Zusammenfassungen
über Ursprung und Entwicklung dieser
beidenRichtungen,über die psychologische
Analyse ihrer ästhetischen Anschauungen
und über die nahe Verwandtschaft zwischen
der modernen und der schizoiden Kunst.
Den Zeichnungen der Primitiven, der

Kinder und der Schizophrenen sind beson-
dere Kapitel gewidmet. Der Arbeit ist
ein reichhaltiges Illustrationsmaterial bei-
gegeben, in dem wir Picasso und Chagas als
die Hauptvertreter dieser beiden Rich-
tungen finden.
In seiner Studie kommt Lafora zu fol-
genden Schlußfolgerungen:
Die ultramoderne Kunst ist nur eine
Rückkehr zur primitiven Ausdrucksform
des menschlichen Gedankens, d. h. zur
 
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