Beiträge zur Psychologie der Trauer- und
Bestattungsgebräuche
Von Hans Zulliger (Ittigen, Bern)
i
Die langen Herbstferien hatten eben begonnen, als mir ein Mädchen
meiner Klasse meldete, Emma S., eine meiner Schülerinnen sei im Spitale
gestorben. Ich möge mit den Mitschülern ein Lied erlernen, das wir der
Verstorbenen ins Grab singen würden. Ich erklärte mich einverstanden
unter der Bedingung, daß die Botin die Mitschüler aufbiete und am Abend
genügend Stimmen vertreten seien; denn ich zweifelte, ob die schulmüden
Schüler leicht zu bewegen wären, den für viele so langen Weg zum Schul-
haus, von dem sie die Ferien eben befreit hatten, wieder zu gehen.
Am Abend fand ich im Schulzimmer die Klasse fast vollzählig vor,
es waren sogar außer den meinen noch Schüler anderer Klassen herge-
kommen. Wir erlernten ein Lied und gingen zwei Tage nachher zum
Begräbnis, das in Bern stattfand. Die Klasse hatte einen Kranz mit einem
weißen Bande gekauft. Darauf stand in goldenen Lettern der Spruch: „Die
Liebe hört nimmer auf!"
Nach den Ferien erhielt ich eine Anzahl von freiwilligen schriftlichen
Arbeiten aus meiner Klasse, die von dem Todesfälle handelten und mich
auf den Gedanken brachten, dieses Material zusammenzustellen und psycho-
logisch zu sichten.
Ich beginne mit den Berichten der Knaben der Klasse, die der intro-
versiveren Wesensart dieser Altersstufe (13- bis tgjährig) entsprechend
spärlicher ausgefallen sind als diejenigen der gleichaltrigen Mädchen.
Bestattungsgebräuche
Von Hans Zulliger (Ittigen, Bern)
i
Die langen Herbstferien hatten eben begonnen, als mir ein Mädchen
meiner Klasse meldete, Emma S., eine meiner Schülerinnen sei im Spitale
gestorben. Ich möge mit den Mitschülern ein Lied erlernen, das wir der
Verstorbenen ins Grab singen würden. Ich erklärte mich einverstanden
unter der Bedingung, daß die Botin die Mitschüler aufbiete und am Abend
genügend Stimmen vertreten seien; denn ich zweifelte, ob die schulmüden
Schüler leicht zu bewegen wären, den für viele so langen Weg zum Schul-
haus, von dem sie die Ferien eben befreit hatten, wieder zu gehen.
Am Abend fand ich im Schulzimmer die Klasse fast vollzählig vor,
es waren sogar außer den meinen noch Schüler anderer Klassen herge-
kommen. Wir erlernten ein Lied und gingen zwei Tage nachher zum
Begräbnis, das in Bern stattfand. Die Klasse hatte einen Kranz mit einem
weißen Bande gekauft. Darauf stand in goldenen Lettern der Spruch: „Die
Liebe hört nimmer auf!"
Nach den Ferien erhielt ich eine Anzahl von freiwilligen schriftlichen
Arbeiten aus meiner Klasse, die von dem Todesfälle handelten und mich
auf den Gedanken brachten, dieses Material zusammenzustellen und psycho-
logisch zu sichten.
Ich beginne mit den Berichten der Knaben der Klasse, die der intro-
versiveren Wesensart dieser Altersstufe (13- bis tgjährig) entsprechend
spärlicher ausgefallen sind als diejenigen der gleichaltrigen Mädchen.