Psychoanalytische Psychotechnik
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sierte Sachverhalte nahe. Wir wissen aus den therapeutischen Analysen sehr
genau, wie oft dort ausgesprochene Sexualkonflikte zustande kamen. Diese
erotisierte Stimmungslage wird etwa benützt, um für eine Schreibmaschine
Reklame zu machen. Bildet man nur ein Tippfräulein mit dem Fabrikat
ab, kann man sagen, daß dies ebenso selbstverständlich sei wie die Dar-
stellung des Drehers bei der Industriereklame für Revolverautomaten oder
genormte Passungen. Wird dagegen — wie sehr häufig — nicht nur das
Tippfräulein, sondern auch der diktierende Chef dargestellt, und liegt zudem
in den Mienen der Personen zeichnerisch ein entsprechender Ausdruck, so
kann die Rubrizierung des Reklamegegenstandes nicht zweifelhaft sein. Das
gleiche gilt für Abbildungen, die im Beiwerk Stigmata einschlägiger Art
bieten; kokettes Strumpfwerk oder Halsausschnitte des dargestellten Maschinen-
personals. Es ist mir aufgefallen, daß die englische Reklame bei Bureau-
artikeln wie auch anderen Branchen sachlicher Natur viel mehr mit dem
Mann zu operieren scheint, als die kontinentale. Ich denke hiebei an
Reklamen für Schreibgeräte, besonders Füllfederhalter und Bleistifte. Doch
muß auch diese Beeinflussung durch völkerpsychologische Struktur eines
Konsumentenstammes noch untersucht werden.
Eine eigentümliche Stellung in der Reklame nimmt das Tier ein. Auch
bei ihm kommen allgemein gesprochen emotionale Motive hinzu. Natürlich
wird man niemals eine Reklame hieherrechnen, deren Inhalt mit Tieren
zu tun hat oder wo die Namenswahl des Fabrikats Tierdarstellung nahe-
legt. (Beispiel fürs erste Hundekuchen; für den zweiten Fall etwa die Dar-
stellung des Löwen als Marke für ein „Löwenbräu".)
Wenn eine Sammlung von Sprachführern und Wörterbüchern durch
eine Reihe aufrechtsitzender Pinguine oder ein Lackfabrikat durch einen
Pinscher mit Pinsel im Maul versinnbildlicht wird — ohne daß irgend-
welche sonstigen Beziehungen äußerer Art bestehen, etwa wie beim Pelikan
der Pelikanfabrikate der Firma Günther-Wagner — so muß man fragen,
was hier reklametechnisch als Reizwert gesucht wird? Es entsteht vielfach
der Humor auf der Basis des Verständnisses für die Kreatur und es ist
reklamepsychologisch zugleich bekannt, daß dieses Verständnis für die Wesen
unter uns, die wohlwollende Humanität, in der Reklame der germanischen
Völker eine stärkere Rolle spielt als bei den romanischen beispielsweise.
Der Reklamekünstler rührt mit seinem Text an diese schlummernde Eigen-
schaft des Wohlwollens mit der Schwäche; man wird aber zugleich die
Beziehungen zwischen Mensch und Tier im Spieltrieb erinnern und so
verstehen, warum vermutlich eine spätere Forschung auch diese Fälle in
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sierte Sachverhalte nahe. Wir wissen aus den therapeutischen Analysen sehr
genau, wie oft dort ausgesprochene Sexualkonflikte zustande kamen. Diese
erotisierte Stimmungslage wird etwa benützt, um für eine Schreibmaschine
Reklame zu machen. Bildet man nur ein Tippfräulein mit dem Fabrikat
ab, kann man sagen, daß dies ebenso selbstverständlich sei wie die Dar-
stellung des Drehers bei der Industriereklame für Revolverautomaten oder
genormte Passungen. Wird dagegen — wie sehr häufig — nicht nur das
Tippfräulein, sondern auch der diktierende Chef dargestellt, und liegt zudem
in den Mienen der Personen zeichnerisch ein entsprechender Ausdruck, so
kann die Rubrizierung des Reklamegegenstandes nicht zweifelhaft sein. Das
gleiche gilt für Abbildungen, die im Beiwerk Stigmata einschlägiger Art
bieten; kokettes Strumpfwerk oder Halsausschnitte des dargestellten Maschinen-
personals. Es ist mir aufgefallen, daß die englische Reklame bei Bureau-
artikeln wie auch anderen Branchen sachlicher Natur viel mehr mit dem
Mann zu operieren scheint, als die kontinentale. Ich denke hiebei an
Reklamen für Schreibgeräte, besonders Füllfederhalter und Bleistifte. Doch
muß auch diese Beeinflussung durch völkerpsychologische Struktur eines
Konsumentenstammes noch untersucht werden.
Eine eigentümliche Stellung in der Reklame nimmt das Tier ein. Auch
bei ihm kommen allgemein gesprochen emotionale Motive hinzu. Natürlich
wird man niemals eine Reklame hieherrechnen, deren Inhalt mit Tieren
zu tun hat oder wo die Namenswahl des Fabrikats Tierdarstellung nahe-
legt. (Beispiel fürs erste Hundekuchen; für den zweiten Fall etwa die Dar-
stellung des Löwen als Marke für ein „Löwenbräu".)
Wenn eine Sammlung von Sprachführern und Wörterbüchern durch
eine Reihe aufrechtsitzender Pinguine oder ein Lackfabrikat durch einen
Pinscher mit Pinsel im Maul versinnbildlicht wird — ohne daß irgend-
welche sonstigen Beziehungen äußerer Art bestehen, etwa wie beim Pelikan
der Pelikanfabrikate der Firma Günther-Wagner — so muß man fragen,
was hier reklametechnisch als Reizwert gesucht wird? Es entsteht vielfach
der Humor auf der Basis des Verständnisses für die Kreatur und es ist
reklamepsychologisch zugleich bekannt, daß dieses Verständnis für die Wesen
unter uns, die wohlwollende Humanität, in der Reklame der germanischen
Völker eine stärkere Rolle spielt als bei den romanischen beispielsweise.
Der Reklamekünstler rührt mit seinem Text an diese schlummernde Eigen-
schaft des Wohlwollens mit der Schwäche; man wird aber zugleich die
Beziehungen zwischen Mensch und Tier im Spieltrieb erinnern und so
verstehen, warum vermutlich eine spätere Forschung auch diese Fälle in