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Dr. Imre Hermann
sönlichkeit dieses Malers eingehend gewürdigt wird/ — In der Ver-
breitung der formalen Schritte, im Hange zum Formalismus des Denkens
sehen wir somit die Handerotik und den Todesgedanken (Todeswunsch,
Todesfurcht, Todestrieb?) mitwirken. Da, um zu unserem jetzigen Haupt-
thema zurückzukehren, im formalen Denken ein gewisser Typus der Denker
heimisch sein muß, soll wenigstens vermutungsweise auch die fakultogene
Wirkung des Todesgedankens (Todestriebes) ausgesprochen werden.^
Wir haben die Augen schon, als fakultogenes Organ, herangezogen.
Nicht nur im Zusammenhänge von Schaulust und Forschung, wie es
Winterstein statuiert (a. a. O. S. 185, 186). Das Auge und seine ero-
genisierte Umgebung, die „hohe Stirne" (siehe S. 411) ergibt, wenn auch
nur die organische, Grundlage für die Überzeugung des Voraussehens.
Als eine psychische Grundlage sind möglicherweise die rasch folgenden
Geburten der drei Geschwister anzusehen. Fechner war dieser Über-
zeugung sehr nahe. „Die Menschen haben von jeher bedeutungsvolle
Träume und Ahnungen gehabt." (Kleine Schriften, S. 186.) „Gern hörte
er abenteuerliche Szenen, Gespenstergeschichten, Visionen, Halluzinationen,
Ahnungen und Geistererscheinungen erzählen und war immer bereit, darüber
zu disputieren, aber er nahm bald Partei, bald Gegenpartei . . ." (Kuntze,
S. 276). Er will den Geist eines jeden vergrößert wissen, denn je mächtiger
der Geist, „eine desto weiter greifende Folge dessen was geschehen wird
und geschehen soll, vermag er vorauszusehen und vorauszubestimmen".
(Zend-Avesta, II, S. 24g.) Wenn uns mehr Rückerinnerungen von unseren
Träumen blieben, so würden wir öfters vorbedeutenden Träumen begegnen.
(Zend-Avesta, II, 317.) Man vergleiche dazu den vorbedeutenden Traum
der Dame, die ihm während der Krankheit den Appetit wiedergab, und den
vorbedeutenden Sinn der Zahl 77 in der letzten Phase der Krankheit.
„Die Rätsel unseres jetzigen Geisteslebens", so heißt es im „Rüch-
lein", „der Durst nach Erforschung der Wahrheit, die uns zum Teil hier
nichts frommt, . . . gehen aus ahnenden Vorgefühlen hervor, was uns alles
1) Die Hand, welche in den Gestaltungen im reinsten Dienste des Lebens-
triebes steht, wird auch ein reiner Diener des — nach auswärts gewendeten —
Todestriebes. In der Menschwerdung, mit der Angewöhnung der aufrechten Haltung,
wird die Hand und der Arm zur Lebenserhaltung, zum Kampfe stets im wachsenden
Grade, der Mund aber in abnehmendem Maße benutzt (Darwin, Die Abstammung
des Menschen, II).
2) Der Todesgedanke, das Erlebnis des Todes (des Fernseins) gibt auch dem Ideali-
sieren einen mächtigen Antrieb (Ideal = eidolon = Seele eines T oten. R o h e im: Nach dem
Tode des Urvaters. Imago, IX, 192g). Krankenanalysen besagen auch dasselbe.
Dr. Imre Hermann
sönlichkeit dieses Malers eingehend gewürdigt wird/ — In der Ver-
breitung der formalen Schritte, im Hange zum Formalismus des Denkens
sehen wir somit die Handerotik und den Todesgedanken (Todeswunsch,
Todesfurcht, Todestrieb?) mitwirken. Da, um zu unserem jetzigen Haupt-
thema zurückzukehren, im formalen Denken ein gewisser Typus der Denker
heimisch sein muß, soll wenigstens vermutungsweise auch die fakultogene
Wirkung des Todesgedankens (Todestriebes) ausgesprochen werden.^
Wir haben die Augen schon, als fakultogenes Organ, herangezogen.
Nicht nur im Zusammenhänge von Schaulust und Forschung, wie es
Winterstein statuiert (a. a. O. S. 185, 186). Das Auge und seine ero-
genisierte Umgebung, die „hohe Stirne" (siehe S. 411) ergibt, wenn auch
nur die organische, Grundlage für die Überzeugung des Voraussehens.
Als eine psychische Grundlage sind möglicherweise die rasch folgenden
Geburten der drei Geschwister anzusehen. Fechner war dieser Über-
zeugung sehr nahe. „Die Menschen haben von jeher bedeutungsvolle
Träume und Ahnungen gehabt." (Kleine Schriften, S. 186.) „Gern hörte
er abenteuerliche Szenen, Gespenstergeschichten, Visionen, Halluzinationen,
Ahnungen und Geistererscheinungen erzählen und war immer bereit, darüber
zu disputieren, aber er nahm bald Partei, bald Gegenpartei . . ." (Kuntze,
S. 276). Er will den Geist eines jeden vergrößert wissen, denn je mächtiger
der Geist, „eine desto weiter greifende Folge dessen was geschehen wird
und geschehen soll, vermag er vorauszusehen und vorauszubestimmen".
(Zend-Avesta, II, S. 24g.) Wenn uns mehr Rückerinnerungen von unseren
Träumen blieben, so würden wir öfters vorbedeutenden Träumen begegnen.
(Zend-Avesta, II, 317.) Man vergleiche dazu den vorbedeutenden Traum
der Dame, die ihm während der Krankheit den Appetit wiedergab, und den
vorbedeutenden Sinn der Zahl 77 in der letzten Phase der Krankheit.
„Die Rätsel unseres jetzigen Geisteslebens", so heißt es im „Rüch-
lein", „der Durst nach Erforschung der Wahrheit, die uns zum Teil hier
nichts frommt, . . . gehen aus ahnenden Vorgefühlen hervor, was uns alles
1) Die Hand, welche in den Gestaltungen im reinsten Dienste des Lebens-
triebes steht, wird auch ein reiner Diener des — nach auswärts gewendeten —
Todestriebes. In der Menschwerdung, mit der Angewöhnung der aufrechten Haltung,
wird die Hand und der Arm zur Lebenserhaltung, zum Kampfe stets im wachsenden
Grade, der Mund aber in abnehmendem Maße benutzt (Darwin, Die Abstammung
des Menschen, II).
2) Der Todesgedanke, das Erlebnis des Todes (des Fernseins) gibt auch dem Ideali-
sieren einen mächtigen Antrieb (Ideal = eidolon = Seele eines T oten. R o h e im: Nach dem
Tode des Urvaters. Imago, IX, 192g). Krankenanalysen besagen auch dasselbe.