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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Breuer, Robert: Der Verkäufer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0199

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INNEN-DEKORATION

177

als prädestinierter Industrie-
staat begriffen wird, der Kauf-
mann von dem Instinkt der
Bevölkerung nicht so respek-
tiert wird wie etwa der Offi-
zier, der Arzt oder der Ge-
lehrte. Wie kommt es, daß
es beinahe selbstverständlich
ist, den Kommis hinter dem
Studenten rangieren zu lassen.
Warum gehört der Intellektuelle
ohne weiteres zur guten Ge-
sellschaft, während der Kauf-
mann seinen Anspruch auf
solche Zugehörigkeit erst er-
weisen muß. Das liegt nicht
an der besseren Erziehung,
noch etwa an der größeren
Bildung, liegt nicht an der
Abstammung, am Adel oder
dergleichen Dingen. Daran
liegt es: daß von dem Offi-
zier, vom Arzt und vom Ge-
lehrten selbstverständlich und

■(7YC> VI

STAND-UHR. MESSING MIT EBENHOLZ.

llngt angenommen wird,
1 Gewinn, nach Geld, vielmehr, er diene, er erfülle
gegen die Gesamtheit, den Staat, die Mensch-

er trachte nicht zuerst

Jachten

eit- Darum verachtet man unreparierbar einen Forscher,
Sp-r Um. eines Profites willen auch nur haaresbreit von
(jener Uberzeugung weicht; verachtet man einen Offizier,
Augenblick der Not auch nur ein gerechtfertigtes

von Selbsterhaltungstrieb zeigt.

und

en an Mensch-

lenschenkia
lndividu

lichkeit der Menschheit
leisten, das ist es, was
Sle in den Augen aller
emPorhebt. Dabei ist es
offenbar, daß auch sie für
lllre Leistungen Geld be-
kommen. Niemals aber wür-
de man das Werk Bismarcks
an seinem Ministergehalt
dessen; während es bei dem
Kommis und bei dem Bör-
senkönig immer sofort heißt:
was verdient er. Ein Börsen-
jobber wird dadurch erst
fair. daß er für wohltätige
Zwecke, für Kulturaufgaben
spendet- die Arbeit des
Geistlichen, des Lehrers, des
Uaiversitätsprofessors ist an
*lch schon eine Kultur-
'eistung. Darauf also
wird es ankommen, daß
auch der Kaufmann,
^er Kommis, der Ver-
käufer und der Acqui-
Slteur ihre Arbeit nicht
für die eigene
1asche, sondern für das
Wohl der Gemeinschaft

Das, was diese

ARCHITEKT ALFRED ALTHERR. TISCH-LEUCHTER IN MESSING
MIT EINSATZ FÜR BLUMEN AUS DEM SPEISE - ZIMMER S. l6l.
AUSFÜHRUNG: J. C. SPINN & SOHN NACHFOLGER — BERLIN.

tun. Das läßt sich aber nicht anders erreichen, als
dadurch, daß das Geschäft nie allein um des Geschäftes
willen, daß es nicht gegen die Überzeugung und gegen
das Gewissen, selbst zum Schaden des Käufers und
zum Nachteil der Gemeinschaft vollzogen wird. Wenn
es erst selbstverständlich ist, daß jede Produktion, jedes
Stück Ware, jeder Verkauf, einen Fortschritt zur Charakter -
gcstaltung des Volkes darstellt, wenn jeder Profit der Firma

und des Einzelnen zugleich
eine Mehrung des natio-
nalen Reichtums darstellt,
dann hat der Kaufmann und
der Kommis, der Verkäufer
und der Acquisiteur ein An-
recht auf die Würde, die
heute noch allein den
ideellen Berufen angeboren
scheint. Einst hatte der
Kaufmann solcheWürde;
da galt er mehr als der
Soldat, der ein vater-
landsloser Söldner war,
galt er mehr als der
Quacksalber, der auf
Jahrmärkten herumzog.
— Der Verkäufer muß
die ganze Bedeutung seines
Berufes und seiner Aktion
erkennen; er soll begreifen,
wieviel er dazu beitragen
kann, die Produktion voran
zu treiben und zu erhöhen.
Fr soll aber auch keine
Mühe scheuen, das Publikum
aufzuklären und anzuleiten.
Gewiß, es ist leichter, allen
Wünschen nachzugeben und
seine eigene richtigere Mei-
nung an den Nagel zu hängen;
 
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