DOI article:
Kessler, Eva: Wiener Kunsthandwerk
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0198
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INNEN-DEKORATION
hatte, wurde endlich
stiller, und diese Be-
ruhigung fand auch
ihren Ausdruck in einer
Verfeinerung des Ge-
schmacks, einer Ver-
edelung von Formen
und Farben. Die Grün-
dung der Wiener Werk-
stätte folgte. Nach dem
Kriege heftiges Bemü-
hen, alle Reste von
Formprägungen und
Willenstendenzen der
Sezession auszuschal-
ten und zu überwinden,
um endlich den zeit-
gemäßen Ausdruck in
der Gestaltung von
Haus und Gerät zu
finden; ein Wand-
lungsprozeß, der heute
noch nicht ganz ge-
klärt ist. — Neben
diesem knappen Um-
riß aber seien noch
geschichtliche Einzel-
heiten vermerkt, da
sie aufs anschaulichste
und lebendigste dar-
tun, daß immer wieder
von Wien Anregungen
ausgegangen sind, die
den kunstgewerblichen
Markt hoben und be-
lebten. Ich erwähne
hier das Beispiel der
künstlerischen Email-
schmelzerei, die aus
ältester vorchristlicher
Zeit, aus China, Per-
1 sien, Ägypten und By-
^'jjjjE zanz überliefert, im
^^^HI^^^^HI^^^MBBBBIB^^BBBBBBB^BBBHHBBii^^^^^HBBIil^MI Mittelalter
verfeinert wurde (wie
PROFESSOR OSWALD HAERDTL »VORRAUM DER WOHNUNO A.« EICHE NATUR UND SCHLEIFLACK . ,
germanische und ro-
manische Kunstwerke
beweisen), um dann
nach einer Zeit höch-
rischen Antrieben und kraftvollem Aufschwung war, ster Blüte gegen Ende des 18. Jahrhunderts als
da hier das Streben bestand, in einem Übermaß an Kunsttechnik für fast 100 Jahre vollständig in Ver-
dekorativem Beiwerk und Ornament den künstle- gessenheit zu geraten. Als in den achtziger Jahren
rischen Zeitausdruck neu zu gestalten. Es war dies durch die Restaurierung alter Kunstwerke in fast
ein Streben, das von vornherein die Gefahr der Er- allen Ländern Europas der Wunsch erwachte, wieder-
starrung in sich trug. Trotzdem war jenes neue um Emailarbeiten auf neuer Grundlage herzustellen,
Wollen damals von wesentlicher Bedeutung: ihm förderte das Österreichische Museum für Kunst und
lag die Erkenntnis einer neuen Zeit zugrunde, die Industrie diese Bestrebungen. Das chemische Labo-
nach eigener Formgestaltung verlangte. Das Für und ratorium der Wiener Kunstgewerbeschule schuf
Wider der Meinungen, das jene Bewegung ausgelöst unter der Leitung von Professor Linke und Adam
INNEN-DEKORATION
hatte, wurde endlich
stiller, und diese Be-
ruhigung fand auch
ihren Ausdruck in einer
Verfeinerung des Ge-
schmacks, einer Ver-
edelung von Formen
und Farben. Die Grün-
dung der Wiener Werk-
stätte folgte. Nach dem
Kriege heftiges Bemü-
hen, alle Reste von
Formprägungen und
Willenstendenzen der
Sezession auszuschal-
ten und zu überwinden,
um endlich den zeit-
gemäßen Ausdruck in
der Gestaltung von
Haus und Gerät zu
finden; ein Wand-
lungsprozeß, der heute
noch nicht ganz ge-
klärt ist. — Neben
diesem knappen Um-
riß aber seien noch
geschichtliche Einzel-
heiten vermerkt, da
sie aufs anschaulichste
und lebendigste dar-
tun, daß immer wieder
von Wien Anregungen
ausgegangen sind, die
den kunstgewerblichen
Markt hoben und be-
lebten. Ich erwähne
hier das Beispiel der
künstlerischen Email-
schmelzerei, die aus
ältester vorchristlicher
Zeit, aus China, Per-
1 sien, Ägypten und By-
^'jjjjE zanz überliefert, im
^^^HI^^^^HI^^^MBBBBIB^^BBBBBBB^BBBHHBBii^^^^^HBBIil^MI Mittelalter
verfeinert wurde (wie
PROFESSOR OSWALD HAERDTL »VORRAUM DER WOHNUNO A.« EICHE NATUR UND SCHLEIFLACK . ,
germanische und ro-
manische Kunstwerke
beweisen), um dann
nach einer Zeit höch-
rischen Antrieben und kraftvollem Aufschwung war, ster Blüte gegen Ende des 18. Jahrhunderts als
da hier das Streben bestand, in einem Übermaß an Kunsttechnik für fast 100 Jahre vollständig in Ver-
dekorativem Beiwerk und Ornament den künstle- gessenheit zu geraten. Als in den achtziger Jahren
rischen Zeitausdruck neu zu gestalten. Es war dies durch die Restaurierung alter Kunstwerke in fast
ein Streben, das von vornherein die Gefahr der Er- allen Ländern Europas der Wunsch erwachte, wieder-
starrung in sich trug. Trotzdem war jenes neue um Emailarbeiten auf neuer Grundlage herzustellen,
Wollen damals von wesentlicher Bedeutung: ihm förderte das Österreichische Museum für Kunst und
lag die Erkenntnis einer neuen Zeit zugrunde, die Industrie diese Bestrebungen. Das chemische Labo-
nach eigener Formgestaltung verlangte. Das Für und ratorium der Wiener Kunstgewerbeschule schuf
Wider der Meinungen, das jene Bewegung ausgelöst unter der Leitung von Professor Linke und Adam