Hermann. Holländische Literatur.
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Körper, 4. Sciagraphie. Schattenlehre sowohl bei Sonnenlicht wie bei künstlicher
Beleuchtung.
Durch Berechnung eine perspektivische Abbildung zu bekommen, ist das Streben
des Jacob de Vlaming, welcher im Jahre 1773 zu Amsterdam eine Arbeit darüber
herausgibt unter dem Titel: Kort zaamenstel der perspectief op eene geheele
nieuwe wyze; afgeleid uit de gronden der driehoeksmeetinge20). Hier wird mit Hilfe
des Grund- und Aufrisses des Gegenstandes seine perspektivische Abbildung
bestimmt.
Mehr und mehr erlangt die theoretische Perspektive und was mit ihr zusammen-
hängt, das Übergewicht und es erscheint im Jahre 1775 zu Amsterdam von demselben
Autor eine Hand-leiding in de Spiegel-perspectief21). Wiewohl nicht fehlerlos, bezeugt
dieses Buch doch wohl, daß der Schreiber eine gute Einsicht in die Sache hat.
Im Jahre 1783 sehen wir wieder einmal eine anatomische Arbeit das Licht der
Welt erblicken, betitelt: Aanleiding tot de Kennis der anatomie, in de teekenkunst,
betreklyk tot het Menschbeeld22), im Verlage von J. Yntema zu Amsterdam. Ver-
fasser dieser anatomischen Abhandlung ist Ploos van Amstel, Mitdirektor der
Amsterdamschen Kunstakademie. Kupferstiche mit Abbildungen von Knochen und
Muskeln sind dem Buche hinzugefügt.
Die Perspektive läßt den Fachleuten jedoch keine Ruhe. Der mehr genannte
Autor Caspar Philips gibt im Jahre 1788 wieder ein Buch über diesen Gegenstand
heraus mit einem sehr langen Titel, wie es damals üblich war. Auch hier wird
darnach getrachtet, durch Berechnung das Bild zu finden. Diese Arbeit ist als eine
Fortsetzung des durch J. de Vlaming herausgegebenen Buches zu betrachten.
Bevor wir nun ein neues Jahrhundert betreten, muß eine Abhandlung von
Petrus Camper erwähnt werden, die zu Utrecht bei B. Wild und J. Altheer im
Jahre 1791 erschien. Nach dem Tode des Verfassers durch seinen Sohn heraus-
gegeben, handelt dieses Werk über die äußerliche Form der Menschen mit Bezug
auf die verschiedenen Rassen und der Lebzeit, über die Schönheit der antiken
Figuren und geschnittenen Steine, mit einem Anhang über eine neue Manier, um
Köpfe von allerlei Menschen mit Sicherheit zu zeichnen.
Man kann wohl merken, daß wir jetzt in einem neuen Jahrhundert sind; die
vor uns liegende Fachliteratur ist sehr ausgedehnt. Ob das nun dadurch kommt,
daß wir hier besser orientiert sind, oder daß wirklich mehr Aufmerksamkeit dem
Zeichen- und Fachunterricht allerseits geschenkt wird, will ich hier nicht unter-
suchen. Jedenfalls interessiert man sich mehr wie früher für den Zeichenunterricht
und auch Holland kann sich dem Einfluß der allgemeinen Strömung nicht ver-
schließen. Der Vollständigkeit halber müßte ich auch die Lehrbücher nennen,
welche sich mit dem eigentlichen Fachunterricht beschäftigen. Dann müßte jedoch
jedes einzelne Fach berücksichtigt werden, eine Arbeit, die hier weniger Interesse
hat, und ich werde mich deshalb nur mit den Werken beschäftigen, die im engsten
Zusammenhang mit dem Zeichenunterrichte stehen.
Im Jahre 1804 erscheint bei A. und J. Honkop zu Leiden: De Kunst van Teke-
nen en Schilderen in Waterverwen23) und so weiter, ein Titel,, zu lang um hier im
ganzen wieder gegeben zu werden. Es ist dieses Buch eine Übersetzung aus dem
Englischen durch A. Fokke Simonsz, enthält zwei Kupferstiche und hat den Zweck,
auch dem Ungeübtesten, das Abbilden von Landschaften und allerlei Sachen in der
kürzesten Zeit zu lehren. Aus dem Jahre 1805 ist nur zu nennen: De Kunst om in
Perspectief te teekenen24) usw., ebenso eine Übersetzung aus dem Englischen und
auch zu Leiden herausgegeben.
Wir werden sehen, daß man auf verschiedenen Wegen das Endziel zu erreichen
dachte und daß immer mehr der geometrische Weg betreten wird. Als eine Folge
davon muß nun wohl ein im Jahre 1807 erschienenes Buch betrachtet werden, das
zum Verfasser H. Numan hat und den Titel trägt: De beoefening der teekenkunst,
1773.
1775.
1783.
1788.
1791.
1804.
1805.
1807.
20) Kurze Zusammenstellung der Perspektive, nach einer ganz neuen Weise, abge-
leitet aus den Grundsätzen der Dreiecksmessung.
21) Leitfaden der Spiegelperspektive.
22) Anleitung zur Kenntnis der Anatomie in der Zeichenkunst, mit Bezug auf
den menschlichen Körper.
23) Die Kunst des Zeichnens und Malens mit Wasserfarben.
24) Die Kunst perspektivisch zu zeichnen.
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Körper, 4. Sciagraphie. Schattenlehre sowohl bei Sonnenlicht wie bei künstlicher
Beleuchtung.
Durch Berechnung eine perspektivische Abbildung zu bekommen, ist das Streben
des Jacob de Vlaming, welcher im Jahre 1773 zu Amsterdam eine Arbeit darüber
herausgibt unter dem Titel: Kort zaamenstel der perspectief op eene geheele
nieuwe wyze; afgeleid uit de gronden der driehoeksmeetinge20). Hier wird mit Hilfe
des Grund- und Aufrisses des Gegenstandes seine perspektivische Abbildung
bestimmt.
Mehr und mehr erlangt die theoretische Perspektive und was mit ihr zusammen-
hängt, das Übergewicht und es erscheint im Jahre 1775 zu Amsterdam von demselben
Autor eine Hand-leiding in de Spiegel-perspectief21). Wiewohl nicht fehlerlos, bezeugt
dieses Buch doch wohl, daß der Schreiber eine gute Einsicht in die Sache hat.
Im Jahre 1783 sehen wir wieder einmal eine anatomische Arbeit das Licht der
Welt erblicken, betitelt: Aanleiding tot de Kennis der anatomie, in de teekenkunst,
betreklyk tot het Menschbeeld22), im Verlage von J. Yntema zu Amsterdam. Ver-
fasser dieser anatomischen Abhandlung ist Ploos van Amstel, Mitdirektor der
Amsterdamschen Kunstakademie. Kupferstiche mit Abbildungen von Knochen und
Muskeln sind dem Buche hinzugefügt.
Die Perspektive läßt den Fachleuten jedoch keine Ruhe. Der mehr genannte
Autor Caspar Philips gibt im Jahre 1788 wieder ein Buch über diesen Gegenstand
heraus mit einem sehr langen Titel, wie es damals üblich war. Auch hier wird
darnach getrachtet, durch Berechnung das Bild zu finden. Diese Arbeit ist als eine
Fortsetzung des durch J. de Vlaming herausgegebenen Buches zu betrachten.
Bevor wir nun ein neues Jahrhundert betreten, muß eine Abhandlung von
Petrus Camper erwähnt werden, die zu Utrecht bei B. Wild und J. Altheer im
Jahre 1791 erschien. Nach dem Tode des Verfassers durch seinen Sohn heraus-
gegeben, handelt dieses Werk über die äußerliche Form der Menschen mit Bezug
auf die verschiedenen Rassen und der Lebzeit, über die Schönheit der antiken
Figuren und geschnittenen Steine, mit einem Anhang über eine neue Manier, um
Köpfe von allerlei Menschen mit Sicherheit zu zeichnen.
Man kann wohl merken, daß wir jetzt in einem neuen Jahrhundert sind; die
vor uns liegende Fachliteratur ist sehr ausgedehnt. Ob das nun dadurch kommt,
daß wir hier besser orientiert sind, oder daß wirklich mehr Aufmerksamkeit dem
Zeichen- und Fachunterricht allerseits geschenkt wird, will ich hier nicht unter-
suchen. Jedenfalls interessiert man sich mehr wie früher für den Zeichenunterricht
und auch Holland kann sich dem Einfluß der allgemeinen Strömung nicht ver-
schließen. Der Vollständigkeit halber müßte ich auch die Lehrbücher nennen,
welche sich mit dem eigentlichen Fachunterricht beschäftigen. Dann müßte jedoch
jedes einzelne Fach berücksichtigt werden, eine Arbeit, die hier weniger Interesse
hat, und ich werde mich deshalb nur mit den Werken beschäftigen, die im engsten
Zusammenhang mit dem Zeichenunterrichte stehen.
Im Jahre 1804 erscheint bei A. und J. Honkop zu Leiden: De Kunst van Teke-
nen en Schilderen in Waterverwen23) und so weiter, ein Titel,, zu lang um hier im
ganzen wieder gegeben zu werden. Es ist dieses Buch eine Übersetzung aus dem
Englischen durch A. Fokke Simonsz, enthält zwei Kupferstiche und hat den Zweck,
auch dem Ungeübtesten, das Abbilden von Landschaften und allerlei Sachen in der
kürzesten Zeit zu lehren. Aus dem Jahre 1805 ist nur zu nennen: De Kunst om in
Perspectief te teekenen24) usw., ebenso eine Übersetzung aus dem Englischen und
auch zu Leiden herausgegeben.
Wir werden sehen, daß man auf verschiedenen Wegen das Endziel zu erreichen
dachte und daß immer mehr der geometrische Weg betreten wird. Als eine Folge
davon muß nun wohl ein im Jahre 1807 erschienenes Buch betrachtet werden, das
zum Verfasser H. Numan hat und den Titel trägt: De beoefening der teekenkunst,
1773.
1775.
1783.
1788.
1791.
1804.
1805.
1807.
20) Kurze Zusammenstellung der Perspektive, nach einer ganz neuen Weise, abge-
leitet aus den Grundsätzen der Dreiecksmessung.
21) Leitfaden der Spiegelperspektive.
22) Anleitung zur Kenntnis der Anatomie in der Zeichenkunst, mit Bezug auf
den menschlichen Körper.
23) Die Kunst des Zeichnens und Malens mit Wasserfarben.
24) Die Kunst perspektivisch zu zeichnen.