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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

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Heft 1
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Studniczka, Franz: Herakles bei den Leichenspielen des Pelias auf der Kypseloslade
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https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0061
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HERAKLES BEI DEN LEICHENSPIELEN DES
PELIAS AUF DER KYPSELOSLADE

Auf dem von Brunn, Löschcke und Klein mit Erfolg betretenen Wege tran-
scendentaler Interpretation der Bildwerke des korinthischen Weihgeschenks im Heraion
hat zuletzt Erich Pernice weiterzugehen versucht1. Die fragliche Stelle der Be-
schreibung lautet2: μετά δέ του Άμφιαράου την οικίαν έστιν άγων δ έπ'ι Ιίελία και οι θεώ-
μενοι τους άγωνιστάς· πεποίηται δέ 'Ηρακλής έπι θρόνω καθήμενος, και όπισθεν γυνή αυτού·
ταυτης τής γυναικδς επίγραμμα μέν άπεστιν ήτις έστί, Φρυγίοις δέ αύλεΐ και ούχ Έλληνικοΐς
αυλοις· ήνιοχοΰντες δέ συνωρίδα Πίσος έστιν κ. τ. λ. Dieser Herakles, hinter dem ein
langbekleideter Flötenspieler steht — wie Benndorf einleuchtend die »Frau« umge-
deutet hat3 —, soll nach Pernice in Wahrheit zu dem vorhergehenden Bilde ge-
hören, wie in dessen auf Vasen erhaltenen Wiederholungen vor den Pferden des
Amphiaraos ein Mann oder Greis, auf der korinthischen Vase in Berlin4 Halimedes
genannt, am Boden hockt oder auf einem Stuhle sitzt. Diese von Overbeck5 ziem-
lich rückhaltlos gebilligte Umdeutung hat bereits Brunn kurz und treffend zurück-
gewiesen6. Da mir aber seine eigene Anordnung des ganzen Bildes nicht durchaus
richtig und die Bedeutung des Herakles an dieser Stelle noch nicht erkannt scheint,
halte ich die nachfolgende, im Wesentlichen vorher niedergeschriebene Darlegung
nicht für überflüssig.
Ausgehend von der Thatsache, dafs Pausanias die Beschreibung der ersten
Chora rechts beginnt, stellt Pernice zunächst, in Übereinstimmung mit Klein7, gegen
Brunn und Overbeck überzeugend fest, dafs sich die Zweigespanne in den Wett-
spielen, gleich den Läufern, von rechts nach links auf den Festgeber Akastos zu be-
wegten, wie auf der korinthischen Vase. Im Gegensätze zu dieser entnimmt er aus
dem Wortlaute dieselbe Richtung auch für den Auszug des Amphiaraos, was Brunn
längst aus der symmetrischen Responsion dieses Bildes mit dem Hydrakampfe ge-
schlossen hatte8. Dann aber fährt Pernice fort: »Im Weiteren erblickte Pausanias einen
Herakles und hinter diesem einen Flötenspieler, das heifst Herakles hatte sein Ant-
litz der Amphiaraosdarstellung zugewandt. Gehörte Herakles wirklich als Zuschauer
zu den Leichenspielen, dann hätte zuerst der Plötenspieler genannt werden müssen,
welcher όπισθεν αύτου stand.« Hiergegen hat schon Brunn6 erwidert, dafs wir kein

!) Jahrbuch III 1888 S. 365 f.
2) Pausan. 5> 17> 9·
3) Bei Klein, Sitz.-Ber. d. Wiener Akad. 1884
CVIII S. 56.
4) Furtwängler Nr. 1655, Wiener Vorlegebl. 1889
Taf. 10.
5) Ber. d. Sachs. Ges. 1892 S. 4. Gr. Plastik I4
S. 65 *.

6) Gr. Kunstgesch. I S. 174 t· Vgl. Furtwängler,
Meisterwerke S. 728, 1.
7) A. a. O. S. 71 f. Dafs Klein (vgl. S. 75) den
Plerakles von den Gespannen durch eine Ecke
trennen mufs, gehört zu den Unmöglichkeiten
seiner wohl allgemein als grundverfehlt anerkann-
ten Reconstruction.
8) Rhein.Mus. 1847 V S.335, vgl. Kunstgesch.I S.177.
 
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