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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 22.1907

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Pfuhl, Ernst: Zur Darstellung von Buchrollen auf Grabreliefs
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https://doi.org/10.11588/diglit.44282#0141
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E. Pfuhl, Zur Darstellung von Buchrollen auf Grabreliefs.

verbessere; ein Knabe steht daneben und blickt zu ihm auf. Es liegt am nächsten,
hier einen Lehrer oder einen Beamten zu erkennen.
Birts Ausführungen über Rollenbündel und Kästen werden durch die Grab-
reliefs stark ergänzt und berichtigt. Das Hauptmaterial ist bereits im zweiten
Teil meines »Beiwerks« enthalten, doch bin ich dort absichtlich nicht auf Einzel-
heiten eingegangen; ich mache deshalb noch einige Angaben darüber. Das Rollen-
bündel in den Händen des Dieners wurde bereits bei Motiv II erwähnt. Am
Boden steht es auf einem ostgriechischen Relief aus der Kaiserzeit. 58 Mehrfach
begegnet es auf dem Wandgesims, dessen Bedeutung Jahrbuch XX 1905 S. ißOff.
erörtert ist; dort stehen auch häufig Kästen aller Formen, 59 mit Füßen und ohne
solche, fast immer niedriger als die gewöhnlich daran lehnenden Rollen, die folg-
lich darin nur liegen, nicht stehen konnten. Das
Liegen der Rollen ist also ebenso wie das Vor¬
kommen von Füßen an den Kästen für die
jüngere Zeit geradesogut bezeugt wie für die
ältere. Daß die Kästen zu allen Zeiten Füße
haben konnten, versteht sich eigentlich von
selbst, ebenso, daß die Griechen Kästen ein¬
fachster Form nicht von den Ägyptern zu ent-
Profilierung
acherkästen,
während sie sich anderw’ärts nachweisen läßt.* 59 60
Daß Kästen, Rollen und Bündel von solchen
auch frei im Hintergrund schwebend dargestellt
wurden, sahen wir bereits.61
Zum Schluß mag noch ein von Birt ohne
Angabe von Gründen für christlich gehaltenes
Grabrelief in seine Typenreihe eingefügt werden.
Leider kann ich nur auf Grund der Skizze auf S. 327 urteilen. Eine Stele von gewöhn-
lichen hellenistisch-römischen Formen trägt oben die Inschrift Αίγλη Ζωίλου χαίρε,
darunter das Relief: eine Frau von vorn in Chiton und Mantel, die Rechte anbetend
erhoben, im linken Arm einen Gegenstand, den Kaibel für eine Urne, Birt für einen
Codex oder ein Teuchos hält; links am Boden ein Kasten, nach Birt für Bücher.
Einzeldarstellungen von Toten im Gestus der Anbetung lassen sich von den atti-
schen Grabreliefs an bis in die Spätzeit verfolgen. Das attische Relief bei Conze
Taf. 152 zeigt die Tote in Seitenansicht, in der gesenkten Rechten eine Kanne.
Es ist offenbar eine Priesterin, denn die Kanne ist typisch in der Hand der Die-

lehnen brauchten; die ägyptische
fehlt gerade bei den ältesten I

Abb. 12. Grabrelief in London.


58) Ath. Mitt. VI 1881 S. 127, 1885, S. 123L Das
Bündel liegt nicht, sondern steht.
59) Das Berliner Relief Nr. 768 (Birt S. 255) ist
also durchaus nicht singulär; dagegen vergleicht
Birt das Oxforder Relief bei Michaelis S. 562
Nr. 89 mit Unrecht s. o. S. 114 Anm. 2.

60) z. B. am Grabmal von Lampträ, Winter, Athen.
Mitt. XII 1887/. S. ii2f.
61) Oben S. 120 und Abb. 7 (?). Ein Rollenbündel,
kein Kamm, scheint auch auf einem Relief in
Verona dargestellt zu sein, Dütschke IV Nr. 401,
Phot. G. R. 642; darunter ein großes Diptychon.

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