F. Studniczka, Der Rennwagen im syrisch-phönikischen Gebiet.
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tenen achtspeichigen (weiter unten) noch das vierspeichige Rad, wie es in Ägypten
bloß am Anfang des neuen Reiches vorkommt (N. S. 16), unter anderem auch an
dem erhaltenen Holzwagen Rosellinis zu Florenz (N. 1, Taf. 1, woher unsere Abb.
S. 147, nach Wilkinson2 I S. 236). Die hier ersichtliche Befestigung des Joches
und Form der Jochgabeln ist an dem Retenuwagen 1 auch primitiver.
Weit häufiger abgebildet sind die Kriegswagen der nordsyrischen
Hethiter.
Aus den großen Darstellungen von Hethiterschlachten der 19. Dynastie genügt
hier als Probe des normalen Hethiterwagens
2 (Abb.). Aus den Reliefs Ramses II. in Abu Simbel, nach Rosellini a. a.
Ο. I 103 bei Helbig, Hom. Epos2 S. 132, 25, woher unser Bild, wie schon bei
N. 17, Taf. 4.
Das Gespann gleicht zumeist dem ordinären ägyptischen. Auch das sechs-
speichige leichte Rad. Nur ist die geschlossene Wagenbrüstung hier senkrecht
gestreift, was eine dort unerhörte Bretterverschalung andeuten dürfte. Ferner steht,
im Widerspruche zu der ägyptischen Regel, die nur seltene Ausnahmen leidet
(N. S. i8f.), der Wagenboden nicht mit der Hinterkante auf der Achse, sondern
erscheint nach hinten verschoben. Noch weitergeführt, bis zu zentraler Stellung,
zeigen diese Verschiebung andere Wagen derselben Reliefs, besonders N. 19. Die
Kasten sind eben schwerer, wohl auch etwas größer als in Ägypten, da sie nicht
wie dort nur zwei (N. S. 18), sondern regelmäßig drei Männer zu tragen haben,
Krieger, Lenker und »Schalisch«, wie später in Assyrien (Abb. S. 155). Dennoch
überwiegt hier noch die Verwandtschaft mit dem ägyptischen Wagen.
Dagegen zeigt einen ganz anderen, unägyptischen Typus
j (Abb.), eines von den vereinzelten, eher wohl Könige oder Feldherren als
fremde Bundesgenossen auszeichnenden Gespannen des unter 2 angeführten Reliefs;
unsere Abb., gleich N. 20, Taf. 4, nach Rosellini I 103 umgezeichnet.
Der Wagenkasten hat die Gestalt eines hohen Rechtecks, dessen Querstreifen
wieder Bretterverschalung andeuten dürften, und steht mit der Mitte auf der Rad-
achse. Er erinnert an den Ochsenkarren der unter Ramses III. zu Medinet Habu
dargestellten wandernden Philister (Rosellini I 128, Wilkinson2 I S. 249) und an plau-
stra der klassischen Völker, denen sich, hier besonders beachtenswert, der Königs-
wagen des Gordios aus dem ans Hethiterreich grenzenden Phrygien anschließt
(N. S. 80). Doch hat wohl schon der Götterwagen eines altbabylonischen, frag-
mentierten Reliefs zu Berlin — N. 20a, jetzt bei Ed. Meyer, Sumerier und
Semiten (Abhandl. d. pr. Akad. 1906) Taf. 8 S. 52 £, ohne Kenntnis der Be-
sprechung Nuoffers nicht durchaus richtiger gedeutet — dieselbe schlichte Grund-
form, nur eher mit Brüstung aus Korbgeflecht. Der schwere Holzkasten kehrt
dann erst im 8. und 7. Jahrhundert am spätassyrischen Schlachtwagen zurück, aber
nach dort herkömmlicher Art wieder mit der Hinterkante auf die Achse gestellt
(Abb. S. 170)· Damals siegt auch das achtspeichige Rad unseres hethitischen Kasten-
Ävagens endgültig über das früher auch in Assur herrschende sechsspeichige.
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tenen achtspeichigen (weiter unten) noch das vierspeichige Rad, wie es in Ägypten
bloß am Anfang des neuen Reiches vorkommt (N. S. 16), unter anderem auch an
dem erhaltenen Holzwagen Rosellinis zu Florenz (N. 1, Taf. 1, woher unsere Abb.
S. 147, nach Wilkinson2 I S. 236). Die hier ersichtliche Befestigung des Joches
und Form der Jochgabeln ist an dem Retenuwagen 1 auch primitiver.
Weit häufiger abgebildet sind die Kriegswagen der nordsyrischen
Hethiter.
Aus den großen Darstellungen von Hethiterschlachten der 19. Dynastie genügt
hier als Probe des normalen Hethiterwagens
2 (Abb.). Aus den Reliefs Ramses II. in Abu Simbel, nach Rosellini a. a.
Ο. I 103 bei Helbig, Hom. Epos2 S. 132, 25, woher unser Bild, wie schon bei
N. 17, Taf. 4.
Das Gespann gleicht zumeist dem ordinären ägyptischen. Auch das sechs-
speichige leichte Rad. Nur ist die geschlossene Wagenbrüstung hier senkrecht
gestreift, was eine dort unerhörte Bretterverschalung andeuten dürfte. Ferner steht,
im Widerspruche zu der ägyptischen Regel, die nur seltene Ausnahmen leidet
(N. S. i8f.), der Wagenboden nicht mit der Hinterkante auf der Achse, sondern
erscheint nach hinten verschoben. Noch weitergeführt, bis zu zentraler Stellung,
zeigen diese Verschiebung andere Wagen derselben Reliefs, besonders N. 19. Die
Kasten sind eben schwerer, wohl auch etwas größer als in Ägypten, da sie nicht
wie dort nur zwei (N. S. 18), sondern regelmäßig drei Männer zu tragen haben,
Krieger, Lenker und »Schalisch«, wie später in Assyrien (Abb. S. 155). Dennoch
überwiegt hier noch die Verwandtschaft mit dem ägyptischen Wagen.
Dagegen zeigt einen ganz anderen, unägyptischen Typus
j (Abb.), eines von den vereinzelten, eher wohl Könige oder Feldherren als
fremde Bundesgenossen auszeichnenden Gespannen des unter 2 angeführten Reliefs;
unsere Abb., gleich N. 20, Taf. 4, nach Rosellini I 103 umgezeichnet.
Der Wagenkasten hat die Gestalt eines hohen Rechtecks, dessen Querstreifen
wieder Bretterverschalung andeuten dürften, und steht mit der Mitte auf der Rad-
achse. Er erinnert an den Ochsenkarren der unter Ramses III. zu Medinet Habu
dargestellten wandernden Philister (Rosellini I 128, Wilkinson2 I S. 249) und an plau-
stra der klassischen Völker, denen sich, hier besonders beachtenswert, der Königs-
wagen des Gordios aus dem ans Hethiterreich grenzenden Phrygien anschließt
(N. S. 80). Doch hat wohl schon der Götterwagen eines altbabylonischen, frag-
mentierten Reliefs zu Berlin — N. 20a, jetzt bei Ed. Meyer, Sumerier und
Semiten (Abhandl. d. pr. Akad. 1906) Taf. 8 S. 52 £, ohne Kenntnis der Be-
sprechung Nuoffers nicht durchaus richtiger gedeutet — dieselbe schlichte Grund-
form, nur eher mit Brüstung aus Korbgeflecht. Der schwere Holzkasten kehrt
dann erst im 8. und 7. Jahrhundert am spätassyrischen Schlachtwagen zurück, aber
nach dort herkömmlicher Art wieder mit der Hinterkante auf die Achse gestellt
(Abb. S. 170)· Damals siegt auch das achtspeichige Rad unseres hethitischen Kasten-
Ävagens endgültig über das früher auch in Assur herrschende sechsspeichige.