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KREIS MOSBACH.

besondere Bestimmung. Es enthält noch jetzt den Sitz der Oekonomie-Verwaltung, die
■Rentei, und ist ein Werk des Abtes Engelbert Schaffner, dessen reich verziertes
Abts-Wappen mit der Jahreszahl 1742 sich über dem in der Mitte des zweistöckigen
Baues gelegenen schönen Portal befindet. Eine zweiarmige Freitreppe auf weitgespanntem
Rundbogen mit Sandstein-Balustre führt zum hochgelegenen Erdgeschoss. Die Fenster
heben sich durch ihre Sandstein-Umrahmung auch hier wirkungsvoll von der geputzten
Wandfläche ab. (Zwei schöne kupferne Wasserspeier an der Front scheinen neuern
Ursprungs zu sein).

Den Abschluss des Wirthschaftshofes im Westen und Norden bilden heute noch
dieselben Baulichkeiten: „Pferd- und viheställ1' (No. 11 u. 12), die bei Merian zu
sehen und dort mit m und 0 bezeichnet sind. Sämmtlich massiv errichtet und nach dem
äussern Bezirk nur mit kleinen Licht-Oeffntmgen versehen, ersetzen sie zugleich an den
betr. Stellen die Klostermauer. In der Nordwestecke führt eine Pforte in's Freie und eine
kleine Brücke über den an der ganzen Westfront des Klosters entlang laufenden Mühl-
graben.

Die bei Merian am Haupt-Eingange gelegenen Baulichkeiten: das vordere Thorhaus (n),
die Andreas- oder Pfarrkapelle (f), das innere Gasthaus (p) und das äussere Gasthaus (q)
mit der Ziegelhütte (f) sind vom Erdboden verschwunden, ebenso wie die erst unter Abt
Engelbert (s. Krämer 1. c. pag. 96) neu errichtete Thor-Anlage mit der Statue des
h. Bernhard über der Durchfahrt. [Die Statue ist der Tradition zufolge nach Dörlesberg
(s. unten S. 96) auf den Friedhof versetzt worden]. Ihre Stelle nehmen jetzt zum Theil
ein: 1) das Gewächshaus und 2) das neue Gasthaus.
Gewächshaus Das Gewächshaus (No. 7) mit dem davorliegenden Nutz-Garten verdankt seine

Entstehung dem prunkliebenden Abte A m b r o s B a 1 b u s, der (laut Chronostichon) im
Jahre 1774 zur Feier der fünfzigsten Wiederkehr des Tages seines Eintritts in's Kloster
auch das an der ganzen Front dieses Baues sich hinziehende dekorative Fresco-(?) Gemälde
anfertigen Hess. Die figurenreiche Darstellung stellt in der schwulstigen Weise der Zeit
mittelst zweier am Fusse einer Pyramide in der Mitte des Bildes gelagerter allegorischer
Figuren (Flora und Pomona) die Freuden des ländlichen Lebens und in deren reicher, z. Th.
exotischer Umgebung die Manigfaltigkeit der Naturgaben dar, während durch die Gruppen
in den beiden Pavillons an den Enden des Budes die Liebhaberei des Prälaten für Musik
und gelehrtes Wesen ihren Ausdruck findet. Unter der Pyramide ist das Abtswappen
mit dem üblichen Chronostichon angebracht. Trotzdem durch die geschickte Anbringungs-
weise des Gemäldes auf einer weit ausladenden Voute die Bildfläche nach Möglichkeit
vor Schnee und Regen geschützt erscheint, hat sich doch der Putz bereits an vielen
Stellen von dem gegitterten Grunde getrennt, so dass der gänzliche Ruin des Werkes
binnen Kurzem zu erwarten steht.
Gasthaus Das jetzige Gasthaus (No. 8) an der Stelle der ehemaligen »äussern Wirthschaft«

und der darangebauten Schmiede (q und r bei Merian) gelegen, ist ein stattlicher massiver
Putzbau mit Sandstein-Gewänden in der Art der übrigen Nutzbauten ohne nennenswerthe
Eigenthümlichkeiten. Das inmitten der nach Norden gelegenen Hauptfront angebrachte
Wappen bezeichnet, inUebereinstimmungmit den Angaben des L. Krämer (1. c. pag. 95),
Abt Joseph Hartmann als den Erbauer.
Mauer Von der ehemals das ganze Klostergebiet umziehenden Malier sind nur die Theile

verschwunden, an deren Stelle die oben besprochenen Neubauten getreten sind. Im
 
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