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Memorie: Zerstörte und beseitigte Denkmäler
desselben Vulpert von Ders, ebenfaUs mit einer Infchrift. Weiter führt Bourdon ß
den Crabßein des 1494 verdorbenen Domßitolaßers Gerhard von Ehrenberg an, den
er besonders rühmt. Das Biid des Toten war tief und kunstvoll aus rotem Sandstein
herausgearbeitet. Die Figur iag unter einem Baldachin und hie!t den Keidi in den
Händen. Auch die Erzinfchrift war zu Bourdons Zeiten noch erhalten. Vielleicht iß
dies das Denkmal, das die oben genannten älteren Anßchten der Memorie an der
Oßwand aufgerichtet, links neben dem Eingang zum Ägidienchörlein, zeigen. Jeden-
falls aber iß es identisch mit dem Stein, der 1842 zusammen mit dem Stein des Kan-
tors Konrad Rau von Holzhaufen im Südflügel des Kreuzgangs endgiltig zur Ruhe
kam. Es wird von ihm unten unter Nr. 35 die Rede fein.
Am 31. März 1556 bewilligt das Domkapitel,2) daß dem verßorbenen Herrn Domkußos
Chrißian von Gleichen ein Epitaphium in der Memorie errichtet werde, an einem Ort,
da es am wenigßen hinderlich. Ob das je gefchah, wißen wir nicht: die alten Befchrei-
bungen kennen das Denkmal nicht. Erhalten hat ßch keine Spur von ihm. Neben dem
oben betriebenen Epitaph Martins von Heufenßamm befand ßch einß das des Dom-
herrn Wolfgang von Heufenßamm (geß. 1594), das dann in den Dom kam. Ich habe es
oben S. 283 betrieben. Hier iß nur nachzutragen, daß der Domherr urfprünglich
vor einem tönen Bild des Gekreuzigten kniete (vgl. das Epitaph von der Gabelenß,
oben S. 280), das feit dem Jahre 1722 abhanden gekommen war,3) und daß das
Hauptrelief nach Bourdon 4) eine Kreuzabnahme darßeilte. Ob Bourdon hier ungenau
iß und in der Dreieinigkeit (oder dem Schmerzensßuhl) eine Kreuzabnahme fah,
oder ob das heutige Mittelßück des Altars nicht mehr das urfprüngliche iß, vermag
ich nicht zu fagen. Auch im Ägidienchörlein befand ßch an der Wand auf der Epißel-
feite noch ein Marmordenkmal. Es zeigte in der Mitte das Wappen des Domherrn
Chrißoph von Graenrod (geß. 1601)A) Auch von diefem kleinen Epitaph hat ßch ein
Reß — der Sockel mit der Intrift — erhalten. Wir werden ihm bei der Betreibung
der Denkmäler des Kreuzgangs (auf Nr. 68) wieder begegnen.
Von Grabdenkmälern des 17. und 18. Jahrhunderts fanden im Kreuzgang ihre
Aufßellung: die Grabplatte des Truchfeß Leopold Friedrich von Waldburg (f. dort bei
Nr. 40). Bourdon verzeichnet ße unter Nr. 19 der Grabplatten der Memorie; ferner
das oben erwähnte Denkmal der beiden Domkapitulare von Meßenhaufen (f. bei
Nr. 72) und fein fpäteres Gegenßück, das Denkmal des Domkapitulars von Hedders-
dorf (f. bei Nr. 69), das urfprünglich in der Ecke neben dem Eingang in die Nikolaus-
kapelle angebracht war. In der Öffnung des 1703 zugemauerten romanijchen Portals
hatte man das Denkmal des Domkapitulars von Franckenßein (J- 1703) aufgeßellt,
jeßt ßeht es im Hofe des Kreuzgangs an der Außenwand der Kapellen (f. Nr. 84).
Haben die feeren Schickfale des Domes ton auf die Steindenkmäler verheerend
gewirkt, fo ßnd andere Gattungen von Denkmälern noch viel übler gefahren.
Gudenus zählt noch zehn Bronzetafeln in der Memorie auf, Epitaphien aus den
Jahren 1544—1595. Bourdon nennt ausdrücklich acht, darunter zwei mit der Infchrift:
„Chrißian Klapperbach zu Mainß goß mich" (nach 1573 und im Jahre 1591): es iß
keine einzige mehr vorhanden. Und ebenfo ßnd die Holzfchilde verfchwunden, die
einß in großer Zahl die Memorie (chmückten. Man pflegte die Wappen adliger Per-
fonen, die im Bereich des Domes (oder auch anderswo?) beßattet waren (auf Holz-
fchilde gemalt), im Dom, fei es in der Kirche oder in einer Kapelle, in der Memorie
ß S. 17); SchaabH S. 91 und S. 132. ß Domkapitelprotokolle in Würzburg, Band 15.
s) Bourdon S. 148. ß Ebenda. Gudenus II S. 868 gibt den Gegenßand des Epitaphs
nicht an. ß Bourdon S. 119, 14.
Memorie: Zerstörte und beseitigte Denkmäler
desselben Vulpert von Ders, ebenfaUs mit einer Infchrift. Weiter führt Bourdon ß
den Crabßein des 1494 verdorbenen Domßitolaßers Gerhard von Ehrenberg an, den
er besonders rühmt. Das Biid des Toten war tief und kunstvoll aus rotem Sandstein
herausgearbeitet. Die Figur iag unter einem Baldachin und hie!t den Keidi in den
Händen. Auch die Erzinfchrift war zu Bourdons Zeiten noch erhalten. Vielleicht iß
dies das Denkmal, das die oben genannten älteren Anßchten der Memorie an der
Oßwand aufgerichtet, links neben dem Eingang zum Ägidienchörlein, zeigen. Jeden-
falls aber iß es identisch mit dem Stein, der 1842 zusammen mit dem Stein des Kan-
tors Konrad Rau von Holzhaufen im Südflügel des Kreuzgangs endgiltig zur Ruhe
kam. Es wird von ihm unten unter Nr. 35 die Rede fein.
Am 31. März 1556 bewilligt das Domkapitel,2) daß dem verßorbenen Herrn Domkußos
Chrißian von Gleichen ein Epitaphium in der Memorie errichtet werde, an einem Ort,
da es am wenigßen hinderlich. Ob das je gefchah, wißen wir nicht: die alten Befchrei-
bungen kennen das Denkmal nicht. Erhalten hat ßch keine Spur von ihm. Neben dem
oben betriebenen Epitaph Martins von Heufenßamm befand ßch einß das des Dom-
herrn Wolfgang von Heufenßamm (geß. 1594), das dann in den Dom kam. Ich habe es
oben S. 283 betrieben. Hier iß nur nachzutragen, daß der Domherr urfprünglich
vor einem tönen Bild des Gekreuzigten kniete (vgl. das Epitaph von der Gabelenß,
oben S. 280), das feit dem Jahre 1722 abhanden gekommen war,3) und daß das
Hauptrelief nach Bourdon 4) eine Kreuzabnahme darßeilte. Ob Bourdon hier ungenau
iß und in der Dreieinigkeit (oder dem Schmerzensßuhl) eine Kreuzabnahme fah,
oder ob das heutige Mittelßück des Altars nicht mehr das urfprüngliche iß, vermag
ich nicht zu fagen. Auch im Ägidienchörlein befand ßch an der Wand auf der Epißel-
feite noch ein Marmordenkmal. Es zeigte in der Mitte das Wappen des Domherrn
Chrißoph von Graenrod (geß. 1601)A) Auch von diefem kleinen Epitaph hat ßch ein
Reß — der Sockel mit der Intrift — erhalten. Wir werden ihm bei der Betreibung
der Denkmäler des Kreuzgangs (auf Nr. 68) wieder begegnen.
Von Grabdenkmälern des 17. und 18. Jahrhunderts fanden im Kreuzgang ihre
Aufßellung: die Grabplatte des Truchfeß Leopold Friedrich von Waldburg (f. dort bei
Nr. 40). Bourdon verzeichnet ße unter Nr. 19 der Grabplatten der Memorie; ferner
das oben erwähnte Denkmal der beiden Domkapitulare von Meßenhaufen (f. bei
Nr. 72) und fein fpäteres Gegenßück, das Denkmal des Domkapitulars von Hedders-
dorf (f. bei Nr. 69), das urfprünglich in der Ecke neben dem Eingang in die Nikolaus-
kapelle angebracht war. In der Öffnung des 1703 zugemauerten romanijchen Portals
hatte man das Denkmal des Domkapitulars von Franckenßein (J- 1703) aufgeßellt,
jeßt ßeht es im Hofe des Kreuzgangs an der Außenwand der Kapellen (f. Nr. 84).
Haben die feeren Schickfale des Domes ton auf die Steindenkmäler verheerend
gewirkt, fo ßnd andere Gattungen von Denkmälern noch viel übler gefahren.
Gudenus zählt noch zehn Bronzetafeln in der Memorie auf, Epitaphien aus den
Jahren 1544—1595. Bourdon nennt ausdrücklich acht, darunter zwei mit der Infchrift:
„Chrißian Klapperbach zu Mainß goß mich" (nach 1573 und im Jahre 1591): es iß
keine einzige mehr vorhanden. Und ebenfo ßnd die Holzfchilde verfchwunden, die
einß in großer Zahl die Memorie (chmückten. Man pflegte die Wappen adliger Per-
fonen, die im Bereich des Domes (oder auch anderswo?) beßattet waren (auf Holz-
fchilde gemalt), im Dom, fei es in der Kirche oder in einer Kapelle, in der Memorie
ß S. 17); SchaabH S. 91 und S. 132. ß Domkapitelprotokolle in Würzburg, Band 15.
s) Bourdon S. 148. ß Ebenda. Gudenus II S. 868 gibt den Gegenßand des Epitaphs
nicht an. ß Bourdon S. 119, 14.