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Sakriftei, Domfchaß: Schi&fa!e

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der Aufschrift: Rehdingerina. 1524Concubina . . . Aiberti Card. . . . deiineataexcoeva
pictura in tabula lignea,_que asservatur in Thesauraria Ecclesie Metropol. Magunt.
picta sub forma S. Ursule (ejus forte pronominis) — ubi Albertus ex opposito pictus est
sub specie S. Martini . . . delin. 1800. m. Sept. a me F. J. Bodmann ex originali.
Die Zeichnung erinnert lebhaft an die bekannten Cranach-Bilder in München und
Afchaffenburg (vgl. Flechßg a. a. O. S. 165 mit Abb.).
DER DOMSCHATZ
Die Ge[chichte des Mainzer DomSchaßes iß noch zu Schreiben,i) ein Kapitel, das Schickfale
vielleicht befonders deutlich die wechfelvolien GeßJiicke des Erzßiftes widerfpiegelt,
Seinen zauberhaften Reichtum im früheren Mittelalter; ein Auf und Ab, dann er-
neuten Glanz in Späteren Jahrhunderten; allerlei SchickS'ale, aber Schließlich doch
ruhmvolle Behauptung und Befeßigung des Beßßes in der neueren Zeit; und zuleßt —
ein troßlofes Ende. Wir können hier nur einiges Material zu einer Solchen Ge-
(chichte zuSammenßellen.
Alle Erzählungen von dem Reichtum und der Herrlichkeit des Mainzer Schatzes
im früheren Mittelalter gehen zurück auf die Schilderung, mit der das Chronicon
Christiani^) beginnt. Sie ließ ßch freilich wie ein Märchen. Aber der Verfaßer will
den Domfchaß feHoß gekannt haben und klagt, daß jeßt (um 1250) nur wenig mehr
davon übrig [ei. Der Wert die[es Berichtes ßeht und fällt mit dem Wert des Chro-
nicon Selber, der nicht unbeßritten iß. Immerhin muß er einen einwandfreien Kern
haben. Und einzelne der aufgezählten Prunkßücke ßnd auch Sonß beglaubigt. So
das wunderbare Kreuz Benna, das ErzbiSchof Willigis (die Berichte Schwanken) her-
ßellen ließ. Es muß auf die Zeitgenoßen den allergrößten Eindruck gemacht haben:
wir haben mehrere Schilderungen von dem außerordentlichen Werk.3) Es war aus
Zedernholz, ganz mit Goldplatten überzogen und mit Steinen beßeßt; der Kruzifixus
daran war überlebensgroß; Edelßeine^ die im Dunkeln leuchteten, bildeten Seine
Augen; das Ganze hatte an 600 Pfund reines Gold. Und dieSes Kreuz, So einzig-
artig es war, war doch nur ein Stück eines großen Schaßes. Auch andere Koßbar-
keiten werden noch besonders hervorgehoben. So ein goldener Becher, 49 Mark
Goldes wert, den ErzbiSchof Konrad 1 163 verpfänden mußte,So weihrauchspendende
Kraniche 5) und anderes mehr.
Wenn wirklich, wie das Chronicon Christiani meint, in den Unruhen des 12. Jahr-
hunderts und dann wieder nach ErzbiSchof Konrads Tod 3) vieles, vielleicht Sehr
ß Im lebten Augenblick kommt mir noch ein Auffaß von Andreas L. Veit, Der Mainzer
Dom Schatz — Sem Entgehen und Vergehen (Mainzer Journal 1917. Nr. 203.204.215.221.227.233.
239 ff. vo-m 1. 3. 15. 22. und 29. September, Sowie vom 6. und 13. Oktober) zu Gefleht. Soviel
ich Sehe, enthält der Auffaß nichts Wefentliches, was nicht im Folgenden auch berückßchtigt
wäre. Die konfeSßonelle Schärfe, mit der der VerfafSer Seinen Stoff behandelt, iß verwunderlich.
ß Christiani Chronicon Moguntinum 1152—1251. Vgl.Wattenbach, Deutschlands Gefchichts-
quellen im Mittelalter II. 1894. S. 408. Vgl. Minkus, Der Kirchen(chaß von Mainz im 12. Jahr-
hundert. Zeitfchrift für chrißliche Kunß X. 1897. Sp. 85ff.
ß Böhmer-Will, Regeßen z. Gefch. d. Mzr. Erzb. I. 1877. S. 128 Nr. 97. Kraus, Chrißl. In-
(chriften II S. 115 Nr. 247. Auch der Brief Guiberts von Gembloux erwähnt das Kreuz (f. oben
S. 18 zum Jahre 1196). Gudenus V S. 1104. ß Gudenus I S. 242 und 244 Anm.
ß Fr. Schneider hat über ße eine Seiner feinen kleinen Studien geschrieben: Oßaßen und
mittelalterl. Kunftgebilde. Druck von Ph. v. Zabern. Mainz 1901 = Kirchenfehmuck. Graz 1900.
3) Die Nachricht, daß der Neffe des Erzbifchofs, der Herzog von Bayern, den Privatbeßß
Seines verßorbenen Oheims, den dieSer dem Dom zugedacht hatte, gründlich plünderte (Böhmer-
Will, Regeßen 11. 1886. S. 119 Nr. 428), beSagt allerdings nur, daß dem Dom entging, was er
erhalten Sollte, nicht, daß ihm feßer Beßß entzogen wurde.
 
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