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Kreuzgang, Baubejchreibung: Weftflügel

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Hier fetzte die Umgeßaltung des 19. Jahrhunderts ein: in den vierziger Jahren öffnete
man diefe Wand hinter den Wandpfeiiern (recht unorganisch) in einer großen Doppel-
arkade, die die Fenßerreihe der Nikolauskapelle nach dem Kreuzgang fortfeßM)
(vgl. Abb. 104: wir geben die heutige Fenßeranlage in einer Teilzeichnung über
dem Grundriß in D - - - D).
So erhielt die Kammer endlich ihr heutiges Gepräge. Auf den Wänden, einigen
Vorlagen und einer Mittelfäule ruhen die vier Schlichten grätigen Kreuzgewölbe ohne
Gurten und Schildbogen. Die Säule iß — heute — ohne Baßs und hat ein dem tos-
kanischen ähnliches Kapitell. Der Schaft iß aus Granit. Seine Form und diefes Ma-
terial legen die Vermutung nahe, es möchte ßch wie bei den Säulen im Kapitelhaus
(ß unten) fo auch hier um einen ursprünglich römischen Schaft handeln, der dann im Spä-
teren 16. Jahrhundert Seiner heutigen Stelle dienßbar gemacht worden wäre. Die ganze
bisher beschriebene Architektur iß weiß getüncht; der Fußboden iß mit viereckigen
Sandßeinplatten belegt, ln der Mitte der Nordwand findet ßch eine flache Nißhe,
deren Gewölbe mit einer Stichkappe in die beiden anschließenden Kreuzgewölbe ein-
Schneidet; bei y ßeht man an Stelle der vermauerten Tür (ß oben) einen niedrigeren
kaminartigen Einbau; gegenüber, bei y', iß eine weitere Tür. Das alles iß So form-
los, daß eine genaue Beßimmung der Entßehungszeit nicht möglich erßheint. Das iß
offenbar, daß der Raum fein heutiges AusSehen Schwerlich vor der Mitte des 16. Jahr-
hunderts erhalten hat. Die Ausßattung iß belanglos.
DER KREUZGANG UND DIE GOTISCHEN STIFTSGEBÄUDE
Der Zug der gotiSchen Stiftsgebäude iß mit zwei Flügeln an den Dom angeSchloßen,
und zwar fetß der Weßflügel die Memorie, der Oßflügel die Südößliche Eingangshalle
des Domes in voller Breite gegen Süden fort, während der dritte Flügel das So gebil-
dete HufeiSen im Süden Schließt. Dementsprechend hat auch der Kreuzgang, der an
der Innenfeite der drei Flügel umläuft, nur drei Arme: eine Verbindung an der Kirche
entlang fehlt. Ob das immer So war, läßt ßch nicht mehr Sagen. Wie die romanischen
Stiftsgebäude ausgeSehen haben, wißen wir nicht.-) Man Sollte meinen, daß von ihnen,
wenn ße einen ßattlichen maSßven Bau gebildet hätten, doch wohl irgendwelche
Reße erhalten Sein müßten. Allein der Augenschein widerspricht Solchen Schlüßen.
Genug, was wir haben, ßammt erß aus gotißher Zeit. Jeder Flügel umfaßt, dem
Kreuzgang angefchloßen, verschiedene Räume, die den Zwecken des Kapitels dienten.
Sie bilden in jedem Arm mit dem zweigeßhoSßgen Kreuzgang zusammen ein Ganzes.
Wir betrachten zunächß den Kreuzgang und dann das, was von den übrigen Räumen
noch erhalten iß (vgl. die Tafeln 76 und 77).
DER KREUZGANG
Wir beginnen die Beschreibung 3) in der unteren Halle und zwar im Weßflügel
Südlich der Memorie. DieSer Weßflügel umfaßt fünf Joche von recht ungleicher Tiefe.
Sie ßnd Sämtlich mit Kreuzrippengewölben über Wandvorlagen, Schildbogen und Gur-
ten eingewölbt. Und wenn auch Sehr beträchtliche Teile erneuert ßnd — der Kreuz-
gang wurde in den Jahren 1841—45 hergeßellt—, So läßt ßch doch der ursprüng-
liche Zußand in allen wesentlichen Punkten noch feßßellen. Zunächß Scheint der
Fußboden in allen drei Flügeln nach dem Jahre 1800 erhöht worden zu Sein. Das geht
*) Die beiden Fenfter ßnd ganz und gar neu, nicht nur (wie in der Nikoiauskapeile) die
InnenproHle. Daß aber auch vorher (chon Fenfter da waren, bezeugt Bourdon S. 189.
2) Vgl. oben S. 16 f. zum Jahre 1036 und S. 20 zum Jahre 1243. Schneider, Dom Sp. 11 u. Sp.28.
s) Vgl. Bourdon S. 177. Gudenus II S. 871 ff.

Baube-
Schreibung:
Weftflügel
 
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