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396

Nikolauskapelle und ehemalige Präfenzkammer

Ausstattung

Ehemalige
Präfenz-
kammer

Aus der Späteren Geßhichte der Nikolauskapelle iß: nur zu erwähnen, daß ße —
vermutlich feit 1762, als das neue Geßühl im Weßchor eingebaut wurde — einige
Zeit als Sakrißei diente.ß In der Abschrift der Dombeßhreibung Bourdons, die die
Seminarbibliothek in Mainz beßtß, findet ßch am Schluß der Würdigung der Nikolaus-
kapelle folgender Zufaß eingetragen:2) Postquamhaec capella 176- pro communi
sacristia assignata fuit, varia scrinia pro reponendis paramentis et utensilibus facta
sunt, ideoque epitaphia ad murum posita et propter commoditatem etiam lapides
sepulchrales omnes ablati sunt, pavimentum autem Stratum lapide quadrato albo et
rubro mixtum posito. Offenbar war dem Verfaffer diefes Eintrags das Jahr nicht mehr
genau bekannt. So ließ er die letzte Stelle der Jahreszahl offen. Es wird wohl 1762
gemeint fein: in diefem Jahre begann man mit der Aufßellung des neuen Chorgeßühls
und während diefer Arbeiten war die Sakrißei fo ßhwer zugänglich, daß man vorüber-
gehend auf Erfaß bedacht fein mußte. Neue Veränderungen brachten die Schickfals-
jahre um die Jahrhundertwende. Im Jahre 1810 verlor die Kapelle, wie ßhon erwähnt,
ihr altes Chörlein. Der heutige Zußand ßammt aus den Jahren 1840—42.3)
Die ganze heutige Ausßattung der Kapelle iß nach alledem neu. Und auch an
Denkmälern beherbergt ße nichts mehr. Und doch prangte auch hier einß manches
wertvolle Stück. So hat ßch vermutlich einß das Denkmal der Domherren von Wal-
brun und Mosbach von Lindenfels (f. oben S. 276 Nr. 25) hier befunden.4) Ganz
ßcher hing in der Kapelle das Epitaph des Domherrn Johannes Rupert Rau von
Holzhaufen (f. oben S. 279 Nr. 28): Bourdon (S. 118) und Gudenus (II S. 870) fahen
es noch hier. Offenbar hatten die Rau von Holzhaufen in der NikolauskapeHe eine
Gruft, denn es werden mehrere reiche Grabßeine der Familie hier erwähnt. Den
des Kantors Konrad (ß 1464), der dann in die Memorie kam, habe ich ßhon erwähnt
(oben S. 391). Ebenfo nennt Gudenus 3) noch einen Stein des Dekans Adolf Rau von
Holzhaufen (-ß 1512), auch diefer trug ein Bildnis des Verßorbenen.
An die Nikolauskapelle ßhließt ßch gegen Süden ein gewölbter Raum, die „antiqua
camera praesentialis".ß Wie diefer Raum unmittelbar nach der Erbauung des
gotißhen Kreuzgangs ausgefehen hat, wißen wir nicht. Wie unfer Grundriß (Abb. 104)
zeigt, wurde er an den fertigen Kreuzgang angebaut: die nach innen (Weßen) vor-
fpringenden Vorlagen der Oßwand ßnd die urfprünglichen Strebepfeiler des Kreuz-
gangs, die allerdings fpäter umgeßaltet wurden. Man kann ihre Reihe auch weiterhin
nach Süden verfolgen. Sicherlich war im fpäteren 15. oder doch im 16. Jahrhundert der
Zwißhenraum zwißhen der NikolauskapeHe und dem Treppenturm ähnlich wie heute
gefüllt; die Umfaßungsmauern ßnd vermutlich die alten und wohl gleichzeitig mit
dem Treppenturm errichtet (f. unten S. 411). Genaueres können wir nicht angeben.
Der Grundriß des Gudenus (oben S. 4) zeigt ßhon ungefähr die heutige Geßalt.
Ob freilich die auf dem Grundriß angegebenen kräftigen Wandvorlagen der Präfenz-
kammer, die zufammen mit einem Mittelpfeiler (oder einer Säule) das Gewölbe
tragen, — abgefehen von dem mittleren Pfeiler der Oßwand — wirklich da waren, bleibt
fraglich. Das iß aber nebenfächlich; die Hauptfache, das Gewölbe — 2x2 Joche
grätiger Kreuzgewölbe — iß ßcher. Die Oßwand war noch bis auf einige vermutlich
kleinere Fenßer geßhloßen (vgl. den Grundriß des Gudenus und unfere Abb. 104).
ß Schaab II S. 65. ß Im Exemplar der Seminarbibliothek S. 117. ß Schaab II S. 91.
ß Domkapitelprotokoll vom 26. Mai 1576: Die Teftamentarii der Herren Mosbach und
Walbrun wollen ein Epitaph in die NikolauskapeHe fetten. Wird bewilligt. ß II S. 870.
ß Bourdon führt (S. 119) einen Grabftein in der Nikolauskapelle an, der „juxta portam
antiquae camerae praesentialis" lag.
 
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