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Gothardkapelle: Gerichtliches

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Geschenk des Herzogs Maximilian von Bayern nach Rom. Ob auch die Schweden
aus der Dombibliothek Bücher verschleppt haben (wie nachweislich in großem Um-
fang aus anderen Mainzer Bibliotheken), läßt ßch nicht mit Sicherheit [agen: nach-
gewiejen iß in ßhwediSchen Bibliotheken kein Buch, das aus der Mainzer Dombiblio-
thek ßammte. Dagegen ließ Gußav Adolf zu, daß [ein Mitßreiter Bernhard von
Weimar einen tiefen Griff in die Dombibliothek tat. Die Bücher, die er als Kriegs-
beute mitnahm, gingen nach [einem Tod 1639 an [einen Bruder Herzog Ernß über
und gelangten auf die[em Wege Schließlich nach Gotha. Dort zählen ße eben[o wie
die Mainzer Werke in der Vaticana noch heute zum koßbarßen Beßt$ der Sammlung.
Übrigens war die Plünderung unter den Schweden durchaus keine vollßändige. Als
die Feinde die Stadt verla[[en hatten, beauftragte das Domkapitel den gelehrten und
bewährten Kapuzinerpater Urban, die übriggebliebenen Beßände, die man wohl
gleichzeitig aus irgendwelchen Quellen ergänzte, neuaufzußellen undzukatalogißeren.
Die[en Beginn einer neuen Ära der Bibliothek feierte eine InSchrift über dem Ein-
gang mit folgenden Worten: Florem librorum rapuerunt Suecica bella. Hos in hanc
seriem Capucinica cura redegit. In die[em Zußand al[o ging die Bibliothek in die
neue Zeit; und die nächßen anderthalb Jahrhunderte der Ruhe werden ihrer Be-
reicherung gewiß nicht ungünßig gewe[en [ein. So war ße denn auch wieder wohl-
ver[ehen, als Gudenus und Würdtwein ße Schilderten. Der Dombrand von 1793 hat
in Mainz [o gut wie nichts von ihr übriggela[[en.
DIE GOTHARDKAPELLE
GESCHICHTLICHES
Die Doppelkapelle, die dem Nordarm des Weßquerhau[es am Dom vorgelagert iß,
wurde um 1130 von ErzbiSchof Adalbert I als Hofkapelle (capella curtis nostrae in
Moguncia, [. oben S. 17 zum Jahr 1137) erbaut. Sie war, als Adalbert I 1137 ßarb,
noch nicht geweiht, erhielt aber ihre Weihe gleich darauf durch den Bißhof Bucco
von Worms (30. Juni 1137)A) Die[e Daten bilden den feßen Punkt, nach dem die
Baugefchichte, auch des Doms [elber, ßch immer wieder zu orientieren haben wird.
Deshalb iß der Baubefund in der Kapelle von ganz be[onderer Wichtigkeit.
So klar die Anfänge des Baus vor un[eren Augen ßehen, [o wenig deutlich iß [eine
weitere Geßhichte. Die Kapelle muß Schon an Bedeutung verloren haben, als der Erz-
biSchof aus der Pfalz am Dom in die Martinsburg überßedelte. Ja es iß durchaus mög-
lich, daß ße damals Schon ihrer ur[prüng!ichen Beßimmung entzogen wurde. Aber etwas
Zuverlä[ßges wißen wir darüber nicht. Jedenfalls kam es nicht zu einem tiefgreifenden
Umbau. Und auch als man gegen Ende der achtziger Jahre des 16. Jahrhunderts den
Entschluß faßte, die Regißratur des Kurfürßlichen Konßßoriums in die Kapelle zu
verlegen,2) Scheint man ßch mit einer einfachen Herßellung der Räume begnügt zu
haben. Desgleichen hat die Erneuerung des Daches, über die in den Jahren 1645 -1647
ß Böhmer-Will, Regeften zur Ge{chichte der Mainzer Erzbifchöfe I S. 306 f. Nr. 310. Eine
Infchrift neben dem Altar an der Wand auf der Epißelfeite verzeichnete den Tag der Weihe
und nannte den Bijchof Bucco von Worms, der die Weihe vollzog. Noch Bourdon und Gudenus
[ahen die InSchrift „sub vitro conservatorio". Bourdon S. 57. Gudenus II S.732. Vgl. Kraus,
Chriftl. In{chriften II S. 114 Nr. 242. Die InSchrift ift unterdeßen verschwunden.
3) Es gab ein längeres Hin und Her zwischen dem Domkapitel und dem Kurfürften über
die Frage, wem nun eigentlich die Unterhaltungspflicht der Kapelle obliege. Domkapitel-
protokolle vom 26. November 1588, vom 19. Auguß 1589, vom 15. Dezember 1590 und
andere in Würzburg.
 
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