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Sakrißei: Raumeinteilung

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Dom vermacht. Außer einem geßickten Ecce Homo und einem Jüngßen Gericht giftete
er dahin auch noch [ein eigenes Bildnis in ganzer Figur.i) Es fcheint ßch einer ge-
wißen Berühmtheit erfreut zu haben. Serarius^) erwähnt es und verzeichnet die In-
fchrift: Ad unum chori iatus (imWeßchor) ejus tabula quaedam ac imago cernitur, in
qua praeter alia haec: Albertus etc. Amator ecclesiae. Sic oculos, sic ille genas, sic
ora ferebat. Dazu bemerkt aber fchon Joannis (1722): 3) imago vero sicut et tabula
ista interea evanuere.
Ich faf[e zu[ammen. Wenn man, um nur die Hauptpunkte noch einmal hervor-
zuheben, ßch al[o jene Einbauten —den Oberbau der Naffauer Gedächtniskapelle^)
und den Abfchluß des Weßchors°) nicht zu vergeben! —in Gedanken wieder auf-
richtet, wenn man die Maßwerkwände zwifchen den gotifchen Kapellen wieder ein-
zieht, die Zahl der Altäre ungefähr verdoppelt, die alten Kanzeln, Beichtßühle,
Orgeln hinzunimmt, Wandmalerei und Glasfenßer ihre farbige Pracht entfalten
läßt, wenn man ßch den Fußboden mit Grabplatten gedeckt, die Pfeiler mit Bronze-
tafeln und Gemälden ausgeßattet denkt, wenn man ßch zu alledem noch den Schmuck
der Altäre mit koßbaren Paramenten und Gerät, wie ihn Bourdon befchreibtß) ver-
gegenwärtigt, in den Kapellen und [onß die Wappen der Stifter an den Wänden oder
frei „in altis" fchwebend ausmalt: — womöglich, wie es mehrfach vorkam, zwifchen
zwei fchwarzen Fahnen — dann hat man eine Vorßellung davon, wie unendlich viel
reicher und malerifcher das Innere des Domes ausge[ehen haben muß, als heute. Eine
ununterbrochene ßolze Gefchichte [piegelte ßch in die[er Ausßattung wieder. Die
Familien, die ße fchufen und immer wieder bereicherten, waren die[elben [eit Jahr-
hunderten. Und der Wetteifer, dabei mitzuwirken, war durchdrungen und geregelt von
einem ßarken Gefühl der Verantwortung für den Wert deffen, was man beißeuerte,
und von einem ßcheren feinen Gefühl für das künßlerifch Mögliche. In tiefer Be-
wegung muß man ßch geßehen, daß jene Zeiten vorüber ßnd, und daß wir offen-
bar [ehr allmählich erß wieder lernen, was wir einem Bau, wie dem Mainzer Dom,
fchuldig ßnd.
DIE SAKRISTEI
Der Sakrißeibau (Abb. 90), der ßch zweimal im ßumpfen Winkel gebrochen um
die Weß[eite des Weßchors herumlegt, fetß ßch aus drei Abfchnitten zu[ammen. Der
erße und älteße, nach Nordweß fchauend, umfaßt drei Fenßerach[en (drei Doppel-
fenßer) in einer längeren und eine Fenßerach[e in der anßoßenden nach Südweß um-
biegenden kürzeren Wandfläche. Die[e Außenwand iß mit den Chorpfeilern durch
zwei rechtwinklig zurückgeführte Querwände verbunden, von denen die eine (nach
Nordoßen liegend) den weßlichen Fenßerpfeiler der Nordkoncha erreicht, während
die andere ßch an die Süd[eite des weßlich gerichteten Strebepfeilers an dem Pfeiler-
ma[ßv zwifchen der mittleren und nördlichen Chorkoncha anlegt.
Der zweite Raumabfchnitt der Sakrißei bleibt zunächß in der Flucht des [üdweß-
lich laufenden Teils der Außenwand des erßen Abfchnitts, wendet ßch dann aber im
ßumpfen Winkel nach Süden. So ergeben ßch wiederum zwei Wandteile, von denen
jeder eine Fenßerach[e (ein Doppelfenßer) umfaßt. Der dritte Abfchnitt des Ganzen
endlich, vom zweiten wiederum durch eine deutliche Fuge getrennt, verfolgt die letzte
Flucht nach Süden weiter bis zum einßigen Paradies (vgl. den Grundriß Abb. I S. 4).
i) Redlich a. a. O. s) S. 896. ^ i g. §45. 4) g. oben S. 162.
s) S. Mainzer Zeitfchrift XI. 1916. S. 42 und im Nachtrag zu unferem Band.
Vgl. dazu auch das Vifitationsprotokoll von 1660, aus dem Veit einiges mitteilt: Archival.
Nachrichten ufw. Archiv für hefßfche Gefchichte und Altertumskunde VIII. 1912. S. 162.

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