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Sakriftei: Geschichtliches

Die Nordwand des Paradieses begrenzte zugleich den Sakrißeibau gegen Süden, und
der Anfchluß an die Chorwand des Domes iß durch ein kleines Mauerßück gewonnen,
das die Weßflucht des Südlich gerichteten Strebepfeilers an dem Pfeilermafßv zwi-
schen der mittleren und der Südlichen Chorkoncha nach Süden fortfeßt.
GESCHICHTLICHES
Die drei Bauabschnitte ßnd zu verschiedenen Zeiten entßanden. Der erße, das hat
Schon Schneider vollkommen richtig erkannt,wurde im Zusammenhang mit der end-
giltigen Umgeßaltung des Weßchors (S- oben S. 134 ff.) errichtet, alSo ungefähr um 1235.
Formen und Konßruktion machen
zweifellos, daß dieSe erße größere
Sakrißei des Domes zu den Werken
gehört, mit denen die Gotik ßch am
Dom einführte.2) Ob einer der bei-
den Meißer, die wir oben (S. 134 IT.
und 161) zu kennzeichnen versuch-
ten, oder ob neben ihnen ein dritter
Gotiker den Bau errichtete, läßt ßch
angeßchts der Spärlichkeit des Ver-
gleichsßoffes nicht mit Entschieden-
heit Sagen. Die Profile erlauben ein
beßimmtes Urteil nicht. Dagegen iß
ßcher, daß die Sakrißei zur Selben
Zeit entßand wie die beiden Lettner,
die Portale in den Querhausflügeln
und der Ab[chluß der Einwölbung
des LanghauSes, d. h. noch vor 1239.
Denn mit den genannten Bauteilen
ßeht die Sakrißei nicht nur ßilißifch
auf einer Stufe; ße hängt auch, wie
Schon Schneider (Sp. 111) deutlich
gemacht hat, innerlich mit ihnen zu-
sammen: die Lettneranlage des Weßchors, jene Zugänge zum Chor aus dem Quer-
haus und die Sakrißei bedingen ßch gegenseitig. Als man die Sakrißei baute, ent-
schloß man ßch gleichzeitig den Fußboden im ganzen Chor tiefer zu legen, und dem-
entsprechend legte man auch die Schwellen der genannten Ausgänge aus dem Chor
zum Querhaus. So gehören dieSe Bauteile unlösbar zuSammen, und das Vollendungs-
jahr des Ganzen iß ßcherlich (ß oben S. 136) das Weihejahr 1239.
Der zweite Bauabschnitt fällt zweifellos in die Zeit des Kurfürßen Berthold von
Henneberg. Darauf führt zunächß der Stil des Einbaus, der ßch in der Nordoßecke
dieSes Raumes findet (ß unten S. 347). Auf dieSen Einbau, ohne Zweifel ein feßes Be-
hältnis für die Hauptkoßbarkeiten des DomSchaßes, läßt ßch aber auch eine Notiz
Bourdons beziehen. Bourdon führt (S. 266) in Seiner Würdigung der Sakrißei und
ihrer Schäße folgendes Werk an : Porta aenea affabre fusa claudens sacrarium, in quo
major pars reliquiarum et pretiosorum asservatur. Inscriptio in parte inferiori: Ex
adito veteri sunt hic pia recepta marmoreo claudi numina digna loco Anno Dni 1501.
Presedenti Dno Bertholdo archiep. mog. (*ß 1504). Da das Todesdatum 1504 ßcher ein
i) Sp. 40 und 91 f. 3) Vetterlein erörtert leider die Sakriftei nicht.


Abb. 90. Grundriß der Sakriftei
 
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