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Sakristei: Geschichtliches

341

Zu[aß Bourdons iß — er gibt möglichß bei jedem Namen, den er erwähnt, das Todes-
datum an —, jo können wir getroß annehmen, daß der Einbau [eine Bronzetüre unter
Kurfürß Berthold 1501 erhielt, daß al[o wohl der ganze Einbau aus [einer Zeit ßammt,
und daß demnach der ihn umjchließende Sakrißeiraum mindestens nicht jünger [ein
kann. Er iß aber auch nicht we[entlich älter. Das beweiß, abge[ehen von den Bau-
formen (die Scharrierung der Haußeinteile an dem Einbau iß die gleiche wie an den
Fenßern des Sakrißeiraums), eine Notiz, die ßch in den Domkapitelprotokollen (in Würz-
burg) findet. Da heißt es zunächß zum Jahre 1501 (Auguß, in die Justini confessoris)
unter der Aufjchrift „magister ludwig etc. sydenstucker etc." folgendermaßen: „Domi-
nus hatstein loquitur illi magistro ludovico ratione expensorum secum habitorum, et
videtur dominis nostris, quod pro una persona per diem minus viginti denariis reci-
pere non possit." Die[er Bejchluß muß ßch auf einen Neubau an der Sakrißei beziehen,
denn es findet ßch alsbald in den Domkapitelprotokollen zum Jahre 1502 (feria sexta
proxima post dominicam Oculi) der weitere Eintrag: „Quia magister ludwicus petiit,
sibi satisfieri, domini mei voluerunt, ut magister fabrice dictus Herr Hatßein satis-
faciat, et quod fiant desuper litterae, quatenus tantum sit fabrice quoad solutionem
fiendam." Al[o: Das Domkapitel bejchließt, den Meißer Ludwig auszuzahlen und ein
Protokoll darüber aufnehmen zu laßen, aus dem hervorgeht, welcher Anteil an der
ausgezahlten Summe auf die Domfabrik falle. Daß es ßch dabei um einen Sakrißei-
neubau handelt, [agt unzweideutig die Überjchrift des Eintrags: „Sindener. Meyßer
Ludwig". Das Wort Sindener oder Sendner iß gleichbedeutend mit synodarium oder
sacrarium,!) d. h. enger: Behältnis für das Heiligtum, weiter: Sakrißei. Und nun iß
alles klar: Die Auszahlung des Meißer Ludwig Sydenßucker 2) hatte ßch vermutlich des-
halb verzögert, weil noch nicht feßßand, welchen Anteil an den Koßen das Domkapitel,
welchen Anteil der Kurfürß tragen werde. Das Domkapitel läßt nun einßweilen den
Meißer Ludwig auszahlen unbejchadet [päterer Auseinander[et$ung mit dem Kurfürßen.
Wir ßnd zu die[em Schluß berechtigt, weil ähnliche Vorgänge in den Domkapitel-
protokollen immer wiederkehren. Jedenfalls, wenn ein Meißer Ludwig mit [einen
Leuten ([. den erßen Eintrag in den Protokollen) 1502 für Leißungen am Sendner im
Jahre 1501 bezahlt wird, [o kann da nur der Neubau an der Sakrißei in Frage kommen,
den uns un[ere Beobachtungen am Bau und jene Notiz Bourdons eben für das[elbe
Jahr 1501 vermuten laßen. Der zweite Abjchnitt der Sakrißei iß al[o 1501 entßanden.
Der dritte Bauabjchnitt iß die Sakrißei Albrechts von Brandenburg. Ich laße die
Auszüge aus den Domkapitelprotokollen, die die Gefchichte die[es Bauteils klar
machen, hier folgen:
1540. 9. April: Dominus Decanus hat anßeigt, wie das Reverendissimus Dominus
Moguntinus, zu erweyterung der Sacrißey, darinn man das Heyligdhomb bewaren
khundt, Quaderßein unnd funffhundert gülden zu [olchem Baw zu Steur geben woll.
Placet Capitulo [olchs zu Danck anßunemen und das uberig darauf? zuthun, dann der
ganß Baw [ey ongeuerlich auf? 766 fl. angejchlagen worden.3)
1540. 7. September: Her Johann Fogk hat ßch bewilligt, das erledigt Fabricken
Ampt ein Jar langk zuver[uchen unnd zutragen. Doch das für frucht unnd Wein
ß Vgl. P. Redlich, Kardinal Albrecht von Brandenburg. 1900. S. 169* und 183*. S. außer-
dem unten S. 342 Zeile 4 und ff.
ß Der Familienname Sydenßucker (Seidenßicker) kommt, wie mich Herr Dr. Heiden-
heimer freundlichft unterrichtet, während des 15. Jahrhunderts in der Erfurter Univerßtäts-
matrikel wiederholt vor; er ift in Erfurt, Pforzheim und Heidelberg nachweisbar. Vgl. auch
Neues Archiv f. d. Gefch. der Stadt Heidelberg ufw. IV. S. 80, 87, 113.
s) Domkapitelprotokolle im Kgl. Kreisarchiv zu Würzburg. Band 6 Bl. 364 7
 
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