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Die Dombibiiothek

Schmerzensmannes, des Gekreuzigten, der Abnahme Chrißi vom Kreuz oder anderer
Pafßonsfzenen, auf denen dann regelmäßig der oder die Stifter knieend zu fehen
waren. Von anderen Bildern wären etwa noch ein Abendmahl (1553) und der Ab-
[chied des Tobias von feinen Eltern mit dem Engel (1561) zu erwähnen. Die Daten,
die die Inschriften auf den Bildern übermittelten, reichen von 1435 bis 1649. Man-
ches künßlerißh wertvolle Stück, weit mehr noch vieles für die Entwickelungsgefchichte
unferer Malerei Bedeutfame wird unter dem Verlorenen gewefen fein. Aber wir
fragen vergeblich, wie etwa eine Kreuzabnahme von 1441 ausgefehen haben mag.
Ebenfo vollßändig wie die Holzdenkmäler ßnd die aus Metall verschwunden. Von
den Metallauflagen auf Grabßeinen war Schon die Rede. Weiter aber gab es auch
noch Bronze- oder Mefßng-Epitaphien, allermeiß wohl in einfacher Tafelform mit
Schrift und mehr oder weniger reichem Schmuck. Bourdon nennt ihrer noch fünf-
zehn, alle aus dem fpäteren 16. und aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Mehr-
fach begegnete die Signatur: „Chrißian Klapperbach goß mich" (vgl. Schrohe, Auf-
fäße und Nachweife = Beiträge zur Gefchichte der Stadt Mainz II. Mainz 1912.
S. 190 ff. und 195 ff.). Wenn man etwa die Reihe der herrlichen Infchrifttafeln aus
Bronze in der Elifabethenkirche in Breslau kennt, wird man den Verluß diefer
Denkmäler des fchriftkundigen Mainz tief beklagen.
So war alfo das Bild, das der Kreuzgang noch nach der Mitte des 18. Jahrhunderts
bot, überaus reich. Im Fußboden die Grabßeine, an den Wänden ringsum ein lockerer
Kranz aus Epitaphien von Stein, Holz und Erz; dazwischen Tafelbilder, offenbar
überall, wo ßch ein günßiger Fleck bot, aufgehängt; darüber und gewiß auch an den
Gewölben Wandmalerei: das Ganze wiederum lebendigße GeSchichte und Mufeum
zugleich — in feinem befonderen Reiz unwiederbringlich verloren.
Schließlich gönnt Bourdon auch der Ausßattung und den Schüßen des Kapitel-
haufes noch ein paar Säße. Wir beschränken uns darauf, feine Aufzählung der
Wappenßheiben, die die Fenßer der Kapitelßuben Schmückten (S. 252 ff.), und die
Erinnerungen an den Dekan Bernhard von Breidenbach, darunter eine Erdkarte
und ein altes Bild der Stadt Jerufalem die die große Kapitelßube bewahrte (S. 263),
zu erwähnen.
DIE DOMBIBLIOTHEK
Joannis I S. 109. Gudenus II S. 563ff. Würdtwein, BibliothekaMoguntina. Augs-
burg 1787. Fr. Falk, Die ehemalige Dombibliothek zu Mainz. 18. Beiheft zum Cen-
tralblatt für Bibliothekswefen. Leipzig 1897. R. Ehwald, GeSchichte der Gothaer
Bibliothek. Centralblatt für Bibliothekswefen XVIII. 1901. Heft 8 und 9. G. Binz,
Literarische Kriegsbeute aus Mainz in Schwedischen Bibliotheken. Mainzer Zeitschrift
XII/XIIl. 1917(18. S. 157ff.
Die Mainzer Dombibliothek hat ähnliche Schickfale durchgemacht wie der Dom-
ßhaß. Sie muß in den Tagen ihrer Blüte außerordentlich gewefen fein. Mehrfach
beraubt iß ße doch immer wieder zu Bedeutung gelangt, bis ße 1793 elend ver-
brannte. Verfprengte Reße der einßigen Herrlichkeit ßnd noch nachweisbar, vor
allem in der Vatikanischen Bibliothek in Rom und in Gotha. In die Vaticana gelang-
ten koßbare Mainzer Handschriften und Bücher über Heidelberg: Markgraf Albrecht
Achilles von Brandenburg hatte 1552 nach der Einnahme von Mainz auch die Dom-
bibliothek geplündert und die entführten Bücherßhäße feinem Schwiegervater, dem
Kurfürßen von der Pfalz, nach Heidelberg verehrt. Von da kamen ße mit der ganzen
fonßigen Heidelberger Bibliothek nach der Einnahme des Schloffes durch Tilly als
 
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