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Sakrißei, Domfchaß: Schi&fale

vieles dem Dom verloren gegangen iß, im Verlauf des 13. und des 14. Jahrhunderts
kam er wieder zu Beßß. Auch besondere Koßbarkeiten ßellten ßch wieder ein: 1311
fchenkte König Johann von Böhmen dem Erzbifchof Peter Aichfpalt gelegentlidi
feiner Krönung einen koßbaren Seffelü)
Erzbifchof Peter hatte dazu aber noch weitere Hauptßücke erworben: ein goldenes
Kreuz, einen goldenen Becher, endlich eine besonders verehrte Reliquie: das Haupt
der heiligen Margarete von Ungarn (auch diefe aus dem Beßß der böhmifchen Könige).
Alle diefe Schätze vermachte der Erzbifchof in feinem Teßament^) dem Dom. Über
ihr weiteres Schickfal iß nicht viel zu fagen. Der Seffel läßt ßch noch einige Zeit
verfolgen,3) dann verliert ßch feine Spur. Schließlich hat ßch auch von diefen Stücken
nur das Haupt der heiligen Margarete bis in unfere Tage erhalten: es gehört zu dem
verschwindend Wenigen, was aus der endlichen Auflöfung des ganzen Schafes nach
Afchaffenburg zurückgerettet wurde (f. darüber unten)A)
Vom 23. Auguß 1319 datiert ein Schaßverzeichnis, das Würdtweirü) mitteilt, es be-
ginnt unter der Überfchrift: Clenodia que habuit ecclesia Magontin. An. 1319. folgen-
dermaßen: Item Nota, quod Anno Domini MCCCXVIHJ in vigilia Bartholomei depor-
tatum fuit argentum quod fuit in Sacristia majoris ecclesiae ad curiam Erbacensem,
et invente fuerunt CCCLXXVIIJ Marc argenti ufw. Weiter unten (S. 139) heißt es:
Anno Domini MCCCXVIHJ feria sexta post Assumptionem beate Virginis deportata
sunt Clenodia Domini de sacristia majoris ecclesie ad curiam Erbacensem. Primo:
Cantari octo et unum parvum aquaticum ufw.
Aus dem Jahre 1374 haben wir fodann ein ähnliches Verzeichnis wenigßens der
hervorragendßen Stücke, die damals in die Burg Ehrenfels geflüchtet wurden.6) Daß
der Schaß die Gefahr in der Hauptfache glücklich überßand, beweiß das Inventar, das
der Ordinarius sive Registrum Praesentiarum secundum Chorum Ecclesiae Mogun-
tinae?)auf S. 285—298 enthält unter der Überfchrift: Sequitur de ornatibus et cleno-
diis, que pro nunc habentur in ecclesia Magontina videlicet anno domini MCCCCXVIII.
Die beiden nächßen KleinodienverzeichniffeS) ßammen aus der Zeit des Erzbifchofs
Konrad III (von Daun): ße ßnd vielleicht ebenfo wie jenes Verzeichnis von 1374 aus
Anlaß einer Bergung des Schaßes entßanden. Audi während der Mainzer Stiftsfehde
brachte man den Schaß in Sicherheit. Damals wurde er — oder doch ein Teil — an
Meßer Bankiers („Lombarder") verpfändet. Man erhielt gegen 4000 Rheinifche Gold-
gulden dafür. Das gefchah am 8. Februar 1462; die Urkunde iß überliefert.9) 1476
kam alles zurück: es fehlten „ettliche kößliche Steine und Stücke aus Stein".
9 Vogt, Regeßen der Erzbifchöfe von Mainz 1289—1396. I, 1. 1913. S. 246 Nr. 1402.
s) Vogt, Regeßen I, 1. 1913. S. 401 Nr. 2086. Joannis I S. 638 mit einer Anmerkung zumText
des Serarius. Der Nachlaß des Erzbifchofs muß fehr beträchtlich gewefen fein. Es wurden be-
fondere Verzeichniffe der Kleinodien, des Silbers und der Kleider aufgeßellt (vgl.Vogt a. a. O.
S. 409f. Nr. 2113 und 2115).
2) Vogt a. a. O. S. 401 Nr. 2086 Anm.4. Korrefpondenzbl. d. Gefamtver. XXIII. 1875. S.7.
ß Falk, Das Haupt der heiligen Margarete von Ungarn im ehemaligen Domfchaß zu Mainz.
Katholik 86, 6 = 3. Folge 34. 1906. S. 57.
9 St. A. Würdtwein, Diplomataria Moguntina. Magontiaci 1788. II S. 138.
o) J. P. Schunk, Codex Diplomaticus. 1797. S. 314.
ß Original in der Seminarbibliothek zu Mainz, Abfchrift in der Stadtbibliothek. Ich
zitiere diefe.
9 Abfchrift im Nachlaß Schneiders Fasz. VH, 5; Original im Stadtarchiv zu Köln.
9 Sauer, Regeßen zur Gefchichte der Mainzer Stiftsfehde und der Verpfändung des Main-
zer Domfcha^es während derfelben (1461 —1476). Zeitfchrift des Mainzer Altertumsvereins 111.
1893. S. 273.
 
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