Kreuzgang, Denkmäler
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gangs eingehende Beobachtungen in diefer Richtung nicht mehr zu^): er iß: ganz und
gar nicht mehr der alte. Einß lagen die Grabßeine über den Gräbern im Fußboden,
die Wände waren mit Malereien und Gedächtnis-Denkmälern jeder Art gejchmückt:
Der Kreuzgang [ah völlig anders aus. Wir werden weiter unten zufammenfaffen,
was alles in den Unglücksjahren um 1800 verjchwunden iß. Halten wir uns zunächß
un[erer Aufgabe gemäß an das Vorhandene. Der Kreuzgang iß ja nicht leer; es iß
noch immer, oder richtiger ge[agt: auch jet$t wieder ein ganzes Mu[eum, das wir zu
verzeichnen haben. Jeßt wieder — denn keineswegs haben alle oder auch nur die
meißen der Denkmäler, die heute hier aufgeßellt ßnd, immer (oder wenigßens [eit
längeren Zeiten) hier geßanden. Vielmehr hat eine völlige Umgeßaltung des ursprüng-
lichen Zußands ßattgefunden. Allein jehon die oben (S. 397 f.) vermerkte Tat[ache, daß
der Fußboden beträchtlich erhöht worden iß, lehrt, daß keine einzige der am Boden
liegenden Platten mehr an ihrem alten Plaße liegt.2) Man kann ßch leicht überzeugen,
daß ihre ursprüngliche Anordnung eine andere gewe[en [ein muß: die arabijehen
Ziffern nämlich, die [ehr viele der Steine tragen (und auf die wir [ofort zurückkommen),
ßellen keine fortlaufende Reihe mehr dar. Bei der Herßellung des Kreuzgangs in den
Jahren nach 1800 (be[onders 1840—42) wurden zahlreiche Platten gehoben und an
die Wände geßellt,^) die vordem einen anderen weit reicheren Schmuck trugen ([.unten).
Dazu kamen weitere Grabßeine aus dem Kreuzganggarten, aus der Memorie und der
Nikolauskapelle^ aus dem Dom, ja auch aus anderen Mainzer Kirchen, die im Beginn
des 19. Jahrhunderts abgerißen oder weltlichen Zwecken eingeräumt wurden (z. B.
aus Fiebfrauen oder St. Mauritius). Weiter [ammelte man dankenswerter Wei[e hier
die Überreße von Bauteilen oder Denkmälern aller Art, die im Bereich des Domes
(oder auch wieder anderswo) aus dem lebendigen Organismus der Kirche ausgejehieden
wurden. So kam der heutige Beßand zu[ammen. Und man wird demgegenüber be-
greifen, daß es nicht leicht, daß es in einzelnen Fällen überhaupt nicht mehr möglich
iß, die Herkunft der Stücke feßzußellen. Wir verzeichnen, was wir ermitteln konnten.
Maßgebend war dabei der Zußand des Kreuzgangs im September 1918.4) Bei der
Beßimmung der Überreße und Denkmäler leißen vor allem zwei Überlieferungen
die wertvollßen Dienße : einmal die jehon [o oft genannte Dombefchreibung Bourdons
([. oben S. 169) und — teilweije auf ße geßüßt — J. V. Gudenus ([. oben ebenda).
Bourdon hat nicht nur die Epitaphien an den Wänden des Kreuzgangs (wie deßen
ganze [onßige Ausßattung) [orgfältig verzeichnet,°) er hat auch die [ämtlichen Grab-
ßeine, die zu [einer Zeit im Fußboden lagen, aufgenommen, und er hat ihnen dabei,
ß Es würde ßch lohnen, die von Bourdon mitgeteilte Bejchreibung des Kreuzgangs ([. unten)
auch auf folche Geßchtspunkte hin einmal genauer durchzunehmen. So ergeben ßch z. B. für
die Beßattungen im Kreuzgang auf Grund von Bourdons Epitaphienwerk für die Zeit bis 1730
foigende Zahlen: Kanoniker des Domftifts: etwa 55 (darunter aber nur ganz vereinzelt
Dignitäre und 40 ohne Grabftein), dagegen Domvikare: über 125. Beßattungen von Laien:
etwa 76; dieje verteilen ßch auf die drei Flügel folgendermaßen: Weftflüge! 4, Südflügel 22,
Oftflügel 50 (unter den zuletzt angegebenen befinden ßch auch einige Familiengräber).
3) Vgl. übrigens Fr. Werner, Der Mainzer Dom und [eine Denkmäler 1. 1826. S. 342.
s) Schon Gudenus (11 S. 908) hatte ßch dafür erklärt, man [olle doch alle noch erhaltene
Steine heben und an den Wänden aufßellen: foretque tot hujus basilicae quondam patrum
venerabilium conspectus oculis viatorum, piae recordationis ergo, perquam gratus acceptissi-
musque. ß Das betonen wir, weil auch jeßt noch fortwährend Veränderungen Vorkommen.
Neue Stücke werden eingereiht, andere umgeßellt ufw.
Ü Sein Werk iß wie für die Denkmäler des Doms, [o auch für die des Kreuzgangs die
reichfte Quelle. Ihm iß auch Gudenus ganz offenbar [tark verpflichtet. Es iß [ehr zu beklagen,
daß die [o wertvolle Handjchrift noch nicht gedruckt iß.
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gangs eingehende Beobachtungen in diefer Richtung nicht mehr zu^): er iß: ganz und
gar nicht mehr der alte. Einß lagen die Grabßeine über den Gräbern im Fußboden,
die Wände waren mit Malereien und Gedächtnis-Denkmälern jeder Art gejchmückt:
Der Kreuzgang [ah völlig anders aus. Wir werden weiter unten zufammenfaffen,
was alles in den Unglücksjahren um 1800 verjchwunden iß. Halten wir uns zunächß
un[erer Aufgabe gemäß an das Vorhandene. Der Kreuzgang iß ja nicht leer; es iß
noch immer, oder richtiger ge[agt: auch jet$t wieder ein ganzes Mu[eum, das wir zu
verzeichnen haben. Jeßt wieder — denn keineswegs haben alle oder auch nur die
meißen der Denkmäler, die heute hier aufgeßellt ßnd, immer (oder wenigßens [eit
längeren Zeiten) hier geßanden. Vielmehr hat eine völlige Umgeßaltung des ursprüng-
lichen Zußands ßattgefunden. Allein jehon die oben (S. 397 f.) vermerkte Tat[ache, daß
der Fußboden beträchtlich erhöht worden iß, lehrt, daß keine einzige der am Boden
liegenden Platten mehr an ihrem alten Plaße liegt.2) Man kann ßch leicht überzeugen,
daß ihre ursprüngliche Anordnung eine andere gewe[en [ein muß: die arabijehen
Ziffern nämlich, die [ehr viele der Steine tragen (und auf die wir [ofort zurückkommen),
ßellen keine fortlaufende Reihe mehr dar. Bei der Herßellung des Kreuzgangs in den
Jahren nach 1800 (be[onders 1840—42) wurden zahlreiche Platten gehoben und an
die Wände geßellt,^) die vordem einen anderen weit reicheren Schmuck trugen ([.unten).
Dazu kamen weitere Grabßeine aus dem Kreuzganggarten, aus der Memorie und der
Nikolauskapelle^ aus dem Dom, ja auch aus anderen Mainzer Kirchen, die im Beginn
des 19. Jahrhunderts abgerißen oder weltlichen Zwecken eingeräumt wurden (z. B.
aus Fiebfrauen oder St. Mauritius). Weiter [ammelte man dankenswerter Wei[e hier
die Überreße von Bauteilen oder Denkmälern aller Art, die im Bereich des Domes
(oder auch wieder anderswo) aus dem lebendigen Organismus der Kirche ausgejehieden
wurden. So kam der heutige Beßand zu[ammen. Und man wird demgegenüber be-
greifen, daß es nicht leicht, daß es in einzelnen Fällen überhaupt nicht mehr möglich
iß, die Herkunft der Stücke feßzußellen. Wir verzeichnen, was wir ermitteln konnten.
Maßgebend war dabei der Zußand des Kreuzgangs im September 1918.4) Bei der
Beßimmung der Überreße und Denkmäler leißen vor allem zwei Überlieferungen
die wertvollßen Dienße : einmal die jehon [o oft genannte Dombefchreibung Bourdons
([. oben S. 169) und — teilweije auf ße geßüßt — J. V. Gudenus ([. oben ebenda).
Bourdon hat nicht nur die Epitaphien an den Wänden des Kreuzgangs (wie deßen
ganze [onßige Ausßattung) [orgfältig verzeichnet,°) er hat auch die [ämtlichen Grab-
ßeine, die zu [einer Zeit im Fußboden lagen, aufgenommen, und er hat ihnen dabei,
ß Es würde ßch lohnen, die von Bourdon mitgeteilte Bejchreibung des Kreuzgangs ([. unten)
auch auf folche Geßchtspunkte hin einmal genauer durchzunehmen. So ergeben ßch z. B. für
die Beßattungen im Kreuzgang auf Grund von Bourdons Epitaphienwerk für die Zeit bis 1730
foigende Zahlen: Kanoniker des Domftifts: etwa 55 (darunter aber nur ganz vereinzelt
Dignitäre und 40 ohne Grabftein), dagegen Domvikare: über 125. Beßattungen von Laien:
etwa 76; dieje verteilen ßch auf die drei Flügel folgendermaßen: Weftflüge! 4, Südflügel 22,
Oftflügel 50 (unter den zuletzt angegebenen befinden ßch auch einige Familiengräber).
3) Vgl. übrigens Fr. Werner, Der Mainzer Dom und [eine Denkmäler 1. 1826. S. 342.
s) Schon Gudenus (11 S. 908) hatte ßch dafür erklärt, man [olle doch alle noch erhaltene
Steine heben und an den Wänden aufßellen: foretque tot hujus basilicae quondam patrum
venerabilium conspectus oculis viatorum, piae recordationis ergo, perquam gratus acceptissi-
musque. ß Das betonen wir, weil auch jeßt noch fortwährend Veränderungen Vorkommen.
Neue Stücke werden eingereiht, andere umgeßellt ufw.
Ü Sein Werk iß wie für die Denkmäler des Doms, [o auch für die des Kreuzgangs die
reichfte Quelle. Ihm iß auch Gudenus ganz offenbar [tark verpflichtet. Es iß [ehr zu beklagen,
daß die [o wertvolle Handjchrift noch nicht gedruckt iß.
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