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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Térey, Gábor: George Sauter
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Schölermann, Wilhelm: Vom Deutschen Künstlerbunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0286

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-^teö> GEORGE SAUTER <&^~

vollkommen gelungen. Er hat durch Neben- VOM DEUTSCHEN KÜNSTLER-
einandersetzen von Farbenflecken, durch ein pi jjvjpvp

eigentümlich körniges Auftragen der Farbe

wahres, wirkliches Licht herausgebracht, eine T^'e Geschichte der politischen, konfes-
Leuchtkraft, wie man sie intensiver kaum er- sionellen und kolonialen Nöte des deut-

reichen kann. Auch in „Frage und Zögern", sehen Notstaates scheint um ein neues Kapitel
Budapest, Museum der schönen Künste vermehrt zu werden, welches symptomatisch
(s. Abb. S. 249), legt der Künstler weniger Ge- für die beständige Unbeständigkeit ist, in der
wicht auf den Gesichtsausdruck der Darge- alle aufstrebenden Kulturbewegungen bei uns
stellten als auf den stofflichen Reiz. Auf dem schweben: Die Not des Künstlerbundes. Wider-
Gesicht, der auf der Bank sitzenden Frauen- streitende Gerüchte aus Weimar, allerhand
gestalt zeigt sich keinerlei seelische Regung menschlich Allzumenschliches über persön-
— es ist stumpf. Eher könnte die Kopfhaltung liehe Gegensätze sind an die Oeffentlichkeit
der vom Beschauer sich abwendenden Frau gedrungen. Es ist hier nicht der Ort, um
irgend ein Gefühl ausdrücken. Was den des längeren auf das zurückzukommen, was
Künstler hier reizte, war vor allem das Farben- hinter und vor den Kulissen in Ilmathen oder
problem. Vorn die dunkle Gestalt mit dem Berlin-Potsdam sich abspielte. Herr Harden
düstern Mantel, im Hintergrund auf der hellen hat das alles in seiner „Zukunft" ausführlich
Bank die lichtgekleidete Frauengestalt. Weiß- nacherzählt. Ein Oberhofmarschall, der in
gelblicher Atlas umhüllt sie und fließt von Abwesenheit seines Herrn eine verborgene
ihr herab, manchmal etwas ins Mattgoldene Kontramine legt gegen einen Grafen, der seinen
hinüberleuchtend. Auch hier
ist Sauters Malweise flockig
und breit,denn anders könnte
sie das nicht zum Ausdruck
bringen, was der Künstler
sagen wollte.

George Sauter steht in ei-
nem schönen harmonischen
Verhältnis zu seiner Kunst,
so wie er es auch versteht,
sein Leben nach seinen Be-
dürfnissen zu gestalten. Ihm
tut es gut, daß die Not und
die Kleinlichkeit des Alltags
seinem Heime fern bleibt.
Und um so wohltuender muß
ihn die Ruhe seines Asyls
berühren, als er sie sich er-
rungen hat. Es ist gewiß kein
Zufall, daß er, der von baye-
rischer Abkunft ist, seine
Heimstätte in England ge-
funden hat. Die Atmosphäre
des Insellandes in Kunst und
Leben ist der Seele Sauters
durch irgend ein unbegreif-
liches Wunder verwandt.
Dort, wo die Fähigkeit „zum
Leben in Schönheit" Allge-
meingut geworden ist, man
möchte beinahe sagen zum
Hauptmoment der Kultur,
dort findet Sauter das, was
er mit seiner verfeinerten
Kunst sagen möchte, die
Verschmelzung von Leben
und Kunst. george sauter morgenunterhaltung

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