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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Koelitz, Karl: Die Mannheimer internationale Kunstausstellung 1907
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0538

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DIE MANNHEIMER INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG 1907

an den altdeutschen Albrecht Altdorfer er-
innernde feinsinnige Karl Haider mit seinen
stimmungsvollen, poetischen, oberbayerischen
und Hermann Urban mit seinen von Böck-
lin ausgehenden, stilvollen, römischen Land-
schafren. Auch Fritz Baer ist durch ein
gewaltiges „Hochgebirgsbild" und die intimen
„Birken im Moor", Oskar Graf, der Schüler
von Ludwig Dill, durch seinen gemütvollen
„Abendspaziergang", der Dachauer Meister
Hans v. Hayek durch seine breit und flott wie-
dergegebenen Dorf- und Stadtansichten und der
köstliche Adolf Hengeler, einer der origi-
nellsten Münchner Künstler, durch sechs ent-
zückende, von Böcklinsehem Humor und Ko-
lorit inspirierte, eminent malerische Kleino-
dien trefflich charakterisiert.

Die Münchner Plastik, ebenbürtig neben
der Malerei dastehend, ist ebenfalls glänzend
vertreten. Besonders der aus der Karlsruher
Schule unter Hermann Volz hervorgegangene
talentvolle C. Ad. Bermann hat, wie seine
ebenbürtigen künstlerischen Mitstreiter Herm.
Hahn und Jos. Flossmann, einen besonderen
Raum für sich allein zur Verfügung erhalten,
den er mit geradezu hervorragenden Werken,
wie den holzgeschnitzten Christus(„Der Zins-
groschen") (s. Abb.S.510) und die ergreifende
Marmorgruppe: „Erwachen zum Weibe" an-
gefüllt hat. Ihm schließen sich u. a. Knut

friedrich fehr der trinker

Mannheimer Internationale Ausstellung

jean aman die junge engländerin

Mannheimer Internationale Ausstellung

Ackerberg mit dem stilvollen Steinrelief
„Weinernte" (s. Abb. S. 502), Fritz Behr,
Th. v. Gosen, Ignaz Taschner mit treff-
lichen Porträtbüsten, SchreyöGG mit dem
„Lehrenden Christus" und der junge Zügel
mit lebensvollen Tierplastiken würdig an. Der
berühmte Meister Adolf Hildebrand ist
durch seinen reifen „Bogenschützen" und
durch groß gesehene Porträtbüsten (der Chi-
rurg von Bergmann u. a.), seine hochbegabte
Tochter Irene Georgii durch eine weibliche
Bronzefigur, sein Schüler Erwin Kurz durch
reizende weibliche Bronzefigürchen (s. Abb.
S. 503) sehr charakteristisch repräsentiert. Eben-
so schätzen wir auch Franz Stuck längst
schon als genialen Kleinplastiker.

Die Berliner Kunst fällt neben der impo-
santen Fülle der oben erwähnten Münchener
Schöpfungen sehr ab, immerhin sind doch
einige beachtenswerte Sachen vorhanden. So
des von München dorthin übergesiedelten Max
Slevogt „Bal pare", Walter Leistikow's
„Blütenbäume", Kallmorgen's „Hamburger
Hafenszene", Kayser Eichberg's „Märkische
Landschaft", Ernst Oppler's geschmackvolle,
feingestimmte Interieurs mit arbeitenden Bau-
erndirnen, Skarbina's „Ueber den Fahr-
damm". Geradezu hervorragend ist Richard
Lepsius' aristokratisches „Damenbildnis", wäh-
rend Max Liebermann mit seiner „Seiler-
bahn" und dem „Holländischen Straßenbild"

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