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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Neue Kunstliteratur - Neue Denkmäler - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0555

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-3-S^> VERMISCHTES — NEUE KUNSTLITERATUR

nächsten Ausstellung zu Ankäufen für die
öffentlichen Sammlungen verwenden muß-
te, soll jetzt aus den Ueberschüssen dem
Unterstützungsfonds der Akademie eine
Summe von 5000 M. überwiesen, wie ihn
schon bisher auch der Unterstützungs-
verein des Vereins Berliner Künstler er-
hielt. Die weiteren Ueberschüsse verteilen
sich dann wie folgt: 2000 M. an den Düssel-
dorfer Künstlerunterstützungsverein, die
dann verbleibende Hälfte wird für Ankäufe
auf der nächsten Ausstellung verwandt, die
andere Hälfte fällt hälftig dem Verein Ber-
liner Künstler und der Akademie zu; über
die Verwendung des der Akademie zu-
fallenden Anteils entscheiden die Sektionen
für die bildenden Künste des Senats und
der Genossenschaft gemeinsam.

l/"OPENHAGEN. Max Klinger's »Di-
ana- ist aus der Galerie Ernst Arnold
in Dresden für das Ny-Carlsberg-Museum
in Kopenhagen, in welchem deutsche
Plastik noch gar nicht vertreten ist, für
100000 M. angekauft worden.

NEUE KUNSTLITERATUR

Dreyer, A., FranzPocci.derDich-
ter, Künstler und K i nder f reu n d.
(München 1907, Georg Müller. M. 5.—).

Ueber >Franz Graf Pocci als Dichter,
Künstler und Kinderfreund« bringt Dr. A.
Dreyer ein sehr anziehendes, mit mehr als
200 Illustrationen reich ausgestattetes Buch,
insgesamt Reproduktionen nach Litho- b. hoetger büste
graphien, Radierungen, Holzschnittzeich- Mannheimer internationale Autstabug
nungen und Aquarellen dieses mit über-
raschender Vielseitigkeit, auch als Komponist tätigen schuf Pocci eine neue Jugendliteratur; daran reihten
Mannes. Geboren am 7. März 1807 zu München als sich die lustigen »Märchen« vom Schneewittchen,
der Sohn eines aus Viterbo stammenden Kavaliers, Ritter Blaubart, Hansel und Gretel, die >Dramatischen
welcher zu München als Generalleutnant und Oberst- Spiele-, welchen die »Spruchbüchlein« und später
hofmeister der Königin 1844 starb, und dessen Gattin, neben den Bilderbogen für Braun & Schneider
einer sächsischen Baronin von Posch, vererbte sich die köstlichen Büchlein >Was du willst«, iNirara
ihre feine Begabung für Kunst, Musik und Landschafts- mich mit« u. dgl. folgten. Eine eigene Spezialität
maierei auf den frühreifen, mit allen Talenten reich- boten die immer mit Bildern und den echten Melo-
lichst ausgestatteten Knaben, der eine treffliche Er- dien ausgestatteten »Jäger-, Soldaten-, Studenten-,
ziehung und Unterricht erhielt von den besten Leh- Kinder- und Volkslieder«, welche heute für alle
rern, wie J. B. Stiglmair, den nachmals so berühmt ge- Bibliophilen einen besonderen Sport bilden. Auch
wordenen Medailleur und Erzgießer, desgleichen an das ernste Drama (Gevatter Tod) und echte
von Jos. Schlotthauer, dem treuesten Schüler und Volksstücke wagte er sich, worunter die mut-
Johannes des Peter Cornelius. Innige Lebensfreund- willigen Puppenkomödien (in sechs Bänden) das
schaft verband frühzeitig den jungen Pocci mit dem dankbare kleine und große Publikum fesselten,
phantasiereichen Bildhauer Ludwig Schwanthaler. Den ergänzenden Gegensatz ergaben die aus zeit-
Beide überboten sich wetteifernd im Entwerfen von gemäßen Motiven schöpfenden ^Totentänzen In
Ritterzügen, Turnieren und Schlachtenbildern. Pocci scharf ironischer Laune gebärdete sich Poccis spru-
komponierte ganze Liederzyklen nach den Minne- delnde Phantasie im Gebiete der Karikatur. Nebenbei
Sängern, neueren Dichtern und eigenen Poesien, exzellierte der unermüdliche Zeichner mit zahllosen
Konzertstücke und kleine Opern, immer mit figür- >Namen«- >Weihnachts-Bildern i und Buchzeichen;
liehen Randzeichnungen und Ornamenten umrankt. er schuf, meist in landschaftlicher Stimmung, roman-
Vor dem Dienste der Themis rettete König Ludwig I. tische Schlösser und Burgen; in Genrestücken waren
den jungen Mann, welchen er als Intendant an die Landsknechte, Zigeuner, fahrende Schüler, Alchy-
Spitze seiner Hof- und Kammermusik stellte. Unter misten und unheimliches Gesindel in kulturhisto-
den nachfolgenden Regenten Max II. und Ludwig II. rischer Auffassung beliebt. — Poccis Vielseitigkeit
begleitete Pocci die Stelle eines Zeremonienmeisters überrascht uns durch die aus Anlaß seiner Centenar-
und Oberstkämmerers; er hatte sich demnach, um feier zutage tretenden Neuauflagen, wobei beispiels-
mit Walther von der Vogelweide zu sprechen »als weise der Leipziger »Inselverlag- mit einer Pracht-
drier Kunege getriuer Kameraere« bewährt. Diese ausgäbe seiner »Komödien« vorausging. Auch die
gerade nicht dornenlose Sinekure ließ ihm immer »Zeitschrift für Bücherfreunde« (Velhagen & Klasing)
noch Muße, seine poetischen und künstlerischen füllte zwei Hefte mit Reproduktion köstlicher Illustra-
Schwingen zu entfalten. Durch den mit Guido tionen.— Dreyers Buch hat Poccis höchst komplizierte
Görres herausgegebenen, reichlich mit Bildern und Natur, den Dichter und Künstler im regen Verkehr
Liedern ausgestatteten »Festkalender« (1834—37) mit seinen Zeitgenossen gewürdigt und geschildert.

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