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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Rümann, Arthur: Arthur von Ramberg: (zum hundertsten Geburtstag)
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0469

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ARTHUR VON RAMBERG
her nicht länger in Prag und so floh er kur-
zerhand nach Dresden und wurde dort Schüler
Julius Hübners an der Akademie. Unter dessen
Leitung entstand Rambergs erstes Bild, ein
heiliger Ulrich für den Altar der Dorfkirche zu
Kerschlach unweit des Ammersees. Dies war
seine erste Verbindung mit dem Lande, das
seine zweite Heimat werden sollte, mit Bayern.
Wenige Bilder entstanden in Dresden, aber an
ihnen ist schon der Einfluß zu erkennen, den
Rambergs nächste Umgebung auf seine Kunst
ausübte. Hähnel hatte ihn besonders zum Stu-
dium Schwinds angehalten, Rethel wurde das
Objekt seiner Verehrung, Richters illustratori-
sche Tätigkeit wirkte stark auf den jungen
Künstler ein, so daß er sich der Illustrationskunst
widmete, auf welchem Gebiete er solche Erfolge
errang, daß man ihn in gleiche Reihe mit die-
sen Meistern zu stellen versuchte, was heute
jedoch als stark übertrieben angesehen werden
muß. Weder die vornehme Stilisierung eines
Schwind, noch die warme Herzlichkeit eines

Richter kann Ramberg er-
reichen; die vornehme Kühle,
die den meisten seiner Illu-
strationen eigen, läßt das
Interesse an dieser Seite
seiner künstlerischen Pro-
duktion heute etwas verblas-
sen ; immerhin schmückt
manch trefflicher Holzschnitt
die Kalender von Steffen
und Nieritz. Eine ganz be-
sonders reizvolle Note er-
halten seine kleinsten Werke
durch den köstlichen Hu-
mor, der etwas herzerquic-
kend Frisches besitzt. Fran-
zösische Vorbilder haben
ihm wohl manchmal vorge-
schwebt. Wahre Kleinodien
sind Rambergs Karikaturen
seiner Freunde, voll von
spitzer Bosheit und liebens-
würdiger Lästerung; hier
kann er mit den besten die-
ses Faches konkurrieren/
Die Revolution von 1848
hatte in Dresden die ge-
sellschaftlichen Kreise ge-
lockert, zerstreut. So er-
griff Ramberg den Wan-
derstab und zog 1849 nach
München, wo er ein ihm
außerordentlich zusagendes
Milieu fand. Schwind war
gerade in München tätig
und seinem Einfluß gab er
sich durch die persönliche Bekanntschaft, die
bald zu herzlicher Freundschaft wurde, ganz
hin. Sicherlich ist aber auch von Piloty ein
starker Einfluß auf Ramberg ausgegangen, was
sich vielleicht am meisten in Technik und Kolo-
rit zeigte. Doch lag ihm, der als Maler niemals
übermäßig fleißig war, die Historienmalerei
recht wenig, bei der er die riesigen Leinwand-
flächen mit Farbe bedecken mußte. Schwinds
herzerquickende Märchenwelt mußte den als Illu-
strator schon in Dresden erfolgreichen Künstler
weit mehr anziehen und fesseln. So blieben seine
Bilder fast stets im Format beschränkt und
waren inhaltlich der Genrekunst entnommen.
Die Vorwürfe dazu nahm er aus der ihn um-
gebenden Gesellschaft; Ramberg war ein Mann,
der das heitere Leben liebte, der in munte-
rer, geistvoller, aber auch schöner Gesellschaft
gern seine Abende verbrachte. Viel Gelegen-
heit bot ihm die Umgebung Münchens; im
Gebirge fand er manches Modell, manche pas-
sende Szene, die er für seine Bilder verwerten

IN DER LAUBE

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