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Die barocken Altarretabeln
— eine Uberlieferung

l.Die Altäre um 1670

Der Herz-Jesu-Altar von 1662 und eine Schnitzfigur des Jakob Eberhard Schwartz

Ohne die Chronik des Dominikus Dehler könnte über die barocke Altar-Ausstat-
tung nur wenig mitgeteilt werden, denn das 19. Jahrhundert hat sie restlos aus-
geräumt, verschleudert und zerstört. Dehler beschreibt einige Altäre, die er dazu-
hin zu skizzieren versucht.

Der erste Altar, der nach dem Dreißigjährigen Krieg in die Kirche kam, dürfte
der 1660 von Bürgermeister Mößnang gestiftete und 1662 aufgerichtete Herz-Jesu-
Altar gewesen sein. Wir wissen von ihm nicht mehr als die Stifterinschrift: „Anno
1660 der hl. Dreifaltigkeit, auch der gebenedeiten und unbefleckten Jungfrau und
Himmelskönigin Maria zu Ehren hat Johannes Burghard Mößnang, Oberstätt-
meister und Gastgeber zur Goldenen Glocken samt seiner Hausfrau Catharina
Beckin diesen Altar allhier machen lassen."585

Bemerkenswert erscheint, daß eine ähnliche Stifterinschrift der Sockelrückseite
einer neulich wieder entdeckten Schnitzfigur eines hl. Sebastian mitgegeben
ist086: „Der Aller Hailigsten Dreyfaltigkeit und der Himmelskönnigen Mariae
auch dem Hey. Mar: Sebastiani Zuo Ehren hat der Erbare man Georg Hertzer
beckh und wirdt allhier, dieses bildt alhero versprochen." Da die Figur in einem
alten Sakristeischrank des Münsters (auf der Empore) entdeckt und sie über der
Stifterinschrift 1662 datiert ist, könnte sie im Zusammenhang mit dem Herz-Jesu-
Altar ins Münster gekommen sein. Laut rückseitiger Sockelinschrift schnitzte diese
Figur der herzogliche Bildhauer Jakob Eberhard Schwartz und gefaßt wurde sie
von dem Gmünder Maler Johann Christoph Katzenstein dem Älteren 587. Der hl.
Sebastian ist hier als Hüftfigur wiedergegeben. Die Arme sind an Aststümpfe
gefesselt, wobei nach der Tradition der rechte Arm hochgebunden ist. Von mehre-
ren Pfeilen getroffen krümmt sich der Körper und der Blick geht hilfesuchend
nach oben.

Der Schnitzer hat das seitlich geraffte Lendentuch geschickt gelegt, das die Halb-
figur abschließt und abrundet. Bei der Gestalt und ihrer Modellierung spürt man

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