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1670 ist aufgerichtet worden . . . Ao 1670 die Herren Burghard Mösnang amtsbm-
und der Kirchenpfleger und des Löbl. wercks Direktor ..." 594.

So beschreibt Debler den zwischen die beiden östlichen Chorpfeiler gestellten
Altar, hierbei von seiner Skizze ausgehend (wobei ihm die Raumdarstellung er-
hebliche Schwierigkeiten macht) (Abb.46)M5. „Der so schöne Choraltar in der Pfarr-
kirche, der ao 1670 ist verfertigt worden und ao 1801 abgebrochen worden wie
folgen wird. Er war ausserordentlich hoch, reichte so das Altar Blatt darin fast die
Decke der Kirche. (Nun folgt die Erklärung seiner Zeichnung.)

„Nr. 1 sind frei, man konnte rings herum gehen. Der Grund des Altares war
schwarz, die Einfassung und Verzierungen alle vergoldet.

a, c, d, e waren Tafeln, darin viel Heiligtümer waren und nur zu Zeiten zu sehen
waren, sonst sind die geschlossen, wie a zeigt.

f. die oberen zwei Tafeln f, waren auch mit Heiligtümer geziert etc.

b. Das Ziboriumskästlein.

g. der Tabernakel mit 4 Säulen, woran 2 Engel mit Rauchfässer standen ober
dem selben waren 4 Engelein auf den Säulen und das Kreuz.

Das Kästlein wie unten war ganz vergoldet.

Der altar Bank war mit vergoldetem Laubwerk ganz überzogen, das Laubwerk
war wohl aufgelegen.

Der hintere Altar war vom Boden auf, von einer steinernen Säul zur andern, sie
besass 6 grosse vergoldete Säulen, an beiden letzten standen St. Ulrich und s. Afra
ganz verguldet. Das Altar Blatt, so derzeit hinter dem Hochaltar oberhalb dem
grab und das obere Blat das heilige Kreuz ist zu ersehen, im altar Blatt St: Joh:
Nepomuc. Der ganze Grund war auch so und die Verzierung etc. vergoldt. es war
ein herrlicher und majestätischer Altar und seines Andenkens und Existenz wür-
dig gewesen."

Die Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg, in dem Gmünd nicht wie Nörd-
lingen belagert und nicht wie Aalen vom Brand verwüstet wurde, hat zur Stiftung
des neuen Hochaltars geführt. Es ist nun nicht leicht, nach den Worten Dehlers, der
selbst innerhalb eines Satzes mit den Gedanken hin- und herspringt, diesen Altar
zu rekonstruieren. Das riesige Retabel wird etwa 17 Meter hoch gewesen sein,
reichte es doch bis an das Chorgewölbe. Das Altarblatt stellte die Aufnahme
Maria in den Himmel dar596 und das Oberbild war ein „Kreuzbild"587. Flankiert
war das Hauptbild von je drei vergoldeten Säulen, vor denen St. Ulrich und St.
Afra standen, die Heiligen der Bischofsstadt Augsburg. Den Stipes und die Pre-
dellenzone mit dem Tabernakel gibt Debler in seiner Zeichnung wieder. Sie deutet
einen dreistufig erhöhten Blockaltar an, in dessen Front erhabenes und vergoldetes
Laubwerk ein Kreuz umgibt. Auf der Mensa reihen sich — so scheint es — auf drei
Seiten verschließbare Nischen „darin viele Heiligtümer waren". Und den mit klei-
nen Säulen und Engeln geschmückten Tabernakel weiteten zwei Tafeln, „die auch
mit Heiligtümer geziert waren". Vielleicht haben hier lokale Wünsche bestimmte
Anordnungen und Inhalte veranlaßt und eingebracht, die weniger an die Altar-
baukunst des späten 17. Jahrhunderts, als vielmehr an die Predellennischen der
spätgotischen Altarschreine erinnern. Möglicherweise waren in die Nischen über-
kommene Bildwerke eingestellt, die frommer Sinn nicht aufgeben wollte508.

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