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Diö Stsdt Gmünd 'n c'er ^'tte c'es Raumes läßt ein Modell (150x150 cm) einen

im MriHoll nnrl ihr Blick tun auf das alte Schwäbisch Gmünd, ehe es im 19. Jahr-

im MOCieil Una inr hundert ansetzte, über die mittelalterliche Ummauerung hin-

Umland im Bild auszuwachsen und sich ihrer zu entledigen. Die frühere bau-

liche Situation hat 1888 der damals 62-jährige Gmünder Bijou-
terie-Kaufmann Thomas August Käßer (1846-1918) rekon-
struiert und wieder entstehen lassen, indem er zehn Monate
lang Häuschen um Häuschen bastelte und zum Bild der

4 Reichsstadt zusammenfügte. Vorausgegangen waren Studien
zur Gmünder Stadttopographie. Ein Plan sowie Architektur-
zeichnungen des Gmünder Chronisten Dominikus Debler
(1756-1836) und der erste verläßliche Gmünder Stadtplan von
1831 waren seine Hauptquellen. Nicht jede Hausform ist dem-
nach authentisch, das Gesamtbild im Sinne einer stadttopogra-
phischen Charakterisierung für das ausgehende 18. Jahrhun-
dert jedoch recht zuverlässig: Das 44 m hohe Münster dominiert
im Stadtkern, den die beiden Stadtmauern wie Wachstums-
ringe umschließen. An den Talflanken verstärken Vorwerke die
Mauer, ebenso am Südostabschnitt, der, weil dort der Zeisel-
berg unmittelbar vor der Mauer ansteigt, besonders gefährdet
und deshalb mit dem 37 m hohen Königsturm gesichert war. Die
Führung der Straßen und Gassen deckt sich weitgehend mit der
heutigen Situation, sieht man von der neu entstandenen Tan-
gente der Goethe-Klösterle-Straße und ihrem Durchbruch in die
Zeiselbergstraße ab. Die Ledergasse trug damals ihren Namen
noch zu Recht, ehe sie wie die Sebaldstraße im 19. Jahrhundert
durch Ausräumen einer ganzen Häuserzeile einen gänzlich
neuen, weiträumigen Charakter gewonnen hat. Beachtenswert
auch, wie die der Rems und dem Waldstetter Bach abgezweig-
ten Wasser in Bächen und Rinnsalen das Stadtgebiet, sogar
den Marktplatz, offen durchflössen. Das war die Kanalisation
jener Zeit, auch war das Gewerbe, wie etwa die Schmiede in der
Schmiedgasse, die Gerber in der Ledergasse und auch die Spi-
talmüllerei darauf angewiesen.

5 An der Wand das lange Band einer Panoramakarte (Wasserfar-
ben, Papier auf Leinwand, 75x216 cm), 1572 von dem Gmün-
der Maler Balthasar Riecker ausgeführt. Vermutlich war dies
eine Auftragsarbeit der Stadt Gmünd, die damals eine bildhafte
Darstellung ihres Jagdgebietes wünschte.6 Die Grenze dieser
sog. freien Pirsch ist rot eingezeichnet. In diesem Pirschbereich
hatte jeder Gmünder Bürger das Recht, „Waidwerk zu treiben,
zu Jagen, Vögeln nachzustellen und zu Pirschen, auch Eicheln
und Buchein zu brechen und zu lesen und auch die Schweine in
die Eicheln zu treiben". Diese freie Pirschgerechtigkeit (die in
dieser Form sich mehrfach im schwäbischen Raum nachwei-
sen läßt), ist Gmünd schon unter den Staufern eingeräumt, von
Kaiser Sigismund 1434 bestätigt und erst 1803 aufgehoben
 
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