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Kunst des
19. und 20.
Jahrhunderts

55

Zuerst in den Tischvitrinen Produkte des Edelmetallgewerbes.
Mit ihm war immer noch Wohl und Wehe der Stadt verknüpft.
Trotz der Rezession im ausgehenden 18. Jahrhundert, ausge-
löst von den hohen Schutzzöllen Josephs IL, die 1785/86 110
Gmünder Goldarbeiter zur Auswanderung nach Wien gezwun-
gen hatten, waren um 1800 die Goldschmiede immer noch mit
Abstand die größte Berufsgruppe in Gmünd. Man zählte
damals in der Stadt 13 Maurer, 2 Maler, 8 Müller, 15 Schreiner, 29
Wirte, 5 Glas- und Steinschneider, 4 Silberdreher und 285 Gold-
und Silberschmiede!

Während die Pforzheimer die Umstellung zur industriellen Ferti-
gung rasch vollzogen, produzierten die Gmünder Gold-
schmiede bis in die Dreißiger Jahre hinein in ihren Werkstätten
traditionell weiter. Doch dann setzten auch sie sich mit dem
Problem der Umstellung auf mechanische Fabrikationsbe-
triebe auseinander. 1861 arbeiteten in 13 Betrieben schon 1500
Goldschmiede und nur noch 80 Meister waren selbständig.
1870 nennen Vergleichszahlen 65 Betrieben mit 2000 Arbeitern
und 36 unabhängige Meister. In Gmünd sind damals jährlich
130 Zentner Silber und Edelmetall im Wert von 2 Millionen verar-
beitet worden.

Die ausgestellten Objekte stilistisch betrachtet spiegeln -
sofern die wenigen Beispiele repräsentativ sind - keine hohe
Flexibilität ihrer Urheber. Bei den Dosen, beliebten Gmünder
Erzeugnissen, ist nicht immer zu entscheiden, ob sie vor oder

55 Zigarrendose,

Ende 18./Anfang 19. Jahrh.
 
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