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Vom Barock
zum beginnenden
19. Jahrhundert

Diese Abteilung führt vom Barock über den Klassizismus
(1780-1820) zum beginnenden 19. Jahrhundert. Es dominiert
nun das profane Werk. Porträts lösen die Heiligendarstellungen
ab. Gmünder Bürger treten ins Bild. Rechtzeitig fand sich hierzu
der Maler Johann Georg Strobel aus Wallerstein (1735 -1792)
ein, der mit Aufträgen reichlich bedacht wurde. Von ihm sind in
Gmünd nahezu 100 Bilder erhalten, darunter hier die Halbfigur
des Josef Benedikt Killinger, Zunftmeister der Gmünder Gold-
schmiede (1776, 75x63 cm). Er läßt sich mit seiner Perücke
malen und so vorstellen, als sei er eben damit beschäftigt, Gold-
und Silberschmuck mit der Lupe zu prüfen. Strobel hellt im
50 nachfolgenden Doppelbildnis des Ehepaares Storrvon Ostrach
die Farben auf (um 1872, je 88x70 cm). Er, Joseph Ferdinand
Storr, Edler von Ostrach, soll ein „berühmter und gelehrter
Mann" gewesen sein. Als er 1785 starb, „wurde er in der Stifts-
kirche (Münster) bei (dem Altar) Maria Hilf begraben. Es wurde
ihm ein so herrliches Castrum doloris errichtet, desgleichen
man in Gmünd noch niemals gesehen". In wenigen Jahren war
er zum ranghöchsten Gmünder aufgestiegen, vom Rechtskon-
sulenten 1740 zum Oberstättmeister 1753 und zwei Jahre
danach zum regierenden Bürgermeister. Von Kaiser Joseph II.
geadelt führte er in barocker Manier eine Flut von Titeln: Reichs-
erbschultheiß, Kaiserlicher Pfalzgraf, Fürstlich Konstanzischer
und Württembergischer Hofrat, Gräflich Fuggerischer Hofrat
und Kanzleirat, Abgeordneter des Schwäbischen Kreises. 1744
heiratete er Maria Cacilia Debler (deren Mutter, die Lammwirtin,
eine Tochter des Bürgermeisters Johann Georg Stahl war). Bei
ihrem Porträt will der etwas herbe Gesichtsausdruck nicht ganz
zur Konvention des schmaltaillierten Rokokokleides und der
zierlichen Geste passen. Eine liebreizende Anmut, die aus dem
Lebenein heiteres Spiel macht wie bei den Püppchen Watteaus,
war ihr nicht gegeben und schien ihrer sachlichen Tüchtigkeit
wohl auch nicht erstrebenswert.

In diesem Bereich begegnen wir einem hl. Florian (um 1700,
Holz, Reste einer Fassung), dem Schutzpatron bei Brandgefahr
und gegen Feuersbrunst (als Bezugsfigur zu einer Schaustel-
lung von alten Feuerschutzgeräten, die demnächst verlagert
werden sollen). Ursprünglich stellte diese Figur mit ihrem Mark-
grafenhut und Hermelinkragen den hl. Leopold, Landespatron
von Österreich, dar, ehe sie mit dem bekannten Attribut des
Wasserkübels zur ähnlichen Rittergestalt eines hl. Florian
„umfunktioniert" wurde.

Dann ein aus Eschach stammender Schild (Holztafel 75,5x54
cm) der Wirtschaft „Zum freelichen Man". Ein Name, bei dem
jeder weiß, was gemeint ist, auch die Frau zu Hause. Die aufge-
malten Wappen verweisen auf die Schankgerechtigkeit, die
Albrecht VII., Schenk von Limpurg und Herr zu Gaildorf
(1568-1619) und seine Frau Amalia, geb. Freiin von Roggen-
 
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