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Eine historisch-synoptische Tabelle ist eine vergleichende
Zusammenstellung mit geschichtlicher Dimension. Sie kann
ergiebige Einsichten ohne umständliche Beschreibung und
Erklärung vermitteln, denn eine Fülle von Materialien und Fak-
ten ist ausgebreitet, zeitlich geordnet und in einem Raster in
Beziehung gesetzt. Die wesentliche horizontale Einteilung
ergibt sich durch die Gliederung (vorwiegend) in kunstge-
schichtliche Stilepochen. Über die Datierung ihrer Grenzzie-
hungen, die die Geschichte als Prozeß nicht kennt, kann man
endlos streiten. „Phasenverschiebungen" von Land zu Land
und anderes machen das Problem nicht leichter. Unsere Glie-
derung ist auf die Museumsbestände ausgerichtet und die
Datierung der Epochen vom örtlichen Befund abgeleitet. Dazu
wenige erklärende Hinweise: In der Mitte des 13. Jahrhunderts
beginnt das späte Mittelalter, denn um 1240/50 treten in Gmünd
die ersten gotischen Formen am Turm der Johanniskirche und
am Chor der St. Franziskus-Kirche auf. 1525, das Jahr des
Bauernaufstandes und der Religionswirren, auch für Gmünd
einschneidende Ereignisse, ist das Schwellenjahr zur Neuzeit.
1521 war das Münster, das 1497 durch den Einsturz seiner bei-
den Türme schwer geschädigt worden war, noch völlig in den
Formen derausgehenden Gotik hergestellt worden. DerBarock
zieht in Gmünd mit einem monumentalen Zeichen erst nach
dem Dreißigjährigen Krieg auf, erst 1670 mit einem neuen
Hochaltar der Pfarrkirche. Die Endphase des Barock, das
Rokoko mit der Rocaille als seiner Signatur, leitet der Stadtbau-
meister Johann Michael Keller um 1750 ein, und dieser bereitet
im Jahr 1780 mit neuem Dekor am Lusthaus des Handelsman-
nes und Bürgermeisters G.F. Stahl (heute Stadtgartenschlöß-
chen) auch dem Klassizismus den Weg.
In unserer Tabelle hat nicht jedes Objekt ein mustergültiges
Plätzchen. Das Porträt des Georg Jehlin von 1638 mußte
ebenso wie das Relief des Michael Kern aus Zeitgründen in die
Manierismus-Spalte gesetzt werden, wiewohl sie zum Barock
gehören. Also „eine Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen" (Pin-
der). Das Porträt erinnert an die Malerei als die stilistisch füh-
rende Kunstgattung, und das Relief istZeugnis eines Wegberei-
ters. Auf solche und noch größere Vorreiter stößt man in der
Spalte „Werke der deutschen und europäischen Kunst". Deren
Reflexe in Gmünder Werken könnten Anlaß sein, sich über Ein-
flüsse und Zusammenhänge undauch überdieGradevon Mei-
sterschaft Gedanken zu machen. Und die letzte Spalte mit den
Daten zur Gmünder Geschichte soll daran erinnern, daß auch
künstlerisches Schaffen unter den Gegebenheiten und
Bedingtheiten des Umfeldes geschieht.

Umseitig synoptische Tabelle

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