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GmÜndöT Nicht sakrale Geräte, sondern Filigranarbeiten haben das

p... Gmünder Kunstgewerbe im 18. und beginnenden 19. Jahrhun-

rlligrsn we\ih\n bekanntgemacht. VierTischvitrinen sind gefüllt mit

diesen Gegenständen, die - wie die Übersetzung des italieni-
schen Begriffes Filigran besagt - aus Fäden und Körnern beste-
hen. Das bevorzugte Material ist Silber, deren dünngezogene
und gezwirbelte Drähte das Ausgangsmaterial dieser kunstvol-
len Gebilde darstellen. Das Filigran diente zur Fassung der
Rosenkranzperlen und verschiedenartiger Anhänger, es gab
dem Kopf einer Haarnadel oder einer Florschnalle ihre Gestalt.
Filigran war demnach im religiösen Bereich genauso
erwünscht wie im volkstümlichen Schmuck. Gewisse bayrische
und fränkische, sogar AppenzellerTrachten zierten sich mit Fili-
granknöpfen und -schnallen aus Gmünd, und von hieraus fan-
den filigrangefaßte „Devotional-Medaillen ihren Weg in den
gesamten katholischen Raum Mitteleuropas" (G.M.Ritz).
Die damalige Beliebtheit einer derartigen Technik und Kunst-
form läßt sich heute noch weitgehend an den Gegenständen
selbst ablesen. Ihr Formenreichtum gehört zu den Merkmalen,
die Volkskunst allgemein charakterisiert. Und das zarte
Gespinst fügte sich dem Arsenal des spätbarocken Dekors
geradezu einschmeichelnd an, zumal Rosetten und Rocaillen,
Palmetten und Blüten Grundformen des Filigrans sind. Auch in
der graziösesten Fülle des spitzenartigen Gewebes zeichnen
sie sich noch ab. Die Gestalten dieser Grundformen haben es
auch zugelassen, daß der findige Goldschmied unzählige
Varianten zu bilden imstande war. Und er kombinierte Filigran
mit Gagat, Email und farbiger Glasware. Und mehr noch: Bei

48 den Beschlägen des Gebetbuches legte er das Filigrandekor

49 flach auf, die Schnallen wölbte er und bei den Tulpenköpfen der
Haarnadeln formte er ein vollplastisches und zugleich erstaun-
lich stabiles Schmuckgebilde.

49 Filigranschließe,
18. Jahrh.
 
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