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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale - Beiblatt für Denkmalpflege — 1908

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Heft 1
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Tomkowicz, Stanisław: Neuentdeckte mittelalterliche Wandmalereien in Krakau
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https://doi.org/10.11588/diglit.26206#0011
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BE-

RICHTE

Fig. i Wandgemälde im Kreuzgange des Augustinerklosters in Krakau

Neuentdeckte mittelalterliche Wandmalereien in Krakau

Man konnte in der neueren Literatur bis vor
kurzem oft der Behauptung begegnen, daß in polni-
schen Ländern die Wandmalerei im Mittelalter, wenn
nicht ganz fehlte, so doch nur in sehr beschränktem
Maße ausgeübt wurde, das Vorhandensein alter
Fresken wurde geradezu verneint. Erst in jüngster
Zeit traten immer mehr Belege dafür zutage, daß
die malerische Ausschmückung, besonders der Innen-
räume, bei unseren Vorfahren schon in einer ziem-
lich frühen Periode beliebt gewesen sein muß und
in nicht unbedeutendem Umfange geübt wurde. Aus
den verschiedensten Gegenden des alten Polens
häufen sich die Meldungen über immer neue dies-
bezügliche Funde. Eine ganze Reihe derartiger Ent-
deckungen wurde im Laufe der letzten Jahre in
Krakau gemacht, das bis zum Ende des XVI. Jhs.
für das ganze kulturelle. Leben des Landes ton-
angebend war.

Fast bei jeder Restaurierung von Krakauer
Kirchen und Klöstern stößt man auf Spuren oder
größere Reste von Wandmalereien unter einer die
Farben zugleich verdeckenden und schützenden
Tünchschichte. Man kennt jetzt Beispiele von den
verschiedensten technischen Verfahren, denn sowohl
Fresko-, Tempera- und Ölmalerei als sogar
Enkaustik scheint teils zur ornamentalen, teils zur
figuralen Ausschmückung der Wände angewendet
worden zu sein. In letzter Zeit hat man Überreste
von mittelalterlichen Malereien bei der Restaurierung
der Marienkirche und des Domes, im Refektorium
des Dominikanerklosters, im Kreuzgange des Fran-
ziskanerklosters, im Schiffe der hl. Kreuzkirche und

anderen Orten aufgefunden. Leider konnten nicht
alle jüngst aufgedeckten Denkmale der Wandmalerei
restauriert und erhalten werden, teils aus Mangel an
Mitteln, teils weil sie oft nur sehr fragmentarisch
zum Vorschein kamen.

Einer der interessantesten Zyklen bedeckte einst
die Wände des Kreuzganges des Augustinerklosters
bei St. Katharina in Krakau, bis er vor vielen Jahr-
zehnten der Übertünchung zum Opfer fiel.

Schon weiland Professor Luszczkiewicz hatte
daselbst vor 43 Jahren im Vereine mit anderen Kunst-
freunden ein Wandgemälde, einen hl. Papst dar-
stellend, bloßgelegt und skizziert, das seitdem wieder
verschwunden ist. Nur die veröffentlichten Schriften
des Entdeckers erwähnten seiner in Wort und Bild.
Seitdem verfloß über ein Menschenalter, ohne daß
sich jemand um die Sache gekümmert hätte.

Erst im Winter 1904/05 stellte der jugendliche
Kunsthistoriker Marcetx Dobrowolski neue Unter-
suchungen an. Als infolge der von demselben an
verschiedenen Stellen des Kreuzganges gemachten
Bloßlegungsproben Teile von Wandgemälden zum
Vorschein kamen, nahm sich auch Berichterstatter
der Sache an. Mit fachmännischer Hilfe des aus
Lemberg herbeigerufenen Kunstmalers Julius Makarf.-
wicz, der sich schon bei den mittelalterlichen Wand-
gemälden der hl. Kreuzkapelle am Krakauer Dom
als tüchtiger Restaurator bewährt hatte, gelang es,
einen Teil der Wandmalereien im Kreuzgang bloß-
zulegen und zu restaurieren. Die Arbeit war eine
äußerst mühsame, um so mehr als sie in allen Einzel-
heiten vom Restaurator eigenhändig durchgeführt
 
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