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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0111

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Beilage I. Heeresstärken d. Makedonier u. Römer i. 2. Makedonischen Kriege. 97

Mafsstabe kaum zu denken ist, da die Römer durch Gefechte fast
gar nicht, sondern nur durch Mangel an Verpflegung gelitten haben
(S. 30). Die Entlassungen endlich, wenn solche überhaupt statt-
gefunden haben, überstiegen nicht 2000 Mann1).

Die angeführten Nachschübe haben daher nicht in diesem Um-
fange stattgefunden. Gut, d. h. nicht nur durch die Ännalistik, son-
dern auch durch andere Quellen bezeugt ist von ihnen auch nur
der vom Jahre 198 mit dem Konsul Flamminus angekommene von
8800 Mann. Er wird daher als der einzige wirklich erfolgte an-
zusehen sein und reichte hin, die Armee wieder auf den anfänglichen
Stand, vielleicht etwas darüber hinaus zu bringen, so dafs sich das
römische Heer durch den ganzen Krieg hindurch ungefähr auf der
gleichen Stärke gehalten hat.

Dies Resultat der Unzuverlässigkeit der durch die Annalen
bezeugten Heereszahlen stimmt so gut zu der bekannten Unglaub-
würdigkeit der durch die Ännalistik überlieferten Zahlen überhaupt,
dafs es kaum nötig erscheint, hier noch eine besondere Begründung
dafür zu geben.

Indessen liegt die Sache doch gerade für Ersatzzahlen nicht
so einfach. Denn hier kann die Phantasie nicht wie etwa bei Ver-
lustzahlen in der Schlacht oder der Angabe feindlicher Streitkräfte
ins ungemessene gehen, sondern es lag hier eine Kontrolle in dem
sich bei jedem Kriege wiederholenden erfahrungsmäfsigen Bedarf, in
Senatsbeschlüssen und amtlichen Listen vor. Auch hat sich ja bereits
gezeigt, dafs einzelne annalistische Angaben Vertrauen verdienen.

l) Bei dem Heere des Jahres 200 befand sich eine Anzahl von Veteranen
aus dem zweiten Punischen Kriege (Liv. 31,8, 5 f. 14,2), die nach dem Feld-
zuge 199 revoltierten und Entlassung forderten. Ihre Zahl betrug damals nach
Livius 32, 3, 3 (Annalen) noch 2000 Mann. Der Konsul sagte ihnen zu, dafs er
ihre Entlassung beim Senat beantragen wolle, wenn die Revolte eingestellt -würde,
üb sie wirklich entlassen sind, erfahren wir nicht. — Th. Steinwender hat in
einer scharfsinnig geführten Untersuchung über „die Altersklassen und reguläre
Dienstzeit des Legionärs" (Philo), n. F. II, 2 S. 285 ff.) zu erweisen gesucht, dafs
die Dienstzeit des Legionars damals 6 Jahre betragen habe und dementsprechend
durchschnittlich jedes Jahr S50—900 Rekruten bei der Legion neu eingestellt seien.
Das würde für ein konsularisches Heer jährlich gegen 4000 Mann ergeben.
Selbst wenn dieser Rekrutierungsmodus erwiesen wäre, was rn. E. nicht der Fall
ist, so würde sich daraus die Höhe der hier und besonders für die Kriege
gegen Antiochos und Perseus berichteten Nachschübe (S. 100) nicht genügend
erklären.

Kromayer, Antike Schlachtfelder. II. 7
 
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