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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 2: Antike Schlachtfelder in Griechenland 2): Die hellenistisch-römische Periode : von Kynoskephalae bis Pharsalos — Berlin, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.7618#0135

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Beilage III. Die Felopidasschlaeht bei Kyuoskephalä (3(U v. Chr.). 121

Diese Schlachtanlage hat ihren Grund in den speziellen Ver-
hältnissen der Lage. Pelopidas verfügte über eine besonders gute
Reiterei, während er an Fufstruppen schwächer war (S. 119, A. 1).
Das wurde ausgenutzt und das thebanische Prinzip des Stofses hier
zum ersten Male auf die Reiterei übertragen, ein Verfahren, das
Epaminondas dann bei Mantinea mit Erfolg nachgeahmt hat (Bd. I S. 63).
Dazu kam, dafs die geschilderte Art des Anmarsches es nahelegte,
zuerst mit dem rechten Flügel in das Gefecht einzutreten, und dafs
hier allein nach dem Gelände die Reiterei verwendbar war. So
wirkte alles zu dieser Schlachtanlage zusammen, und wir finden eine
Bestätigung der schon früher (Bd. I S. 77 ff.) erkannten Wahrheit,
dafs in der thebanischen Periode keineswegs der linke Flügel immer
der Angriffsflügel zu sein braucht, sondern dafs je nach Gelände und
Umständen auch der rechte zu dieser Aufgabe bestimmt werden kann.

Aber diese Schlacht hat noch eine andere Eigentümlichkeit.

Wie bei Leuthen stand hier der eine Flügel des Gegners höher
als der andere in einer das Ganze beherrschenden Stellung. Man
sollte also denken, dafs, wie dort Friedrich der Grofse auf Gewinnung
dieser Position den Hauptnachdruck gelegt hatte'), so auch hier
gegen sie der Angriff in erster Linie gerichtet worden wäre, weil
mit ihrer Gewinnung alles gewonnen war. Aber diese an sich natür-
lichste Schlachtanlage machten die geschilderten Umstände hier nicht
ratsam, und so mufste Pelopidas auf andere Weise helfen. Durch
Einsetzen seiner Persönlichkeit auf dem Defensivflügel versucht er
hier den Kampf so lange mit höchster Energie aufrechtzuhalten,
bis seine Reiterei den Gegnern in die Flanke gefallen war. Er er-
reichte sein Ziel durch wiederholte kräftige Offensivstöfse. Die ganze
Iinpetuosität und Leidenschaftlichkeit des Mannes tritt dabei hervor,
und so kommt es, dafs man bei oberflächlicher Lektüre des Schlacht-
berichtes diesen Flügel geradezu für den Angriffsflügel des ganzen
Heeres halten könnte und zwar um so mehr als unser unmilitärischer
und nur für das Persönliche interessierter Berichterstatter die Tätig-
keit der Reiterei nur nebenbei behandelt, das persönliche Eingreifen
des Feldherrn dagegen in den Mittelpunkt seiner Schilderung ge-
rückt hat. Der Kundige wird sich dadurch nicht täuschen lassen.

Aber auch für uns ist allerdings die rastlose, leidenschaftlich

') Man vergleiche den Ausspruch Friedrichs d. Gr. darüber (Bd. I S. 81 A. 1.)
 
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