2\. Delegiertentag des Verbandes Deutscher Lunstgewerbevereine.
Haltung der deutschen Schrift. Der Berichterstatter
bat den Delegiertentag, nachdrücklichen Einspruch ein-
zulegen gegeit die Verdrängung der deutschen Schrift
aus der Schule, was durch den Beschluß der sDetitions-
fommiffton des Reichstags, die deutsche Schrift in
den Volksschulen erst nach einer Reihe von Jahren
lehren zu lasset!, in den Bereich der Möglichkeit ge-
rückt sei. Er hebt hervor, die deutsche Schrift habe
5^0. Schiniedeiserner Lüster; von tvilh. Lichheim.
('/10 d. wirk!. Größe.)
sich dergestalt der deutschen Sprache angepaßt, daß
sie bei langen Wortzusammensetzungen sich leichter liest
als die Lateinschrift und für die Augen zweckmäßiger
ist als Antiqua. Zn der (deutschen Schrift sei ein
Schatz von schönen und dekorativen Buchstaben vor-
handen, der künstlerischer Fortbildung fähig ist. Seine
Ausführungen gipfelten in dem Antrag: der Verbands-
tag möge beschließen: „Wir erheben nachdrücklichen
Einspruch gegen den Versuch, die deutsche Schrift
aus den Schulen zu verbannen, weil wir in ihr einen
wertvollen Bestandteil unserer künstlerischen Bildung
und unserer hochqualifizierten Buchkunst erblicken,
dessen Verschwinden für unser ganzes Buchgewerbe
unberechenbare Nachteile zur Folge hätte. Wir richten
an den Reichstag und Bundesrat die Bitte, dem
dahinzielenden Beschluß der Petitionskommission nicht
beizutreten."
An den Antrag schloß sich eine längere sehr
eingehende Debatte, die auch politische Punkte berührte.
Dr. Jessen, Berlin, wandte sich gegen den Antrag,
besonders weil die deutsche Schrift iin Weltverkehr
gegenüber der englischen einen schweren Stand habe.
Vr. Wolfs, Palle, hat bei der letzten Volkszählung
in Palle ermittelt, daß von s8sOOO Zählern 80°/g die
Zählblätter (abgesehen von den Unterschriften) in
deutscher Schrift ausgefüllt haben; der Rest bestand
aus einem Drittel aus reiner Antiqua, zu einem
Drittel aus gemischter Schrift. Sehr warm trat
Baurat Or. Paupt, pannover, für die Beibehaltung
der deutschen Schrift ein; er meint, man müsse sich
entschieden gegen die Absicht stemmen, die Axt an
die Wurzel der deutschen Schrift in der Volksschule
zu legen. Das Verschwinden der alten Schriften be-
deute einen großen nationalen Verlust gegen den
inan sich wehren müsse. — Mit großer Mehrheit
wurde der Antrag in der veränderten Fassung ange-
nommen: ..... „weil in der deutschen Schrift ein
wertvoller Bestandteil unserer künstlerischen Bildung
und unserer hochqualifizierten Buchkunst und ein künst-
lerischer Reichtum zu erblicken ist, der unbedingt der
Erhaltung wert ist". Der Satz „dessen Verschwin-
den .... zur Folge hätte" wird gestrichen.
Anläßlich der „Schrift"-Debatte wurde auch die
Gestaltung des neuen pundertmarkscheins bemängelt,
da sie — ebenso wie die gegenwärtigen Reichspost-
marken — das Empfinden der ganzen künstlerischen
Welt beleidigen; die gesamte Aünstlerschaft Deutsch-
lands müsse geschlossen gegen diese Erzeugnisse Vor-
gehen. Es wurde daher eine Petition an das Reichs-
schatzamt beschlossen, in Zukunft die Banknoten in
besserem künstlerischen Gewände erscheinen zu lassen.
Zun: letzten Referat hatte Vr. Gg. Lehnert
die Frage der Aalenderreform gewählt, im
pinblick auf deren Einfluß auf das schaffende Aunst-
gewerbe. Die Ausführungen zielten nicht nur auf
Festlegung des Osterfestes, sondern auf eine völlige
Umgestaltung der Monatseinteilung und -Dauer hin,
wobei das Vierteljahr je .91 Tage erhalten und der
überzählige Tag als Neujahrsfeiertag zwischen dem
3 s. Dezentber und s. Januar eingeschoben sowie in
den Schaltjahren zwischen 3s. Juni und s. Juli ein
Feiertag eingeschaltet werden solle. Die Versamm-
lung entschied sich nur für Festlegung des Gster-
Haltung der deutschen Schrift. Der Berichterstatter
bat den Delegiertentag, nachdrücklichen Einspruch ein-
zulegen gegeit die Verdrängung der deutschen Schrift
aus der Schule, was durch den Beschluß der sDetitions-
fommiffton des Reichstags, die deutsche Schrift in
den Volksschulen erst nach einer Reihe von Jahren
lehren zu lasset!, in den Bereich der Möglichkeit ge-
rückt sei. Er hebt hervor, die deutsche Schrift habe
5^0. Schiniedeiserner Lüster; von tvilh. Lichheim.
('/10 d. wirk!. Größe.)
sich dergestalt der deutschen Sprache angepaßt, daß
sie bei langen Wortzusammensetzungen sich leichter liest
als die Lateinschrift und für die Augen zweckmäßiger
ist als Antiqua. Zn der (deutschen Schrift sei ein
Schatz von schönen und dekorativen Buchstaben vor-
handen, der künstlerischer Fortbildung fähig ist. Seine
Ausführungen gipfelten in dem Antrag: der Verbands-
tag möge beschließen: „Wir erheben nachdrücklichen
Einspruch gegen den Versuch, die deutsche Schrift
aus den Schulen zu verbannen, weil wir in ihr einen
wertvollen Bestandteil unserer künstlerischen Bildung
und unserer hochqualifizierten Buchkunst erblicken,
dessen Verschwinden für unser ganzes Buchgewerbe
unberechenbare Nachteile zur Folge hätte. Wir richten
an den Reichstag und Bundesrat die Bitte, dem
dahinzielenden Beschluß der Petitionskommission nicht
beizutreten."
An den Antrag schloß sich eine längere sehr
eingehende Debatte, die auch politische Punkte berührte.
Dr. Jessen, Berlin, wandte sich gegen den Antrag,
besonders weil die deutsche Schrift iin Weltverkehr
gegenüber der englischen einen schweren Stand habe.
Vr. Wolfs, Palle, hat bei der letzten Volkszählung
in Palle ermittelt, daß von s8sOOO Zählern 80°/g die
Zählblätter (abgesehen von den Unterschriften) in
deutscher Schrift ausgefüllt haben; der Rest bestand
aus einem Drittel aus reiner Antiqua, zu einem
Drittel aus gemischter Schrift. Sehr warm trat
Baurat Or. Paupt, pannover, für die Beibehaltung
der deutschen Schrift ein; er meint, man müsse sich
entschieden gegen die Absicht stemmen, die Axt an
die Wurzel der deutschen Schrift in der Volksschule
zu legen. Das Verschwinden der alten Schriften be-
deute einen großen nationalen Verlust gegen den
inan sich wehren müsse. — Mit großer Mehrheit
wurde der Antrag in der veränderten Fassung ange-
nommen: ..... „weil in der deutschen Schrift ein
wertvoller Bestandteil unserer künstlerischen Bildung
und unserer hochqualifizierten Buchkunst und ein künst-
lerischer Reichtum zu erblicken ist, der unbedingt der
Erhaltung wert ist". Der Satz „dessen Verschwin-
den .... zur Folge hätte" wird gestrichen.
Anläßlich der „Schrift"-Debatte wurde auch die
Gestaltung des neuen pundertmarkscheins bemängelt,
da sie — ebenso wie die gegenwärtigen Reichspost-
marken — das Empfinden der ganzen künstlerischen
Welt beleidigen; die gesamte Aünstlerschaft Deutsch-
lands müsse geschlossen gegen diese Erzeugnisse Vor-
gehen. Es wurde daher eine Petition an das Reichs-
schatzamt beschlossen, in Zukunft die Banknoten in
besserem künstlerischen Gewände erscheinen zu lassen.
Zun: letzten Referat hatte Vr. Gg. Lehnert
die Frage der Aalenderreform gewählt, im
pinblick auf deren Einfluß auf das schaffende Aunst-
gewerbe. Die Ausführungen zielten nicht nur auf
Festlegung des Osterfestes, sondern auf eine völlige
Umgestaltung der Monatseinteilung und -Dauer hin,
wobei das Vierteljahr je .91 Tage erhalten und der
überzählige Tag als Neujahrsfeiertag zwischen dem
3 s. Dezentber und s. Januar eingeschoben sowie in
den Schaltjahren zwischen 3s. Juni und s. Juli ein
Feiertag eingeschaltet werden solle. Die Versamm-
lung entschied sich nur für Festlegung des Gster-