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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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N. Z.: Die Münchener Dekorative Malerei und Anton Kiesgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0007
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ANTON KIESGEN-MÜNCHEN MALEREI IN EINEM SPORT» U. MODESALON

1909/10 und ging aus von der Aussteilung bemalter
Wohnräume im alten Augustinerstock. Bewußt wirt*
schaftliche Tendenzen haben damals mitgewirkt, das
Gebiet der dekorativen Malerei auf breitere Grund-
lagen zu stellen, das bemalte Möbel war schon um
die Jahrhundertwende aufgekommen, hatte aber, aus
dem Sammelinteresse an älterer Volkskunst entstan-
den, von dieser Quelle noch nicht losgelöst werden
können. Auch Lentner hatte sich früher schon verein^
zeit mit der Bemalung von Möbeln befaßt. Jetzt griff
man das Problem mit dem Willen auf, die Volkskunst
abzustreifen und es mit neuen dekorativen Motiven,
wenn auch noch mit Anlehnung an die bisherige Manier
zu bearbeiten. Daß daneben die Wandbemalung im
weitesten Sinne gepflegt, daß sie längst die Ursprung»
liehe naturalistische Richtung abgestreift und sich in
strenger Stilanpassung an die architektonischen Grund-
linien vervollkommnet hatte, bedarf kaum der Er-
wähnung. Jedenfalls wurde die frische Regsamkeit
der Münchener Maler, die sich in der Ausstellung be-
malter Wohnräume auswirkte, wieder weithinführend.
Hamburg, Würzburg, Stettin folgten mit gleichen Ver*
anstaltungen, die den Münchener Einfluß bewiesen
und so ging auch damals wieder eine Welle der Be-

lebung für die Dekorationsmalerei von München aus.
Die Gegenwelle bildete später die expressionistische
Strömung, die in umgekehrter Richtung von auswärts zu
uns herüberbrandete. Es kann nicht verkannt werden,
daß der Expressionismus auch unsere Dekorations-
maierei beeinflußt hat, aber er wurde doch sehr skep-
tisch aufgenommen und fand nur nach sehr gewissen^
hafter Auswahl und gründlicher Verarbeitung mit
wenigen Ausläufern Eingang. München bewies auch
damit wieder, daß es sich keiner neuen Richtung ver-
schließt, aber noch weniger sich irgend einer wahllos
in die Arme wirft.

Wenn wir mit diesem Rückblick auf den Werde-
gang der Münchene'r Dekorationsmalerei etwas weiter
ausgegriffen haben, so geschah es nicht nur um dessen
Rolle in der Entwicklung der letzten Jahrzehnte klar-
zustellen, sondern man muß sich diese Vorgänge auch
ins Gedächtnis rufen, wenn man die Lebensarbeit der
Jüngeren recht würdigen will. Wir möchten uns näm-
lieh hier mit einem solchen beschäftigen, von dem schon
vor 11 Jahren in diesen Blättern die Rede war. Stephan
Steinlein schrieb damals „Seinen Weg wird Anton
Kiesgen" — ihn meinen wir, — „zu finden wissen,
dem Tätigen bleibt die Welt nicht stumm. Er und

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