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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0036
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Was bei alledem tief erstaunt, ja erschüttert, ist das Übermaß
von Egozentrik eines Teiles der Bauhäusler, das Übermaß von
Naivität seitens der übrigen All das, was wir relatives Empfin-
den nennen möchten, ging bis zuletzt dem Bauhaus völlig ab.
Beziehungslos, in sich selbst mehr wie Genüge findend (und das
unklare Bewußtsein der eigenen Unzulänglichkeit durch stets ver-
mehrten Anspruch nach außen betäubend), lebte es abseits des
Lebens. Des wirklichen Lebens von heute und morgen, des Da«
seins der bittren Notwendigkeiten, der tausendfachen Sorge und
der tausendfachen Hoffnun-
gen. Dasallesgingdadraußen
irgendwo vorbei im Strome
des Alltags. Aber im Bau-
haus saß man zusammen, be-
rauschte sich an sich selbst
und an den selbstgezeugten
Förmchen, von denen auch
die angeblich praktischen zu»
meist so unbrauchbar wie nur
möglich sind, und schwebte in
einer Wolke eigenen Weih-
rauchs über der vulgären At-
mosphäre des Seins. Und als
diese Wolke in der Rauheit
des Lebenskampfes zerfetzt
wurde, schimpften die unsanft
Heruntergefallenen heftig und
beleidigt auf die undankbare
Härte dieser Erde! defficile
est, satiram non scribere!

Daß dieses Volk, jenseits
dessen sie lebten,den größeren
Anspruch hat (und den mit
tiefstem Recht), werden das
Bauhausleute je begreifen ?
Niemand wird Künstlern das
Recht bestreiten, durch ihre
Kunst und nur für ihre
Kunst leben zu dürfen und
nur dem eigenen inneren Ruf
Verantwortung zu schulden.
Im Augenblick aber, in dem
sie ein Erziehungsrecht bean-
spruchen, in dem sie für die
Möglichkeit der Ausübung
ihrer künstlerischen Tätigkeit
öffentliche Mittel in Anspruch
nehmen, hört diese autonome
Selbstverantwortung auf,die
Pflicht zur Rechtfertigung durch

Leistung, durch das Werk beginnt. — Zum Abschluß noch wenige
Fragen, die sich aufdrängen. Müssen wir in Deutschland heute noch
Schulen errichten, in welchen die Fähigkeit kultiviert wird, für be-
mittelte Schichten angenehme und interessante Nebensächlichkeiten
zu erzeugen? Müssen junge Menschen dafür abgerichtet werden,
die Lebensöde und die Inhaltsleere unserer sogenannten Kultur-
kreise mit immer neuem Kunstkonditorkram auszufällen, der den
Herstellern selbst den Magen verdirbt? Hängt uns nicht dieser
5 Uhr-Tee-Kunstbetrieb, dieses blöde Kulturgeschwätz, dieses
alberne Getue um jede dürftige Intellektgeburt so intensiv wie nur
möglich zum Halse heraus? Im neuen Heft des Querschnitt findet
sich ein Brief des Malers Arthur Grimm an den Sammler Flecht-

FR. VON TI IIERSCH

heim und in diesem folgende Worte: ,.Es ist doch eine gewisse
Übersättigung moderner problematischer Kunst festzustellen.
Es wird sich bald keine Sau mehr dafür interessieren und jeder
Prominente wird sein kleines Kreischen um sich haben. Wir
gehen vielleicht einer Zeit entgegen, die, wie ich glaube, zur
Wahrheit und Einfachheit neigt."

Das Bauhaus ist tot! Und die Bauhausleute brauchen nicht
mehr nach außen hin zu proklamieren. Sicherlich werden die
Wertvollen unter ihnen aus innerem Zwange ihren Weg

gehen. Den übrigen einWort
Nietzsches ins Stammbuch :
„Das Pathos der Attitüde
gehört nicht zur Größe: wer
Attitüden überhaupt nötig
hat, ist falsch!" H. de Fries.

Jahresschau Deutscher
Arbeit in Dresden: 1925
Wohnung und Siedlung.

Der „Verein zur Veranstal-
tung der Jahresschau Deut-
scher Arbeit Dresden E.V.",
der vom sächsischen Staate
und der Stadt Dresden wirt-
schaftlich gestützt wird und
unter künstlerischer Leitung
von Prof. Groß steht, rüstet
zur vierten Jahresschau. Be-
kanntlich wurde 1922 eine
solche über „Porzellan, Kera-
mik, Glas" veranstaltet, 1923
folgte „Spiel und Sport", im
letztenjahre dieTextilausstel*
lung. Heuer soll das Thema
„Wohnung und Siedlung"
zugrunde gelegt werden. Und
zwar wird sich die Jahresschau,
die in dem großen städtischen
Ausstellungsgebäude am
Großen Garten und den zu-
gehörigen Hallen und Bauten
untergebracht wird, in zwei
Abteilungen gliedern : W i s-
senschaft und Kunst
und Industrie und
Handwerk. Die erstere
wird Geschichtliches und So-
zialwissenschaftliches bringen
und sich mit Wohnungss und
Siedlungspolitik beschäftigen.
Wogegen die Abteilung „Im
dustrie und Handwerk", die den weitaus größerenTeil der Aus-
stellung ausmachen wird, die praktische Darstellung der verschie-
denen Bautechniken, ferner Wohnungseinrichtungen und Haus-
gerät, Mustergärten für Stadt undSiedlung, endlich Musterbauten
und Siedlungshäuser enthalten wird. Nähere Aufschlüsse erteilt
die Geschäftsstelle, Dresden, Lennestraße 3.

Bauausstellung 1925 in Essen. Die Bauausstellung findet
vom 18. Juli bis 31. August 1925 in Essen statt und umfaßt
folgende Gruppen: 1. Baustoffe,-2. Baumaschinen und
Baugeräte,. 3. neuere Baukonstruktionen,-4. Aus-
stellung des Verbandes Deutscher Architekten-
und Ingenieur-Vereine,. 5. Industriebau. In der

REISESKIZZE 1880

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