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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Fischer, J. L.: Die Kunst am Metall
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0048
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War die Arbeit soweit gediehen, so gelangte das
Stück wieder in die Hand des Messerschmiedes, der
die Vergoldung vornahm. Bei sämtlichen Arbeiten der
Münchener Eisenschneider sind alle Figuren und Or-
namente wie auch die unverzierten Teile blau ange-
laufen, während der
vertierte Grund ver-
goldet ist. Durch den
lebhaften Kontrast
von Blau und Gold
entsteht eine außcr-
ordentlich geschmack-
volle Farbenwirkung.
Eine weitere, den
Münchener Meistern
allein eigentümliche
Verzierungsart be-
steht darin, daß auf
den gebläuten Orna-
menten kleine Punkte,
wie Augen u.s.w.,
ebenfalls vergoldet
sind. Ebenso auch die
bei den Schuppen^
mustern auftretenden
kleinen Punkte in den
Zwid^eln. Die Ver-
goldung geschah, wie
das auch in den Hof-
zahlungsrechnungen
vielfach erwähnt ist,
im Feuer, d. h., das
mit Quecksilber ver-
mischte Gold <Gold-
amalgam) wurde auf
den zu vergoldenden
Stellen aufgetragen
und das Quecksilber
durch Erhitzen zur
Verdampfung ge-
bracht. Nun ist aller-
dings bei einer Aus-
gäbe der Hofzahl-
amtsrechnungen von
für den Eisenschnei-
der gelieferten Silber
die Rede. Mainho-
fer beschreibt die Ei-
senschnittarbeiten in
der Cammergaleria:
„Musketen etc., die
Schloß und Rohr mit

ETUI FÜR TABAKSPFEIFE (zusammenlegbar).
Zwei Indianer rauchen die Friedenspfeife <die schillernde Eidechse und die
grüne Schlange). Das Kriegsbeil ist begraben (überfeilt tauschiert). Äußerer
Rand ein ständig wechselndes Ornament, rings in rhythmischen Punkten der
Name des Besitzers (erhaben tauschiert). Rückseite leichte Atzung, umran»
det mit erhabenem Ornament.

vergultem Silber ziert". Es wäre demnach möglich, daß
bei einzelnen Stücken vor der Vergoldung noch eine
Versilberung stattfand. In den Hofstaatsrechnungen
Herzog Albrechts VI. kommt der Goldschmied Hans
Ernst Gottbewahr vor mit Ausgaben für Einschlagen

von Gold in Eisen-
schnittarbeiten, und
so sehen wir hier
auch die Technik des
Aufhämmerns von
Goldplättchen auf
gerauhtem Grund
angewendet,- worin
die auch bei den Mes^
serschmiedausgaben
aufgeführteTätigkeit
des Ausfeilens be-
stand, ist nicht ganz
klar,- vielleicht war,
nachdem es meist
Ausgaben für Büch-
sen betrifft, demMes^
serschmied die für
den Eisenschneider
zu handwerksmäßige
Arbeit der äußeren
Riffelung der Läufe
übertragen. Nach der
Vergoldung ließ der
Messerschmied die
Eisenteile blau an-
laufen. Dies geschah,
indem man die be-
treffende Eisenarbeit
in einen Muffel mit

Holzkohlenfeuer
brachte, wo dann bei
gewisser Tempera^
tur das Eisen blau
anlief." Im Laufe des
18. und 19. Jahrhun-
derts ist die Kunst
der unedlen Metalle
ziemlich inVerfall ge-
raten und dieNeuzeit
mußte sich erst alL
mählich wieder eine
eigene Gasse frei-
machen. Zu den Pio-
nieren auf diesem
Gebiete gehört Max
Kolb.

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