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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Fischer, J. L.: Die Kunst am Metall
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0049
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II.

DIE ARBEITEN MAX KOLBS.
Die Arbeit und kunstgewerbliche Entwicklung von gebildeten Graveur mit unbedingter Beherrschung
Max Kolb ist die Geschichte eines umfassenden Auf- der Meißeltechnik und das Gravieren mit dem Hand»
trags von seltener mäzenatischer Größe. Ein Kunst» Stichel. Diese Techniken allein geniigen nicht, um an
sinniger, A. van Hoboken, fand Gefallen an dieser das heranzukommen, was in den früheren Jahrhun-
Art Kunst, ließ wie zur

Probe, ein paar Stücke für
seinen Schreibtisch arbei»
ten. Daraus entwidcelte
sich ein vielseitiger, alle nur
möglichen Gegenstände
treffender Auftrag, der
Max Kolb Gelegenheit
gab, nicht nur in der Or-
namentikdem Erfindungs»
geiste immer neue Auf»
gaben zuzuweisen, sondern
vor allem in der Meister»
Schaft der Technik von
Stufe zu Stufe emporzu»
schreiten. Schon vor ein
paar Jahren haben wir an
dieser Stelle eine Kassette,
später eine Uhr zur Ab»
bildung gebracht, die zeigt,
in welcher Richtung und
mit welchem sicheren Sy»
stem Max Kolb an die
feine Metallarbeit getreten
'st. Wir haben ihn gebeten,
sich selbst über seine tech»
nischen und künstlerischen
Grundsätze zu äußern, die
er bei dieser reichverzweig»
ten Schreibtischgarnitur aus
Bronze in Metallschnitt,
Tauschierung,Gravierung,
Ätzung undMetallfärbung
zur Verwendung gebracht
bat: „Metallschnitt und
Tauschierkunst sind heute
ein verloren gegangenes
Kunstgewerbe im Verhält»
n's zu den früheren und
frühesten Jahrhunderten.
In der Hauptsache anWaf»
fen und Waffengeräten an»

ETUI FÜR ZIGARETTENSPITZE.
Indianer auf dem Kriegspfad (überfeilt), Umrandung erhaben
tausdiiertes Ornament.

derten geleistet wurde. Der
Umstand lag darin, daß
fast jede Möglichkeit einer
guten Schulung fehlte und
im Kunstgewerbe der
Faden nicht aufgegriffen
wurde, um es nach der
Ritterzeit weiterzuführen.
Nach rastlosen und unein»
träglichen Bemühungen ist
es mir nach vielen Jahren
gelungen, alle technischen
Schwierigkeiten zu über»
winden und das zu er»
reichen, drei Metalle über»
einander zu tauschieren.
Die breiteste Fläche und
die feinste Linie überfeilt
und erhaben einzuhäm»
mern, die Methode, die
bei den Orientalen ange»
wendet wurde, breite Flä»
dien und starke Linien
aufzulöten, ist ein Beweis
dafür, daß sie verschiedene
Schwierigkeiten nicht lösen
konnten und das Löten zu
Hilfe nehmen mußten. Die
Zuhilfenahme des Lötens
fällt bei meinen Tauschier»
arbeiten vollständig fort.
— Auch ist es der Mehr»
zahl der Graveure unbe»
kannt, daß man mit Harn»
mer und Stichel die feinsten
Gravierungen ausführen
kann und einen sichereren
Stich als mit der Hand er»
reicht. Das ist kein angst»
liches Vorwärtstreiben des
Stichels oder Meißels, son»
dern ein frischer freier

'cnuna Warfengeräten an» v"' "—-

gebracht, stand es in der Ritterzeit in hoher Blüte und Schnitt. Der Meißelmuß über die Metallfläche fahren und

S'ng mit diesem beinahe unter. jedes künstlerische Empfinden zum Ausdruck bringen.

Die Möglichkeiten es zu erlernen sind sehr gering, Die ganze soziale Lage des Graveurs ist heute nicht

weil es an den Voraussetzungen mangelt, die Grund» dazu angetan, daß er sich wieder zurecht finden kann,

läge erfordert einerseits den vollkommen technisch aus» um den Faden wieder aufzugreifen, eher ist eine weitere

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