ADOLF HENGELER.
Festblatt zum 50jähr. Bestehen des Bayer. Kunstgewerbevereins.
schule in München, Stellung. 1868 wurde die Zeichenschule verstaatlicht, aus ihr entstand die heutige
Kunstgewerbeschule in München.
Rührige Kleinarbeit füllte diese ersten zwanzig Jahre aus, die im übrigen durch ein allmähliches
Herauswachsen aus dem Kleinbürgertum, politisch durch die werdende Einigung der deutschen Stämme
gekennzeichnet wurden. Der siegreiche Krieg und die folgenden Jahre des wirtschaftlichen Auf*
Schwungs brachten neue Aufgaben mit sich und leiteten eine Zeit steigenden Wohlstandes ein, die
sich bis zum Weltkrieg erstreckte. Aber noch war man über die Grundlagen zu wenig hinausgekommen,
ttian steckte zu sehr im Schulmäßigen und hatte sich zu eng an die kleinliche Art der Zeit angepaßt.
■Mit Enttäuschung wurde man das auf der Wiener Weltausstellung 1873 gewahr und sah mit
einer uns Deutschen und unserem engeren Vaterlande eigenen Neigung zur Selbstunterschätzung der
Zukunft recht mutlos entgegen. Daß dennoch nur der Schlußstein fehlte, um die Arbeit von mehr
als 2 Jahrzehnten zu vollem Erfolg zu führen, das wurde nicht erkannt. Doch besser als alle Erkenntnis
war die Tat, mit der jetzt Ferdinand von Miller eben an die Spitze des Vereins getreten, das Münchener
Kunstgewerbe zum Siege führte. Er wollte anläßlich des 25 jährigen Bestehens des Vereins mit einer
großen deutschen Ausstellung zeigen, was unsere Väter an Kunsthandwerk geleistet haben, die Liebe
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Festblatt zum 50jähr. Bestehen des Bayer. Kunstgewerbevereins.
schule in München, Stellung. 1868 wurde die Zeichenschule verstaatlicht, aus ihr entstand die heutige
Kunstgewerbeschule in München.
Rührige Kleinarbeit füllte diese ersten zwanzig Jahre aus, die im übrigen durch ein allmähliches
Herauswachsen aus dem Kleinbürgertum, politisch durch die werdende Einigung der deutschen Stämme
gekennzeichnet wurden. Der siegreiche Krieg und die folgenden Jahre des wirtschaftlichen Auf*
Schwungs brachten neue Aufgaben mit sich und leiteten eine Zeit steigenden Wohlstandes ein, die
sich bis zum Weltkrieg erstreckte. Aber noch war man über die Grundlagen zu wenig hinausgekommen,
ttian steckte zu sehr im Schulmäßigen und hatte sich zu eng an die kleinliche Art der Zeit angepaßt.
■Mit Enttäuschung wurde man das auf der Wiener Weltausstellung 1873 gewahr und sah mit
einer uns Deutschen und unserem engeren Vaterlande eigenen Neigung zur Selbstunterschätzung der
Zukunft recht mutlos entgegen. Daß dennoch nur der Schlußstein fehlte, um die Arbeit von mehr
als 2 Jahrzehnten zu vollem Erfolg zu führen, das wurde nicht erkannt. Doch besser als alle Erkenntnis
war die Tat, mit der jetzt Ferdinand von Miller eben an die Spitze des Vereins getreten, das Münchener
Kunstgewerbe zum Siege führte. Er wollte anläßlich des 25 jährigen Bestehens des Vereins mit einer
großen deutschen Ausstellung zeigen, was unsere Väter an Kunsthandwerk geleistet haben, die Liebe
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