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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Kiener, Hans: Stilbildungstheorien in der Vergangenheit und Gegenwart
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0083
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FRIEDRICH VON TH1ERSCH. Vestibül im Justizpalast.

Aus Fr. v. Thiersch, Verlag Hugo Bruckmann, München.

eine Fülle von vornherein unkünstlerischer Gedankengänge poetischer, philosophischer, religiöser oder
Patriotischer Art ins Kunstwerk hereintrug. Solche Versuche sind z. B. Vaudoyeir, maison d'un cosmo*
polite: ein Himmelsglobus auf einer runden Halle dorischer Säulen; oder der Entwurf zu Newtons
Grab von Gay und Labadie, wo allen Ernstes versucht wurde, das Ideal des „vollkommenen" d. h.
kugelförmigen Raumes zu verwirklichen.

Auf dem Papier hat sich der spekulative Sinn der damaligen französischen Architekten reichlich
ausgelebt. Man vergleiche die Grands prix d'architecture; man vergleiche die Lehrbücher vonDetour«
nelle und Durand; und insbesondere das umfangreiche Kupferwerk von Le Doux, das als eine
Schreckenskammer bezeichnet werden muß. Und es stellt der Sicherheit der französischen künstlerischen
Kultur das glänzendste Zeugnis aus, daß die Dinge, die wirklich gebaut wurden, so formsicher und
vollendet, so frei von aller Vernünftelei dastehen wie die Chambre des Deputes, der Are de triomphe
de l'etoile, die Madeleine.

War es Eigentümlichkeit dieses ersten bewußten Versuches, die Kunst verstandesmäßig zu beein«
Aussen, daß ein großer Teil seiner Forderungen lediglich auf die Bestimmung des Stimmungsgehaltes

lstund Handwerk. Jahrgg. 1925. Heft 5/6.

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