GERMAN BESTELMEYER.
Empfangszimmer im Gebäude Arminia.
Aus ,.Dekorative Kunst", Verlag F. Bruckmann A..G., München.
stattgefunden hat: Es entwickelte sich langsam, frei und fern von aller Theorie eine Abwandlung der
deutschen Renaissance, die als etwas Lebensfähiges und zugleich Neues angesprochen werden muß.
Und es ist nur konsequent, wenn nach der Renaissance auch der Barock intensiv studiert und orga*
nisch weitergebildet wurde.
Diese Entwicklung wurde wieder gestört, nicht aufgehalten, als um die Jahrhundertwende ein
„neuer Stil", der Jugendstil mit großem Geschrei und großer literarischer Propaganda, diesmal von
Holland her, in Szene gesetzt wurde. Der hauptsächliche Programmpunkt schien die „Neuheit"
der Form zu sein, mußte sie auch durch gröbliche Verletzung der elementaren Gesetze der Gestaltung,
mußte sie auch auf Kosten einer folgerichtigen Konstruktion und sachlicher Zweckmäßigkeit gewonnen
werden. Der „Jugendstil" ist heute wie alle seine literarisch inspirierten Vorgänger längst antiquiert,
nur in exotischen Ländern fristet er noch ein verspätetes importiertes Dasein.
Und damals, gerade zu der Zeit, da der Jugendstil am wildesten tobte, 1898, hat das Problem des
„Neuen Stils" in München eine vorbildliche Lösung gefunden. Ganz frei von allen theoretischen Er*
wägungen, einfach aus Anschauung und Gestaltungskraft heraus, hat damals F. v. Stuck sein Haus
gebaut. Es ist durchaus selbständig, wie Stuck unter Beobachtung der optischen und psychischen
Grundgesetze der Gestaltung Elemente der Antike, der Renaissance und des Empire weitergebildet und
zu einem neuen lebensvollen Organismus zusammengeschlossen hat.
Um die gleiche Zeit schrieb A. v. Hildebrand sein „Problem der Form" und bewies durch den
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Empfangszimmer im Gebäude Arminia.
Aus ,.Dekorative Kunst", Verlag F. Bruckmann A..G., München.
stattgefunden hat: Es entwickelte sich langsam, frei und fern von aller Theorie eine Abwandlung der
deutschen Renaissance, die als etwas Lebensfähiges und zugleich Neues angesprochen werden muß.
Und es ist nur konsequent, wenn nach der Renaissance auch der Barock intensiv studiert und orga*
nisch weitergebildet wurde.
Diese Entwicklung wurde wieder gestört, nicht aufgehalten, als um die Jahrhundertwende ein
„neuer Stil", der Jugendstil mit großem Geschrei und großer literarischer Propaganda, diesmal von
Holland her, in Szene gesetzt wurde. Der hauptsächliche Programmpunkt schien die „Neuheit"
der Form zu sein, mußte sie auch durch gröbliche Verletzung der elementaren Gesetze der Gestaltung,
mußte sie auch auf Kosten einer folgerichtigen Konstruktion und sachlicher Zweckmäßigkeit gewonnen
werden. Der „Jugendstil" ist heute wie alle seine literarisch inspirierten Vorgänger längst antiquiert,
nur in exotischen Ländern fristet er noch ein verspätetes importiertes Dasein.
Und damals, gerade zu der Zeit, da der Jugendstil am wildesten tobte, 1898, hat das Problem des
„Neuen Stils" in München eine vorbildliche Lösung gefunden. Ganz frei von allen theoretischen Er*
wägungen, einfach aus Anschauung und Gestaltungskraft heraus, hat damals F. v. Stuck sein Haus
gebaut. Es ist durchaus selbständig, wie Stuck unter Beobachtung der optischen und psychischen
Grundgesetze der Gestaltung Elemente der Antike, der Renaissance und des Empire weitergebildet und
zu einem neuen lebensvollen Organismus zusammengeschlossen hat.
Um die gleiche Zeit schrieb A. v. Hildebrand sein „Problem der Form" und bewies durch den
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