Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

DOI Artikel:
Kiener, Hans: Neue Arbeiten von Joseph Bergmann
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0152
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JOS. BERGMANN

Apsisgemälde in Freyung

setzen der Wandmalerei, vor allem hinsichtlich der tek»
tonischen Aufteilung der zu bemalenden Fläche. Und
hier scheint ihm in Ravenna so Wichtiges gefunden zu
sein, daß eine moderne Monumentalmalerei, die diese
in jahrhundertelanger stetiger Kulturarbeit gewon»
nenen formalen Resultate, ignorierte, sich selbst vom
lebendigen Mutterstamme abschnürte.

Einer alten klassizistischen, dogmatisch eingestellten
Ästhetik war es selbstverständlich, daß es eine all»
gemein gültige Kunst gebe, eben die griechisch»k[as»
sische. Die Romantik und ihre Erziehung zum histo»
rischen Denken, brachte die wünschbare Erweiterung
des Horizontes, die jeden Stil als notwendigen Aus»
druck seines Zeit» und Volkscharakters gelten ließ.
Wir heutigen, relativistisch bedingt, neigen dazu, diese
Einstellung zu übertreiben, wir sehen gerne zu sehr
das Einmalige und historisch Bedingte und neigen dazu,
das Bleibende, das allgemein Menschliche und das all»

gemein Künstlerische, das in jeder Kunstäußerung doch
auch darin steckt, zu übersehen. Es muß die Möglich»
keit offen bleiben, daß wahlverwandte Nachgeborene
da wieder anknüpfen, wo ihre Pulse höher schlagen,
wo ihnen verwandtes Leben strömt. Eben das Inne»
haben einer verwandten Bewußtseinsstufe ermöglicht
es, solchen das Wesentliche ihrer Vorbilder zu erfassen.
Jede ernsthafte Arbeit macht es zur Pflicht, auf den
Resultaten früherer Geschlechter organisch weiterzu»
bauen. Das eigene Blut und die eigene Zeit werden
unbewußt dafür sorgen, daß etwas Neues und Eigen»
tümliehes entsteht. Der historische Rüdiblidt auf die
Abfolge der Stilepochen, die alle organisch aus» und
aufeinandergewachsen sind, jede in ihremWesentlichen
nur sie und doch keine ohne dieVor^ und Zwischen»
stufen denkbar, lassen das mit Bestimmtheit erwarten.

Ein schöner Beweis für diese Theorie sind die Ar»
beiten Joseph Bergmanns. Sein schon verschiedentlich

150
 
Annotationen